Hamburg und Sex: Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins

Was seinerzeit Hans Albers zum Hit machte, zieht Jahr für Jahr Millionen Touristen aus aller Welt in die Stadt. Und das aus gutem Grund, denn einmal Hand aufs Herz: Wer nicht wenigstens einmal nachts auf der Großen Freiheit oder der Reeperbahn unterwegs war, wer nicht die aus Film und Fernsehen bekannte Davidwache besucht und auf dem Kiez eine Bratwurst gegessen hat, der kann doch nicht behaupten, in Hamburg gewesen zu sein!

Das wäre doch wie ein Pisa-Besuch, ohne den schiefen Turm gesehen zu haben. Keine Sperrstunde, Halligalli rund um die Uhr, käuflicher Sex, finstere Gassen mit zweifelhaften Gestalten, überall Drinks, Bier und Musik. Nichts ist so schräg, dass es zu crazy wäre. Das muss man einfach erlebt haben, weil es genauso zu Hamburg gehört wie die schillernden Einkaufsstraßen, die Elbvororte, der Michel und der Hafen. Letztendlich hat Hamburg sein Image als sexy Stadt ja hauptsächlich dem Hafen und der Seefahrt zu verdanken.

Die vielen Seeleute, wochenlang allein auf hoher See, genossen ihre paar freien Stunden zum Treffen in Hamburg für Sex und mehr. Durch die hohe Nachfrage entstand seit der Anfangszeit des Hamburger Hafens vor mehr als 830 Jahren ein vielfältiges Angebot an erotischen Dienstleistungen aller Art, das sich bis in die heutigen Tage erhalten und sogar erweitert hat.

Sex-Kinos, Laufhäuser, kleine und größere Bordelle, Laternenschwalben mit ihren Zimmern in einem der Häuser in der Seitengasse, Swinger- und S/M-Clubs sowie Erotikgeschäfte sind in großer Zahl auf Hamburgs sündiger Meile zu finden. Die Nachtstunden sind die Hauptgeschäftszeit auf dem Kiez. Und neben Gastronomie und Tanz gehören Sex und Sexdienstleistungen seit jeher zu Hamburgs Nacht.

Die Große Freiheit in Hamburg
Die Große Freiheit in Hamburg, eine Querstraße der berühmten Reeperbahn, kurz vor dem Ansturm / © pixabay.com

Touristenmagnet und Wirtschaftsfaktor

Die Stripshows, leicht bekleidete Damen und exotischste Models bringen jedes Jahr mehr Menschen in die Stadt, als die Coffeeshops nach Amsterdam. Dazwischen erstklassige Restaurants, Diskotheken und Clubs, aus denen die Housebeats wummern. Auf den wenigen Parkplätzen in der Gegend parkt ein mattschwarzer Mercedes-Neuwagen neben einem ranzigen Wohnmobil und einem Fiat Uno, dessen Fahrer mit Sicherheit den TÜV-Prüfer bestochen haben muss, um noch nicht in der Presse gelandet zu sein.

Am Geländer lehnt ein etwas zerrupft wirkender Typ, der gerade im Suff im Casino sein letztes Geld verloren hat und vom Obdachlosen ein Astra ausgegeben bekommt. Da ist das Mädchen aus Düsseldorf, das in ihrem bonbonrosafarbenen Kleid auf dem Gehsteig hockt und weint, weil sie ihre Freundinnen beim Junggesellinenabschied verloren hat, der stolze Twen, der mit geschwellter Brust und 100 Euro weniger aus dem Laufhaus kommt, der neben einem kleinen Müllberg schlafende Hund, der Orientierungslose, der sein Hotel sucht und die Gruppe Halbstarker, die gerade ein Halteverbotsschild aus der Verankerung reißen wollen.

Die Nacht auf dem Kiez ist einzigartig, voller Erlebnisse, schrill, schillernd, müffelnd, grotesk. Erst wenn die Vögel wieder anfangen zu zwitschern und die ersten Sonnenstrahlen die gestressten Augen blenden, wird es auf der Reeperbahn ruhiger. Die Partygäste ziehen sich in ihre Hotelzimmer zurück und die normalen Menschen wie du und ich fahren zur Arbeit.

Reinigungskolonnen machen routiniert die überschäumende letzte Nacht vergessen und der Tag gönnt den Rotlichtvierteln bis es wieder dunkel wird eine Verschnaufpause. Bis in ein paar Stunden alles wieder von vorn beginnt und laut Hans Albers eben auch der ein Mädel findet, der nachts um halb Eins noch keins hat.

Quelle / Fotos: Redaktion / © pixabay.com

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