Anhaltende Kokainschwemme in Europa erwartet

Nach NDR Informationen geht das Bundeskriminalamt davon aus, dass im Jahr 2018 möglicherweise erneut weltweit eine Rekord-Menge an Kokain sichergestellt wird. Bis November lag die konfiszierte Menge bei 608 Tonnen. Das geht aus einer BKA-internen Aufstellung hervor, die dem NDR vorliegt.

Im Vorjahr war weltweit die bisherige Rekord-Menge von 632 Tonnen sichergestellt worden. Experten des BKA halten es für möglich, dass durch Nachmeldungen und weitere Funde die Menge für 2018 noch über den Vorjahreswert steigt.

Damit setzt sich der von Ermittlern seit Jahren beobachtete Trend fort, dass immer größere Mengen des Rauschgifts vor allem aus Südamerika in die USA, nach Europa und in andere Erdteile geschmuggelt werden. Deutsche Zoll- und Polizeifahnder sprechen intern von einem „Tsunami aus Südamerika“.

Christian Hoppe, Leiter der Rauschgiftbekämpfung beim BKA, sagte dem NDR, die Ursache für die anhaltende Kokainschwemme liege „in erster Linie in den großen Produktionsmengen in Staaten wie Kolumbien, Peru und Bolivien“.

Drogen töten
Drogen töten  (c) pixabay

Zudem würde Kokain heute effizienter hergestellt, aus einer Ernte lasse sich mehr von der Droge gewinnen als noch vor einigen Jahren. Allein in Deutschland wurden in diesem Jahr nach NDR Informationen etwa fünf Tonnen der Droge sichergestellt.

Nach Informationen des NDR geht das Zollkriminalamt davon aus, dass die Großhandelspreise für Kokain fallen. Gleichzeitig steigt der Reinheitsgrad des Kokains im Straßenverkauf.

Der Kokainmarkt in Europa wird neben deutschen Tätern von Kriminellen aus dem Westbalkan und Marokko beherrscht. Auch die italienische Mafia verdient offenbar an dem Geschäft mit der Droge, wie Sicherstellungen bei Razzien Anfang Dezember zeigten.

Allessandro Pirona, Forscher der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen, warnt vor einer zunehmenden Brutalisierung: „Wir sehen Auftragsmorde und Entführungen, Gewalt gegen Polizisten und Einschüchterungsversuche von Hafenarbeitern“, sagte er dem NDR. Vom BKA heißt es dazu, man könne nicht ausschließen, dass sich der Kokainhandel auch in Deutschland zunehmend brutalisiere.

Pirona ist Autor einer aktuellen Studie, bei der Abwasserproben auf Kokain-Spuren hin untersucht worden sind. Er und seine Kollegen konnten dabei in zehn europäischen Städten eine massive Zunahme von Kokain-Abbauprodukten im Vergleich zum Jahr 2015 feststellen.

Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass immer mehr Menschen Kokain konsumieren. Es sei deshalb dringend notwendig, das Thema besser zu erforschen, so Pirona.

Da die Täter immer stärker international arbeiten, müssten auch die Strafverfolgungsbehörden entsprechend reagieren, fordert der BKA-Ermittler Christian Hoppe. Es sei höchste Zeit, dem internationalen Netzwerk der Kriminellen „ein Netzwerk der Strafverfolgungsbehörden“ entgegenzusetzen, das in Echtzeit Informationen austauschen könne, um im eigenen Land die notwendigen Maßnahmen zu treffen.

Foto / Quelle: (c) pixabay / www.ndr.de, Norddeutscher Rundfunk

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