Klagen in Milliardenhöhe: Ohne Lizenz drohen Sportwettenanbietern Gerichtverfahren

Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland sollte Sportwettenanbietern dieses Jahr eigentlich ein Rekordgeschäft einbringen. Doch das Jahr 2024 wird für Glücksspiel-Unternehmen wie Tipico, BWIN oder Bet3000 voraussichtlich zum Super-GAU. In der kommenden Woche werden sich die Richter am Bundesgerichtshof (BGH) nämlich erstmals mit der Frage befassen, ob Verluste aus illegalen Online-Sportwetten zurückgefordert werden können. Das ist insofern relevant, da hierzulande sämtliche namhafte Wettanbieter jahrelang ohne deutsche Online-Glücksspiellizenz aktiv waren. Rechtsanwalt Claus Goldenstein erläutert nachfolgend, wieso deutsche Glücksspieler im Anschluss an die BGH-Grundsatzentscheidung Spielverluste in Milliardenhöhe zurückfordern könnten. Goldensteins gleichnamige Kanzlei unterstützt bereits über 4.000 Mandanten bei der Rückerstattung ihrer Online-Spielverluste.

Namhafte Online-Glücksspielanbieter waren in Deutschland jahrelang ohne bundesweit gültige Glücksspiellizenz aktiv
Namhafte Online-Glücksspielanbieter waren in Deutschland jahrelang ohne gültige Glücksspiellizenz aktiv / (c) pixabay.com – top10-casinosites

Deshalb besteht der Anspruch auf Rückforderungen von Online-Spielverlusten

„Die vergleichsweise restriktiven Glücksspielgesetze in Deutschland sollen Verbraucher insbesondere vor Spielsucht und Überschuldung schützen. So ist es unter anderem nur mit deutscher Glücksspiellizenz erlaubt, Poker-Websites, virtuelle Automatenspiele oder auch Online-Sportwetten anzubieten. Allerdings wurden die ersten bundesweit gültigen Lizenzen für Online-Sportwetten erst im Oktober 2020 erteilt, die ersten Poker- und Slots-Lizenzen dieser Art sogar erst im April 2022. Zuvor gab es diesbezüglich lediglich in Schleswig-Holstein eine Ausnahmeregelung, wobei sich dort lizensierte Anbieter auch nur an Bewohner des nördlichsten Bundeslands der Nation richten durften.

Trotz dieser eindeutigen Gesetzeslage haben große Online-Glücksspielanbieter hierzulande bereits Jahre vor der Liberalisierung des deutschen Glücksspielmarktes bundesweit um Kunden geworben und mit diesen unzulässigen Aktivitäten Milliardensummen verdient. Diese Profitgier könnte für diese Unternehmen nun allerdings zum Bumerang werden. Tausende Verfahren von betroffenen Glücksspielern sind bereits an deutschen Gerichten anhängig, weil diese ihre Verluste aus illegalem Online-Glücksspiel zurückfordern und nahezu jedes dieser Verfahren wird bislang zugunsten der Klägerseite entschieden.

Entsprechende Klagen sind möglich, weil die Verträge zwischen den unzulässigen Glücksspielanbietern und ihren deutschen Kunden nie gültig waren. Es ist nämlich gar nicht möglich, einen rechtskräftigen Vertrag für ein illegales Angebot abzuschließen. Folglich hätten die Betreibergesellschaften der jeweiligen Glücksspiel-Websites eigentlich nie Geld von deutschen Kunden annehmen dürfen. Wenn dies doch geschah, besteht der Anspruch auf die Rückerstattung dieser Verluste“, erklärt Claus Goldenstein.

Deutsche Glücksspieler können Milliardensummen zurückfordern

Goldenstein ergänzt: „Die Spielverluste aus der Vergangenheit zurückbekommen zu können, klingt für viele betroffene Spieler fast zu schön, um wahr zu sein. Diese haben nämlich teilweise Hunderttausende Euro verzockt und stehen deshalb privat oft vor einem Scherbenhaufen.

Allein wir von Goldenstein Rechtsanwälte haben in der Sache allerdings bereits mehr als 650 Urteile zugunsten unserer Mandanten erwirkt und dadurch belegt, dass entsprechende Klagen tatsächlich Erfolg haben, zumal bislang nur 14 unserer Verfahren in erster Instanz negativ entschieden wurden. Die Erfolgsquote liegt also bei nahezu 100 Prozent und könnte bald sogar noch höher ausfallen, denn am 07. März befassen sich die Richter am Bundesgerichtshof erstmals mit Glücksspiel-Rückforderungen. Auch in Karlsruhe wird ein verbraucherfreundliches Grundsatzurteil erwartet, das ein für alle Mal belegen würde, dass Verluste aus illegalen Online-Sportwetten zurückgefordert werden können.

Während der Durchschnittsverlust unserer Mandanten aktuell bei rund 32.000 Euro liegt, geht es am BGH um die Rückerstattung von Wettverlusten bei Tipico in Höhe von gerade einmal 4.000 Euro. Doch ein verbraucherfreundliches Urteil würde Tipico und andere Glücksspielanbieter wohl deutlich mehr kosten, denn die Signalwirkung eines höchstrichterlichen Urteils ist enorm und führt im Normalfall zu einem regelrechten Nachahmungseffekt bei potenziellen Klägern. Eine ähnliche Entwicklung konnten wir bereits im Zusammenhang mit anderen Massenklagen wie dem Abgasskandal sehen. So gingen nach dem ersten BGH-Urteil zum VW-Abgasskandal, das unsere Kanzlei erwirken konnte, bis zu 4.500 Anfragen von potenziellen Klägern pro Tag bei uns ein.

Auf die Glücksspielanbieter in Deutschland werden deshalb voraussichtlich Forderungen in Milliardenhöhe im Zuge einer verbraucherfreundlichen BGH-Entscheidung zukommen. Deutschlandweit gibt es nämlich ungefähr 1,3 Millionen Spielsüchtige, von denen die meisten vermutlich auch schon vor der Liberalisierung des deutschen Online-Glücksspielmarktes Geld im Netz verzockt haben. Wenn nur 100.000 dieser Personen ihre Online-Spielverluste nach dem Urteil zurückfordern, würden bei einem durchschnittlichen Streitwert in Höhe von 32.000 Euro Forderungen in Höhe von knapp 3,2 Milliarde Euro auf die betroffenen Glücksspielanbieter zukommen. Das dürfte die gesamte Industrie abschrecken, in Zukunft tatsächlich nur noch legalen Geschäften nachzugehen.

Zwar gibt es aktuell noch rechtliche Hürden in Bezug auf die Vollstreckung deutscher Urteile am Sitz der Glücksspielanbieter, da diese überwiegend in Malta sitzen und der Inselstaat im vergangenen Jahr ein Gesetz verabschiedet hat, um Glücksspielanbieter vor solchen Urteilen zu schützen. Doch einerseits wird dieses Gesetz mittelfristig für ungültig erklärt werden, da es gegen EU-Richtlinien verstößt. Andererseits gibt es auch heute schon Möglichkeiten, um entsprechende Urteile zu vollstrecken, beispielsweise über Firmenwerte außerhalb von Malta. Insofern verzögert dieses Gesetz die Rückzahlung der Spielverluste zwar, aber verhindert sie nicht. Daher zittert die gesamte Glücksspielbranche aktuell vor dem anstehenden BGH-Verfahren.“

Weitere Informationen zum Themen stehen unter dem nachfolgenden Link bereit: https://www.ra-goldenstein.de/online-casino-geld-zurueck-anwalt/

Goldenstein Rechtsanwälte unterstützt Verbraucher bei der Durchsetzung von zivilrechtlichen Ansprüchen. Diesbezüglich nimmt die Kanzlei unter anderem eine deutschlandweit führende Rolle im Zusammenhang mit dem Abgasskandal ein. Die Anwälte der Kanzlei vertreten aktuell über 65.000 Mandanten in der Sache und sind zudem für das erste verbraucherfreundliche Dieselskandal-Urteil am Bundesgerichtshof (BGH) verantwortlich. Auf www.ra-goldenstein.de können sich Verbraucher über zivilrechtliche Themen informieren und bestehende Rechtsansprüche prüfen. Die Kanzlei Goldenstein hat ihren Hauptsitz in Berlin-Schönefeld und beschäftigt derzeit über 100 Mitarbeiter an mehreren Standorten in Europa. Die Kanzlei wird von dem Rechtsanwalt Claus Goldenstein geleitet.

Quelle / Foto: Goldenstein Rechtsanwälte, www.ra-goldenstein.de

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