Kleiner Karnevals-Knigge für Hamburg

„Karneval und Knigge?!?! Wie soll denn das zusammenpassen?!?!“, mögen manche sich fragen. Nun, das ist keineswegs ein Widerspruch. Wer das Karnevalskostüm anzieht und gleichzeitig die guten Umgangsformen ablegt, hat weder den tieferen Sinn des Karnevals noch den wahren Geist Knigges erkannt. Es gilt, in jeder Situation respektvoll und wertschätzend mit den Mitmenschen umzugehen, also auch in der Faschings-, Fastnachts- oder Karnevalszeit, wie immer die regionalen Bezeichnungen auch sein mögen.

Vorab ein Tipp für alle, die mit dem „närrischen Treiben“ rein gar nichts „am Hut“ haben. Überlegen Sie, ob es Ihnen möglich ist, während der tollen Tage das Land zu verlassen. Ist das ausgeschlossen, aktivieren Sie, bitte, Ihr Toleranz-Potenzial, statt eingefleischte „Jecken“ mit Vorwürfen über ihr „verrücktes Tun“ zu konfrontieren.

Und: Bleiben Sie gelassen! Wie allseits bekannt ist, „normalisiert“ sich der karnevalistische Zustand schlagartig ab Aschermittwoch. Im Vertrauen darauf kombiniert mit einer Portion Humor lässt sich die Faschingszeit selbst für vehemente „Antis“ bestens ertragen. Für alle, die gern mitfeiern, hier einige Hinweise:

Für Freunde des überbordenden Frohsinns ist dieser Tage Hochsaison
Für Freunde des überbordenden Frohsinns ist Hochsaison

Bei Karnevalssitzungen
Solche können von sehr zünftig bis hochelegant stattfinden. Die gewünschte Art geht in der Regel bereits aus einem Kleidungshinweis in der Einladung hervor. Sich als Gast daran zu halten, ist im Karneval ebenso höflich wie bei jeder anderen Veranstaltung. Findet sich der Hinweis: „Karnevalskostüm erbeten“, deutet das auf eine eher zwanglose Sitzung hin. Andernfalls wird um „Smoking/dunklen Anzug“ oder „festliche Kleidung/Abendkleidung“ gebeten.

Allen gemeinsam ist, dass es viele Vorführungen und Büttenreden gibt. Diese werden teilweise von Ehrenamtlichen dargeboten, die oft monatelang dafür trainiert und daraufhin gearbeitet haben. Deshalb hat hier der Applaus besondere Bedeutung. Bravo-Rufe und Standing Ovations belohnen eine Darbietung über das übliche Maß eines Applauses auf besondere Art.

Gesteigert werden kann das noch durch eine „Rakete“, zu der das Publikum bei Spitzenleistungen seitens der Sitzungsleitung aufgefordert wird. Sich als Gast daran zu beteiligen, sollte selbstverständlich sein. Tabu ist bei Karnevalssitzungen das Pfeifen. Im Gegensatz zu Pop-Konzerten wird es im Karneval ausschließlich als Abwertung, also negativ empfunden.

Dass während der Darbietungen laute Unterhaltung an den Tischen eingestellt wird, gilt hier ebenso wie sonst bei Vorführungen oder Reden. Eine schöne Geste ist es, Auftretende bei Ihrem Weg durch den Saal – wenn sie ihn denn wählen – mit Aufstehen willkommen zu heißen. Beim Ausmarsch nach dem Auftritt ist es ein Zeichen der Anerkennung, wenn das Publikum sich auch dann erhebt.

Das Thema Alkohol
Es ist ein Irrglaube, dass ohne Alkohol kein Karneval zu feiern ist! Auch wenn manche das zu meinen scheinen. Wer bei alkoholfreien Getränken bleiben möchte, kann genauso fröhlich und ausgelassen mitfeiern wie diejenigen, die etwa Wein, Bier oder Schnaps mögen. Was schon im Straßenkarneval viele stört, ist gerade auch bei Sitzungen verpönt, weil unschön.

Wenn Gäste ihre Alkoholverträglichkeit falsch einschätzen. Bei privaten Faschingsfeiern gilt für Gastgebende: Akzeptieren Sie hier ein „Nein, danke“ seitens eines Gastes auf das Angebot eines alkoholischen Getränks ebenso prompt wie bei anderen Einladungen. Aus welchem Grund auch immer diese Ablehnung entsteht, hat dabei niemanden zu interessieren. Also, bitte, keinerlei Nachfragen dazu.

Bützen und schunkeln
Vorsichtshalber die Erklärung zu „bützen“: Es handelt sich um einen leichten Kuss auf die Wange, der weder etwas mit Anmache und Sex zu tun noch etwas Verpflichtendes an sich hat. Es ist einfach ein Ausdruck von Sympathie im Verbund mit ausgelassener Feierlaune. Den vorrangig im rheinischen Raum bekannten Brauch des Bützens im Karneval zu missbrauchen und ein solches „Bützchen“ (Küsschen) auf den Mund zu platzieren, zählt zu den großen Fauxpas des Karnevals-Knigges.

Ähnliches gilt, wenn sich jemand dem Schunkeln entzieht. Sich unterzuhaken und gemeinsam hin und her zu bewegen, gehört nun einmal einfach dazu. Außerdem ist es ein Ausdruck des Miteinanders. Ganz gleich ob Frau oder Mann, welche Sprache eine Person spricht oder welcher Nationalität sie ist: Beim Schunkeln wird jeder Mensch angelächelt und in die fröhliche Gemeinschaft einbezogen.

Valentinstag – wer schenkt wem was?
Ähnlich wie bei anderen Geschenkanlässen gibt es auch zum Valentinstag – dem sogenannten Tag der Liebenden – die unterschiedlichsten Einstellungen, was seine Gestaltung und ein Präsent angeht. Die Bandbreite reicht von „völlig ignorieren“ über ein besonders schönes Frühstück bereiten, eventuell mit einer roten Rose dazu, bis zur Überraschungsreise oder zum Einkaräter.

Da selbstverständlich jeder Mensch die freie Entscheidung hat, ob und was er schenkt, bleibt vorab lediglich die Frage zu klären: „Wie findet es meine Partnerin oder mein Partner, wenn ich den Tag einfach ohne irgendeine Geste vorbeigehen lasse?“

Besteht bei einem Paar Einigkeit darüber, dass alles doch nur eine „Gewinnmaximierung für Blumengeschäfte“ darstellt und ansonsten keinerlei Bedeutung hat, sind weitere Überlegungen überflüssig. Andernfalls, oder wenn jemand gerne schenkt und freudige Überraschungen bereitet, lohnt es, sich Gedanken über das „Wie?“ zu machen.

Wobei es hier sicher nicht vorrangig um materielle Werte geht. Oft wird eine liebevoll erdachte Kleinigkeit wie eine größere Kostbarkeit empfunden als ein gedankenlos erworbenes teures Präsent. Übrigens: Die Meinung, dass Schenken am Valentinstag reine Männersache sei, ist Schnee von gestern. Wer wollte spendierfreudigen Frauen wohl einleuchtend erklären, warum sie nicht das gleiche Recht hätten, ihrem „Liebsten“ eine Freude zu bereiten wie umgekehrt?

Foto / Quelle: Image courtesy of artur84 at FreeDigitalPhotos.net, Inge Wolff, Vorsitzende Arbeitskreis Umgangsformen International, www.tanzen.de

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