In Hamburg dreht das Rad sich künftig schneller: Die Stadt gibt im digitalen Bereich deutlich Gas und fördert mit dem Netzwerk nextMedia.Hamburg innovative Köpfe und ihre Start-ups.
Hamburg vs. Berlin
Die Hansestadt gilt schon länger als digitale Spieleschmiede und beheimatet mit Bigpoint (www.bigpoint.net) einen big Player der Computerspiel-Szene, die weltweit inzwischen mehr Geld umsetzt als die Filmbranche. Doch mit dem Siegeszug der Apps hat sich die digitale Unternehmenswelt grundlegend diversifiziert und wesentlich vergrößert – und hat Hamburg schon lange überholt. Inzwischen trägt Berlin den Ruf des Mekkas der deutschen Start-ups.
Tatsächlich liegen beide Stadtstaaten im Ranking des KfW-Gründungsmonitors vorn, wenn es um die Zahl von Unternehmensneugründungen geht. Doch digital führt das trendige Berlin vor der nüchterneren Hansestadt, auch wenn deutschlandweit bekannte Start-ups wie MyTaxi an der Elbe vom Stapel gelaufen sind (www.mytaxi.com).
Mit dem Start von nextMedia.Hamburg (www.nextmedia-hamburg.de) könnte das nun anders werden: Die Initiative soll digitale und Medienbranche zusammenbringen und das entstehende Netzwerk als Plattform etablieren, um Start-up-Gründern mehr Wind in ihre Segel zu pusten oder clevere Köpfe überhaupt erst zu Gründern zu machen. Immerhin 23.500 Internet- und Computer-Firmen, vermeldet das Hamburger Abendblatt, hätten ihren Sitz in der Hansestadt – ein optimales Potenzial und ein riesiger Synergie-Pool, der seine Kräfte nun entfalten soll.
Anker lichten!
Der Fantasie waren und sind da keine Grenzen gesetzt. Neben der Taxi-Anforderungs-App MyTaxi gingen von Hamburg aus auch Statista oder Avocado Store ins Rennen und bieten – die Namen deuten es an – Statistiken und grüne Produkte (www.statista.com, www.avocadostore.de). Und seit Smartphones sich zum universellen Tool und Bindeglied zwischen Mensch und digitaler Welt entwickeln, schießt die Zahl entsprechender Apps und Programme raketengleich durch die Decke. Hinter jeder App stehen eine Idee und clevere Köpfe – was jedoch zum Renner wird, ist vorher kaum berechenbar.
Welche Eigendynamik kreative Biotope entfalten können, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, zeigt die Szene der Computer-Games: Mehr als 4000 Menschen verdienen damit in Hamburg ihr Geld; Talente fühlen sich von der Firmenvielfalt angezogen und sorgen für frische Ideen und vermehrte Kompetenz. Zur Mehrung geeigneter Potenziale war in der Hansestadt schon die Senats-Initiative Hamburg@work aktiv, konzentrierte sich als Branchennetzwerk jedoch zu isoliert auf Internethandel und Online-Spiele. Mit der Erweiterung der Initiative um nextMedia.Hamburg geht es nun ums Gemeinsame mit Fokus auf Medien.
Woher das Geld nehmen?
Den Spitzenrang Hamburgs und Berlins bei Firmengründungen hat auch die Universität Jena erkannt und untersucht, inwieweit hier ein besonderer Spirit existiert – so meldet die dpa im Sommer. Psychologe Martin Obschonka sprach sogar von der möglichen Bedeutung eines hanseatischen Geistes, der hier eventuell wirksam sei. Ursachen hierfür könne man derzeit jedoch noch nicht benennen.
Doch vielleicht sind ganz andere Faktoren wichtig: So gab es an den Berliner Universitäten wesentlich mehr Ausgründungen vielversprechender Firmenideen als an der Elbe. Und nicht zuletzt geht es auch um weit härtere Fakten wie etwa – Geld. Denn mit der richtigen Anschubfinanzierung kann die unternehmerische Laufbahn auch unter den digitalen Diensten leichter in Gang kommen.
Während die einen auf das Ersparte der Eltern zurückgreifen, setzen andere auf Crowdfunding und versuchen, die nötige Kapitalbasis aus Kleinstbeträgen vieler wohlmeinender Unterstützer zusammenzubringen. Dies reicht aber bei Gründungen mit hohem Kapitalbedarf nicht aus: Das Hamburger Start-up Facelift, das sich als Spezialist für Facebook-Marketing etabliert hat und als Dienstleister für große Unternehmen arbeitet, konnte jüngst 15 Millionen Dollar zur Intensivierung seiner Aktivitäten verbuchen (http://facelift-bbt.com).
Tatsächlich stärken auch Finanzunternehmen vielfach den innovativen Köpfen in aussichtsreichen Fällen den Rücken. Eines von ihnen ist die Maschmeyer Group, die etwa den Limousinen-Service Blacklane (www.blacklane.com) angeschoben hat, bei dem man Chauffeurdienste per App bestellen kann. Ein Teil der von Carsten Maschmeyer gegründeten Group hat sich darauf spezialisiert, angehende junge Unternehmer bereits während der Ideenphase vor allem mit finanzieller Starthilfe zu unterstützen (für weitere Informationen bitte diesem Link folgen).
Das Ziel: Geld verdienen
nextMedia.Hamburg ist als Plattform des Austausches wichtig, kann aber nicht helfen den schwierigen Weg von der Idee zum funktionierenden Unternehmen finanziell zu ebnen. Hier sind die engagierten Financiers gefragt. Denn so clever die Ideen vieler Start-up-Gründer gerade im digitalen Bereich auch sein mögen – ein Gedanke verbindet sie ganz klar mit der Finanzwelt: Sie wollen nicht nur ihre Kreationen verwirklicht sehen und vielleicht sogar die Welt ein bisschen einfacher und damit besser machen – sie wollen auch Geld verdienen. Und das ist immer eine starke Triebfeder für Innovationen und Kooperationen.
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