Leere Supermarktregale? Was treibt die Hamster wirklich an?

Bilder von leeren Supermarktregalen gingen durch die Nachrichten, es wird vor Lebensmittelengpässen gewarnt, die Bundesinnenministerin rät zu geplanten Notfallvorräten, Expert*innen raten von unbedachten Hamsterkäufen ab.

Ein Szenario, das an die Hamsterkäufe vor und während der Lockdowns durch die Corona-Pandemie erinnert. Grund: der Krieg in der Ukraine, Europas Hauptlieferant für Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumen. Als Antwort darauf rationieren Supermärkte die Verkaufsmengen, um möglichst viele Kund*innen mit den gefragten Produkten zu versorgen.

Aber wie stark hamstern die Deutschen wirklich? Welche Lebensmittel werden besonders gern gekauft und was steckt hinter den vermehrten Vorratskäufen?

Das Marktforschungsunternehmen epap hat 367.490 Kassenbelege vom 01.04.2020 (Beginn des ersten Lockdowns) bis zum 31.03.2022 analysiert und eine Befragung vom 14.04. bis 30.04.2022 mit 502 Einkaufenden in Deutschland durchgeführt.
Die Key-Findings:

90% der Befragten sind besorgt, dass die Lebensmittelpreise in nächster Zeit deutlich steigen; Frauen zeigen sich besorgter als Männer
Im Vergleich zu den Einkäufen im April 2020 (Lockdown 1) verzeichnen Hefe (+5%) und Nudeln (+17%) ein Plus. Speiseöl und Mehl werden um je rund 14% weniger gekauft, als Grund wird zwar höheres Interesse aber geringere Verfügbarkeit vermutet (Quelle: analysierte Belege in der epap App).

In letzter Zeit in Supermärkten unterwegs
In letzter Zeit auch häufig in Supermärkten unterwegs / (c) Redaktion

Leere Regale bremsen die Hamsterkäufe

Anhand der digitalisierten Belege in der epap App wurde das Kaufverhalten pro Produktkategorie im Zeitverlauf nachvollzogen. Im Vergleich zum ersten Lockdown im April 2020 werden mehr Nudeln (+17%) und Hefe (+5%) gekauft. Mehl (-15%), Speiseöl (-14%) und Toilettenpapier (-36,2%) stehen im Vergleich seltener auf den Kassenbelegen – ein Indiz für die zunehmenden Lieferengpässe dieser Produkte.

In der begleitenden epap Umfrage geben 81% der Befragten an, aufgrund leerer Regale nicht alle geplanten Produkte einkaufen zu können.
Die Vorratshaltung vor der Empfehlung

Mehr als jede*r Dritte achtet darauf, immer einen Vorrat an möglicherweise bald knappen Lebensmitteln im Haus zu haben (37%). Ein Viertel der Befragten gibt an, mehr Mehl (24%) und Speiseöl (25%) als üblich einzulagern. Auch Toilettenpapier (17%) und Konserven (16%) werden in größeren Mengen vorrätig gehalten.

Konserven und Mehl stehen auf den Einkaufszetteln für den Frühling

Sonnenblumen- und Rapsöl werden als das “Toilettenpapier” von 2022 beschrieben. Auf Social Media ging die Sorge um Chips und Pommes viral. Fast ein Fünftel der Befragten (18%) plant – wenn möglich – vermehrt Speiseöl einzukaufen.

Weiter oben auf den Einkaufszetteln stehen jedoch Konserven (27%), Mehl (21%) und Toilettenpapier (16%) als Teile des empfohlenen Notfallvorrat.
90% besorgt um steigende Lebensmittelpreise

Während die Sorge um zukünftige Lebensmittelknappheit etwa die Hälfte der Befragten beschäftigt (45%), liegt die Besorgnis um daraus resultierende höhere Lebensmittelpreise (90%) deutlich darüber. Dabei zeichnet sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern ab: Frauen zeigen sich besorgter und wählen auf den 6er-Likert-Skalen häufiger die extreme Auswahlmöglichkeit (”stimme voll zu”).
Jede*r Zweite gibt 10-29% des Gehalts für Lebensmittel aus

Steigende Lebensmittelpreise bedeuten Abstriche in anderen Ausgaben. Dieser Aussage stimmt mehr als die Hälfte der Befragten eher zu (53%). Während die Hälfte der Teilnehmenden im April zwischen 10-29% des Gehalts für Lebensmittel ausgibt, liegt jede*r Dritte sogar bei 30-49%.

Studienprofil

Für die Auswertung der Belegdaten wurden 367.490 digitalisierte Kassenbelege im Zeitraum April 2020 bis März 2022, die mindestens eines der Produkte Nudeln, Speiseöl, Mehl, Hefe oder Toilettenpapier beinhalten, analysiert. Der April 2020 (erster Lockdown) gilt als Basismonat, mit dem jeder weitere Monat unabhängig von der Anzahl der hinzugefügten Belege verglichen wurde.

An der quantitativen Befragung in der epap App vom 14. bis 30.04.2022 nahmen 502 incentivierte Einkaufende teil. Die Teilnehmenden beantworteten neun Fragen zu ihrem Einkaufsverhalten und ihrer Wahrnehmung der aktuellen Entwicklung aufgrund des Kriegs in der Ukraine. Für den Vergleich der Antworten nach Geschlecht wurden die Antworten faktorisiert, da männliche Befragte in der Umfrage überrepräsentiert waren. 77% der Befragten gehören der kaufstarken Zielgruppe zwischen 18 und 49 Jahren an.

Quelle / Fotos: www.epap.app

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