Im europäischen Vergleich hinkt Deutschland häufig hinterher, wenn es um die Akzeptanz und Anwendung technologischen Fortschritts geht. Kartenzahlungen stellen hier ein Paradebeispiel dar: Während andere EU-Länder schon kurz nach der Einführung die EC-Karte für Bezahlvorgänge zückten, stand bei den deutschen die Skepsis im Vordergrund: Aufgrund von Sicherheitsbedenken wurde bevorzugt weiter auf das vertraute Mittel Bargeld zurückgegriffen und auch heute liegen die Kartenzahlungen in der Bundesrepublik noch unter denen vieler Nachbarländer.

Die digitalisierung übernimmt immer mehr das Ruder / (c) pixabay.com – PIRO4D
Es zeichnet sich allerdings ab, dass sich die deutsche Bevölkerung zunehmend offen zeigt, wenn es um das Thema Digitalisierung und deren Akzeptanz geht. Laut einer Studie der Initiative D21 hat die Mehrheit der Deutschen eine positive Einstellung, wenn es um Veränderung durch technischen Fortschritt geht.
Positive Einstellung zu Digitalisierung und technischen Innovationen
Die Aussage, dass sich die Einstellung der Deutschen in Hinblick auf Digitalisierung und technische Innovation verbessert hat, ist auf verschiedene Bereiche zu übertragen. Das wesentlichste Merkmal stellt die Nutzung von Mobilgeräten und Internet dar. Fast 90 % der Bevölkerung sind regelmäßig online. Der Großteil davon greift dabei auf mobile Endgeräte zurück.
Auch im Bereich der Investitionen lässt sich beobachten, dass die Deutschen offen für Neues sind. Jahrzehntelang waren es vor allem Aktien und Gold, die zu den beliebten Anlagemöglichkeiten gehörten, doch ist hier ein neuer Trend zu verzeichnen: Digitale Zahlungsmittel. Bitcoin und andere Kryptowährungen kaufen vor allem jüngere Anleger unter 35 Jahren, um dieses Geldmittel für Investitionen zu nutzen. Dass ein Umdenken stattgefunden hat, zeigt vor allem die Tatsache, da es sich bei Kryptowährungen aufgrund Ihrer Volatilität nicht unbedingt um eine todsichere Investitionsanlage handelt. Es scheint also, als würden die Deutschen etwas risikofreudiger sein.
Ein weiteres Feld, in dem Digitalisierung eine wesentliche Rolle spielt, ist das Arbeitsleben. Auch hier zeigt sich eine positive Entwicklung, doch die Spaltung ist weiterhin spürbar. Viele Berufstätige sind der Überzeugung, dass der technische Fortschritt neue Jobmöglichkeiten, Chancen und Verbesserung mit sich bringt. Ein ebenso hoher Anteil ist jedoch beängstigt und fühlt sich bzw. seinen Job durch die Digitalisierung bedroht.
Schule und Bildung stellt einen Bereich dar, in dem Digitalisierung nicht nur akzeptiert wird, sondern ein Wachstum gewünscht ist. Die Mehrheit ist der Meinung, dass in Schulen mehr Digitalisierungsfähigkeiten vermittelt werden sollten und dafür eine bessere Ausstattung erforderlich ist.
Digitalisierungsindex steigt auf 63 Punkte an
Der Digitalisierungsgrad wird jährlich von Kantar durchgeführt und soll ein umfassendes Bild zur Digitalisierung in Deutschland vermitteln. Die Skala soll widerspiegeln, in welchem Maße technischer Fortschritt von der Bevölkerung adaptiert wird. Dies gilt sowohl für den privaten als auch für den beruflichen Bereich. Zentrale Themenaspekte, die bei der Studie im Fokus stehen, sind unter anderem:
- Digitale Nachhaltigkeit
- Digitale Teilhabe: Zugang zum Internet
- Nutzungsverhalten
- Nutzungskompetenz
- Einstellung zu digitalen Themen
Um repräsentative Ergebnisse zu erhalten, werden im Rahmen der Studie jährlich über 16.000 Bundesbürger befragt. Dabei werden selbstverständlich sowohl Internetnutzer als auch Personen, die ausschließlich offline leben, einbezogen. Befragt werden alle Altersgruppen ab 14 Jahren.
Mit einem Wert von 63 von insgesamt 100 Punkten im Jahr 2021 kann die Aussage getroffen werden, dass die deutliche Mehrheit der Deutschen die Digitalisierung als positiv auffasst. Zum Vergleich betrug dieser Wert im Vorjahr 58 Punkte und 2019 lag dieser bei 55 Punkten. Es kann also ein kontinuierlicher Anstieg festgestellt werden.
Fazit: Deutsche stehen Fortschritt offen gegenüber
Auch wenn es sicherlich noch Luft nach oben gibt, zeichnet sich eine deutliche Entwicklung ab. Die Deutschen zeigen sich zunehmend offen und mit einer positiven Einstellung gegenüber Digitalisierung. Technischer Fortschritt wird weniger als Bedrohung aufgefasst als vielmehr eine Chance und ein Mehrgewinn. Genau das soll es schließlich auch sein. Richtig verwendet können uns das Internet und künstliche Intelligenz wahre Helfer sein – sowohl im beruflichen Leben als auch im Privaten.

Die Welt rückt noch weiter zusammen / (c) pixabay.com – geralt
Quelle / Foto: Redaktion, pixabay.com/de