Diesel auf Allzeithoch: Ist Entspannung in Sicht?

Deutsche Autofahrer mussten sich im Januar beim Stopp an der Tankstelle warm anziehen. Denn die Preise für Super E10 und Diesel kletterten im vergangenen Monat stetig aufwärts – und für Diesel sogar auf bisher nie dagewesene Höhen. Wie die Auswertung des Verbraucherinformationsdienstes Clever Tanken zeigt, kostete der Liter Super E10 im Monatsschnitt rund 1,6789 Euro. Das waren rund 7 Cent mehr als noch im Dezember 2021. Der Liter Diesel kostete im Januar im Mittel rund 1,6044 Euro.

Damit lag der Dieselpreis rund 8 Cent über dem Durchschnittswert aus dem Vormonat. Zugleich war dies der höchste Wert, den Clever Tanken seit Start der regelmäßigen Auswertungen im Juni 2012 je ermittelt hat. Zuletzt lag der Höchstwert im November 2021 bei 1,5653 Euro pro Liter. Verglichen mit dem Vorjahresmonat, der zugleich der günstigste Jahresmonat 2021 für beide Kraftstoffsorten war, werden die Teuerungen noch deutlicher.

Ganze 33 Cent mehr als vor einem Jahr kostete der Liter Super E10 und rund 38 Cent mehr der Liter Diesel. Vier Tankfüllungen à 60 Liter Super E10 kosteten im vergangenen Monat im Schnitt 402,94 Euro. Das sind rund 16,18 Euro mehr als im Vormonat sowie rund 79,58 Euro mehr als im Vorjahresmonat. Dieselbe Menge Diesel kostete im Januar rund 385,06 Euro – und damit etwa 18,84 Euro mehr als im Vormonat sowie rund 90,22 Euro mehr als im Vorjahresmonat.

Ölpreise sprengen 90-Dollar-Marke

„Im Dezember hatten die Spritpreise noch eine kurze Verschnaufpause eingelegt. Aber wie es scheint, um Anlauf für das neue Jahr zu nehmen“, fasst Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer von Clever Tanken, die Entwicklung im Januar zusammen. Als Hauptgrund für den Preissprung an den Zapfsäulen nennt der Experte den Höhenflug des Ölpreises. So hatte der Preis pro Barrel (159 Liter) für die hierzulande wichtige Sorte Brent bereits zur Monatsmitte mit zeitweise über 88 US-Dollar den höchsten Stand seit mehr als sieben Jahren erreicht.

Damit übersprang diese Marke zum Ende des Monats sogar auf über 91 US-Dollar. Zuletzt waren solche Preise Anfang Oktober 2014 aufgerufen worden. Verantwortlich dafür ist unter anderem die Hoffnung der Anleger auf eine rasche Erholung der Weltwirtschaft von der Corona-Pandemie. Zudem herrschte im Januar ein vergleichsweise knappes Angebot bei weiterhin robuster Nachfrage. Gleichzeitig wurden die Preise durch wachsende Sorgen über geopolitische Spannungen – wie beispielsweise dem Ukraine-Konflikt – getrieben.

Als weitere Gründe für den Aufwind der Kraftstoffpreise hierzulande nennt Steffen Bock unter anderem das Inkrafttreten der ersten Anhebungsstufe des 2021 eingeführten nationalen CO2-Preises. „Allein dadurch ist Super E10 seit dem 1. Januar um weitere 1,4 Cent und Diesel um weitere 1,6 Cent teurer als noch im Vorjahr. Insgesamt beträgt der Mehrpreis durch die CO2-Abgabe nun 8,4 Cent pro Liter Benzin und 9,5 Cent pro Liter Diesel“, erläutert Bock.

Kraftstoffpreise
Städteranking der Spritkosten für Januar 2022 / © infoRoad GmbH / Clever Tanken

Benzin-Diesel-Schere

Der Preisunterschied zwischen Super E10 und Diesel lag im Januar bei 0,0745 Euro pro Liter – dem niedrigsten Wert seit Februar 2019 (0,0718 Euro). Gegenüber Dezember (0,0856 Euro) hat sich die Benzin-Diesel-Schere so um rund 1 Cent geschlossen. Ursache für die geringe Preisdifferenz ist zum einen, dass Diesel im Winter durch die höhere Nachfrage nach Heizöl generell teurer wird. Zum anderen ist der Reiseverkehr, der die Benzinnachfrage üblicherweise treibt, in den Wintermonaten eher gering.

Der günstigste Tank-Tag für Super E10 war Freitag, der 7. Januar. 1,6540 Euro kostete an diesem Tag der Liter im Schnitt. Diesel war hingegen am günstigsten am Dienstag, den 4. Januar, mit durchschnittlich 1,5700 Euro pro Liter. Am teuersten hingegen waren Super E10 und Diesel am Montag, den 31. Januar, mit durchschnittlich 1,7150 Euro beziehungsweise 1,6440 Euro pro Liter.

Städteranking im Januar

Aus dem monatlichen Preisvergleich der 20 größten deutschen Städte von Clever Tanken ging im Januar Nürnberg (1,6549 Euro) als Sieger der günstigsten Super-E10-Tankstädte hervor, gefolgt von Leipzig (1,6559 Euro) und Duisburg (1,6575 Euro). Teuerste Super-E10-Tankstädte wurden hingegen Hannover (1,7109 Euro), Frankfurt am Main (1,7095 Euro) und Bremen (1,6850 Euro). Die Stadt Wuppertal, die 14 Mal nacheinander einen Platz unter den Top drei in dieser Kategorie belegt hatte, rutschte im Januar knapp auf Platz vier (1,6835 Euro).

Für vier Tankfüllungen à 60 Liter Super E10 zahlten Autofahrer im teuren Hannover rund 410,62 Euro und damit etwa 13,44 Euro mehr als im günstigen Nürnberg. Dieselfahrer zahlten im Januar am wenigsten in Dresden (1,5888 Euro), Duisburg (1,5907 Euro) und Nürnberg (1,5908 Euro). Am meisten zahlten sie in Hannover (1,6225 Euro), Frankfurt am Main (1,6166 Euro) und München (1,6159 Euro).

Ausblick

Steffen Bock geht in seiner Prognose für den kommenden Monat von einem weiteren Aufwärtstrend, maximal aber einer Seitwärtsbewegung aus. „Die Nachfrage nach Rohöl ist weiterhin hoch – und dürfte es bleiben, da alle Zeichen auf eine zunehmende Erholung der globalen Wirtschaft hindeuten.“ Daran dürfte seinen Worten nach auch die Entscheidung der Opec+ Anfang Januar nichts ändern. Der Ölverbund hatte zwar festgelegt, die tägliche Fördermenge ab Februar um 400.000 Barrel pro Tag auszuweiten. Allerdings gingen Analysten davon aus, dass die Produktion der Opec+ nicht ausreiche, um die weltweite Nachfrage zu befriedigen.

Preisvergleich via App, Navi oder Internet zahlt sich aus

Gerade mit Blick auf diese Aussichten rät Steffen Bock Autofahrern dazu, die Kraftstoffpreise regelmäßig entlang geplanter Fahrtrouten zu vergleichen. „Über Apps, das Navigationsgerät oder das Internet lassen sich die günstigsten Tankstellen der Umgebung ermitteln. Darüber hinaus sollten Autofahrer teure Autobahntankstellen meiden, wenn das ohne Umwege möglich ist. Mit diesem Verhalten sparen sie bei steigenden wie auch bei fallenden Preisen.“

Beachten sollten Autofahrer dabei, dass es seit März 2021 mancherorts bis zu sechs Preisspitzen am Tag gibt – insbesondere an den Markentankstellen. Steffen Bock: „Teilweise kommt es an ein und derselben Tankstelle zu Unterschieden von bis zu 15 Cent pro Tag. Beim Vergleich aller Tankstellen einer Stadt sind innerhalb von 24 Stunden auch schon mal bis zu 22 Cent drin. Günstige Tankzeiten bieten sich oft im Zeitraum zwischen 8 und 10 Uhr, 12 und 13 Uhr sowie 20 und 22 Uhr.“

Fotos / Quelle: clever-tanken.de

hamburg040.com

Hamburg-Magazin und mehr... Bloggt zu den regionalen Themen Shopping, Genuss, Menschen, Business, Motor und Events.