Erschreckender Kontrollverlust: Kritik an Cloud-Abhängigkeiten

In seinem neuen Artikel „Digitale Abhängigkeit – Wie wir unsere Selbstbestimmung an die Cloud verloren haben“ wirft Autor und Softwareentwickler Markus Schall einen kritischen Blick auf die immer tiefere Verflechtung zwischen Mensch, Alltag und digitaler Infrastruktur. Was zunächst bequem klang – Cloud, KI, Synchronisierung, überall verfügbar – entpuppt sich bei näherer Betrachtung zunehmend als stillschweigender Kontrollverlust.

Vom Werkzeug zur Abhängigkeit

Noch vor wenigen Jahren war die Cloud für viele ein nützliches Backup-System, ein Werkzeug unter anderen. Heute hingegen sind ganze Lebensbereiche und Geschäftsmodelle von der Verfügbarkeit fremder Server abhängig. E-Mails, Kontakte, Dokumente, Kalender, Fotos, KI-Systeme – kaum ein digitaler Dienst funktioniert noch ohne ständige Internetverbindung zu Anbietern wie Google, Microsoft oder Apple. „Die Cloud hat uns nicht befreit. Sie hat uns gebunden – durch Komfort“, so Schall in seinem Beitrag.

Ein schleichender Prozess – kaum wahrgenommen

Schall beschreibt in seinem Artikel, wie sich diese digitale Fremdbestimmung nicht über Nacht, sondern still und leise in unser Leben eingeschlichen hat. Jeder neue Dienst, jede bequeme App, jede automatische Sicherung hat den Handlungsspielraum ein wenig mehr eingeschränkt – bis viele Nutzer heute kaum noch wissen, wo ihre Daten eigentlich physisch gespeichert sind.

Diese Entwicklung betrifft längst nicht nur Privatnutzer. Auch Selbständige, Unternehmen und ganze Behörden sind heute faktisch nicht mehr souverän handlungsfähig, wenn ein großer Cloud-Anbieter ausfällt, Preise anzieht oder politische Vorgaben verändert.

Der Mythos vom Fortschritt

Schall verweist auf eine zentrale These des Artikels: Digitalisierung ist nicht automatisch Fortschritt. Wenn sie zur Abhängigkeit führt, ist sie Rückschritt – auch wenn sie bequem aussieht. Schall ruft dazu auf, den „Mythos vom immer Guten im Digitalen“ kritisch zu hinterfragen und sich an eine alte Weisheit zu erinnern: Wer die Infrastruktur nicht selbst kontrolliert, hat auch keine echte Kontrolle über seine Daten, seine Kommunikation und letztlich seine Entscheidungen.

Eine Rückbesinnung auf das Wesentliche

Digitale Selbstbestimmung beginnt mit der bewussten Entscheidung für oder gegen Abhängigkeiten“, so Schall weiter. In seinem Artikel zeigt er praktische Beispiele auf, wie man sich mit einfachen Mitteln unabhängiger machen kann – etwa durch lokale Speicherung, den Verzicht auf ständige Synchronisation oder den Aufbau eigener Infrastruktur.

Mehr als ein Technik-Artikel: Eine gesellschaftliche Mahnung

Der Artikel richtet sich nicht nur an IT-Profis oder Technikaffine. Vielmehr geht es um eine Haltung: Wie viel Kontrolle über unser eigenes Leben geben wir stillschweigend ab – im Tausch gegen ein bisschen Bequemlichkeit? Und: Ist es nicht an der Zeit, diesen Tausch neu zu bewerten?

Datenschutz als Pflicht, nicht als Kür

Während sich Unternehmen und Selbstständige um Effizienz und Komfort bemühen, wird der Datenschutz allzu oft zur Nebensache erklärt. Besonders in Deutschland, wo die DSGVO eigentlich höchste Standards vorschreibt, zeigt sich in der Praxis ein anderes Bild: Office 365 wird bedenkenlos genutzt, iCloud Drive ist bequem aktiviert, und sensible Dokumente werden automatisch auf ausländische Server synchronisiert – oft ohne jede Transparenz darüber, wo genau die Daten eigentlich landen.

Dabei ist die Frage nach dem Serverstandort nicht nur juristisch relevant, sondern auch strategisch. Wer personenbezogene Daten verarbeitet, hat nach DSGVO eine klare Rechenschaftspflicht und muss gewährleisten, dass die Datenverarbeitung den europäischen Standards genügt. Doch genau das ist bei vielen US-amerikanischen Cloud-Anbietern faktisch nicht gegeben – trotz aller Versprechen.

Technologie, die uns entmündigt: Der stille Rückschritt in der Digitalisierung

Technologie, die uns entmündigt: Der stille Rückschritt in der Digitalisierung / © M. Schall Verlag

Die Nutzung solcher Dienste mag technisch bequem sein, birgt aber rechtliche und ethische Risiken, die spätestens bei einer Datenschutzprüfung sichtbar werden. Es ist daher höchste Zeit, die Datenspeicherung wieder selbstbewusster zu gestalten – mit europäischen Lösungen, transparenten Strukturen und einem klaren Bewusstsein für die Verantwortung, die digitale Selbstbestimmung mit sich bringt.

Lesen, nachdenken, neu entscheiden

Der vollständige Artikel „Digitale Abhängigkeit – Wie wir unsere Selbstbestimmung an die Cloud verloren haben“ ist ab sofort auf dem Autorenportal von Markus Schall unter folgendem Link verfügbar: markus-schall.de/2025/10/digitale-abhaengigkeit-wie-wir-unsere-selbstbestimmung-an-die-cloud-verloren-haben/

Über den Autor

Markus Schall ist Softwareentwickler, Autor und Verleger. Mit über 20 Jahren Erfahrung im digitalen Umfeld schreibt er regelmäßig zu Themen rund um Selbstbestimmung, Technologie, Gesellschaft und Zukunft. In seinen Artikeln verbindet er technisches Fachwissen mit gesellschaftlicher Einordnung und ruft zu einem selbstbestimmten, reflektierten Umgang mit digitalen Mitteln auf.

Häufig gestellte Fragen

1. Warum ist die Nutzung von Cloud-Diensten überhaupt problematisch?

Viele Cloud-Dienste verschleiern, wo die Daten gespeichert und wie sie verarbeitet werden. Wer sensible Informationen (z. B. Kundendaten, Vertragsunterlagen oder Buchhaltungsdaten) ohne Kontrolle auf fremden Servern lagert, gibt nicht nur Daten aus der Hand – sondern oft auch die Kontrolle über Geschäftsprozesse, Abhängigkeiten und Datenschutz.

2. Aber sind Cloud-Dienste nicht sicherer als lokale Systeme?

Sicherheit ist nicht gleichbedeutend mit Kontrollverlust. Cloud-Dienste haben zwar oft eine gute Basissicherheit, aber sie erzwingen Abhängigkeiten. Wer z. B. keinen Zugang mehr zum Anbieter bekommt (Account-Sperre, technische Probleme), verliert unter Umständen alles – selbst bei kleinen Missverständnissen oder Systemfehlern.

3. Was sagt die DSGVO zur Datenspeicherung in der Cloud?

Die DSGVO verpflichtet Unternehmen dazu, klar zu dokumentieren, wo personenbezogene Daten gespeichert werden, und welche Schutzmaßnahmen gelten. Viele Cloud-Nutzer können das nicht zweifelsfrei sagen – etwa, wenn sie Microsoft 365, iCloud Drive oder Dropbox geschäftlich nutzen, ohne zu wissen, ob die Server in den USA oder der EU stehen.

4. Ist die Nutzung von Diensten wie Office 365 oder Google Workspace also illegal?

Nicht zwingend – aber oft grenzwertig, wenn nicht klar dokumentiert ist, wo die Daten liegen, welche Auftragsverarbeitungsverträge existieren und wie der Zugriff erfolgt. Gerade kleinere Unternehmen übersehen hier schnell ihre gesetzlichen Pflichten.

5. Gibt es Alternativen zur Cloud?

Ja – und zwar mehr denn je. Lokale Datenhaltung (z. B. über eigene Server, NAS-Systeme oder Self-Hosting-Lösungen) ist heute einfacher umsetzbar als früher. Auch europäische Anbieter mit klaren Datenschutzstandards gewinnen an Bedeutung. Ziel sollte nicht Cloud-Verzicht sein, sondern souveräne Auswahl.

6. Warum merken viele Unternehmen gar nicht, wie abhängig sie geworden sind?

Weil Usability den Blick auf Abhängigkeiten verstellt. Wer z. B. Dateien einfach per Drag&Drop „in die Cloud“ zieht, denkt selten über rechtliche, technische oder ökonomische Folgen nach. Viele Systeme funktionieren so „reibungslos“, dass die Risiken erst im Notfall sichtbar werden – etwa bei einer Sperrung, einem Cyberangriff oder Serverausfall.

7. Welche Branchen sind besonders gefährdet?

Vor allem Kreative, Dienstleister, Verlage, Agenturen, Berater und Freiberufler, die mit sensiblen Kundendaten arbeiten. Aber auch Schulen, Behörden oder mittelständische Betriebe, die z. B. mit Microsoft- oder Apple-Produkten arbeiten, oft ohne zu prüfen, ob die Datenhaltung DSGVO-konform ist.

8. Was kann man konkret tun, um wieder mehr digitale Selbstbestimmung zu erlangen?

  • Bewusst entscheiden: Welche Daten dürfen wohin?
  • Lokale Alternativen prüfen und ggf. bevorzugen
  • Verträge mit Cloud-Anbietern regelmäßig prüfen (AV-Verträge!)
  • Backups außerhalb der Cloud führen
  • Technische Kompetenzen im Team aufbauen, um souveräner mit Infrastrukturfragen umzugehen

Quelle / Fotos: schall-verlag.de

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