Volle Einkaufskörbe – leere Supermarktregale. Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus belegt, wie zerbrechlich die globalen Versorgungsströme sind. Ulrich Graf, Fachredakteur beim Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt, zeigt mit seinem Kommentar auf, wie wichtig eine starke Landwirtschaft in Deutschland ist.
Plötzlich sind sie wieder in den Supermärkten zu sehen: Mit Konserven rappelvoll beladene Einkaufswagen und leergeräumte Regale. Die Angst vor dem Coronavirus geht um. Es könnte ja sein, dass man sich mehrere Tage in die eigenen vier Wände zurückziehen muss. Dafür braucht man das Nötigste. Ganz oben auf der Liste stehen hier Lebensmittel.
Damit wird schlagartig wieder klar, dass Essen nicht nur ein Kampf gegen Kalorien sondern, –man mag es ja kaum noch glauben – lebenswichtig ist. Eigentlich schade, dass den Menschen der Wert von Nahrung nur in Krisenzeiten bewusst wird.
Ansonsten heißt es oft, was produzieren die Landwirte da immer noch für Ramsch, den keiner mehr haben will und der noch dazu zu Lasten der Umwelt geht. Bauern und Lebensmittelerzeugung, das seien doch Relikte aus einer rückständigen Epoche. Und so museal soll die Landwirtschaft auch heute noch aussehen. Moderne, produktive Erzeugungsformen gelten als widernatürlich.
Selbstversorgungsgrad geht zurück
Das hat Folgen. Die Landwirtschaft befindet sich auf dem Rückzug. Mit der Folge, dass der Selbstversorgungsgrad bei Lebensmitteln seit mehreren Jahren sinkt. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung weist für Frischmilcherzeugnisse und Fleisch ein Minus von 4 % im Zeitraum von 2015 bis 2018 aus.
Bei Getreide beträgt der Rückgang von 2014/2015 bis 2018/2019 rund 8 %. Noch haben wir in vielen Bereichen eine intakte Versorgung, aber der weitere Abwärtstrend ist vorgezeichnet.
Zerbrechliche globale Handelsströme
Egal, dann holen wir die Nahrung eben aus anderen Regionen der Welt, dürften sich da viele Verbraucher und Einkäufer des Lebensmitteleinzelhandels denken – ist ohnehin billiger.
Wie fragil dieses System ist, zeigt nun der Coronavirus. Wenn Schiffe im Hafen, Züge im Bahnhof und Flugzeuge am Boden bleiben und die Straßen leergefegt sind, egal in welchem Winkel dieser Erde, kommt die globale Transportkette ins Stocken.
Deshalb ist es im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig, die Menschen regional versorgen zu können. Immerhin leben in Europa 513,5 Millionen Menschen, die täglich essen wollen und müssen. Das geht aber – auch darüber muss man sich im Klaren sein – nicht zum Nulltarif.
Eine halbe Milliarde Menschen zu versorgen, das macht man nicht auf einem Komposthaufen im Hinterhof. Für das „Nötigste“ zu sorgen, hinterlässt damit einen ökologischen Fußbadruck. Im Vergleich zu vielen lässlichen Dingen des Alltags ist er aber bestens begründbar.
Foto / Quelle: Ulrich Graf für Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt