Preisanstieg bei Medikamenten – Corona trifft auch die Pharmaindustrie

Die Pharmaindustrie ist mit Sicherheit keine Branche, die zu den Verlierern der anhaltenden Gesundheitskrise gehört. Es lässt sich jedoch nicht bestreiten, dass die Auswirkungen von Corona auch die pharmazeutische Industrie treffen, wenngleich hierunter vor allem die Verbraucher zu leiden haben.

Zu Beginn der Pandemie war die Situation aber weit angespannter als zum jetzigen Zeitpunkt. Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen sind die Preise für Medikamente angestiegen. Zum anderen waren bestimmte Medikamente nicht mehr erhältlich. Das ist teilweise immer noch der Fall, doch viel wichtiger ist die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Hiermit wollen wir uns in diesem Artikel beschäftigen.

Kosten für Medikamente in vielen Kategorien deutlich angestiegen

Gerade zu Beginn der Krise machten sich rasante Preisanstiege bemerkbar. Im März 2020 waren die durchschnittlichen Kosten für Antiallergika 46 % höher als im Vorjahr. Bei Erkältungsmitteln waren es 40 % und bei Magen-Darm-Medikamenten 32%.

Die Preisanstiege in anderen Kategorien waren zwar insgesamt geringer (bei Gelenk- und Muskelpräparaten sogar nur 1 %), aber lediglich die durchschnittlichen Preise für Beruhigungs-, Nerven- und Schlafmittel blieben unverändert. Da Schlafstörungen bereits vor der Krise ein Problem waren und nun sogar noch mehr Menschen darunter leiden, ist das durchaus erfreulich.

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Generell haben sich die Preise bei vielen Medikamenten wieder auf ein normales Niveau eingependelt, dennoch bleiben Arzneimittel in 7 von 9 Kategorien teurer. Ein gewisser preislicher Abstand zum Vorjahr ist weiterhin gegeben und wird womöglich dauerhaft bestehen bleiben. Doch womit hängt das eigentlich im Spezifischen zusammen?

Warum es überhaupt zu einem Preisanstieg bei Medikamenten kam

Dass Corona der Grund für die höheren Preise war, dürfte jedem klar sein. Die Ursache ist jedoch nicht Corona per se, sondern die Tatsache, dass die Nachfrage bei vielen rezeptfreien Arzneien angestiegen ist.

Das Ganze hängt gewissermaßen mit dem Hamstern zusammen, das landesweit ein Phänomen war und teilweise immer noch ist. Aus Angst vor zukünftigen Engpässen und einem Mangel an notwendigen Medikamenten haben viele Deutsche einen Vorrat angelegt. Dabei war unter anderem die Nachfrage nach Erkältungsmitteln hoch, da Corona bekanntermaßen ähnliche Symptome wie die Grippe hat.

Zeitweise war die Nachfrage sogar um bis zu 800 % höher als noch 2019. Da Europa bei der Medikamentenproduktion nach wie vor von außereuropäischen Lieferanten abhängig ist, konnte diese Nachfrage nicht komplett gedeckt werden und die Preise sind in die Höhe geschossen.

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Viele Rohstoffe für Medikamente steigen im Preis stark an / (c) pixabay.com

Lieferengpässe lassen sich nicht ausschließen

Nun bleibt natürlich die Frage, ob wir uns in Deutschland wirklich Sorgen um Lieferengpässe machen müssen. Prinzipiell lässt sich sagen, dass wir Engpässe bei Medikamenten zumindest nicht ausschließen können. Das Problem war in Deutschland und anderen europäischen Ländern bereits vor der Krise präsent und hat sich seit Beginn der Pandemie weiter verschlechtert.

Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, wäre die Produktion nach Europa zu verlagern, was aber gleichzeitig zu höheren Kosten bei Medikamenten führen würde. Die Konkurrenz der Pharmaunternehmen würde die Preise zwar ein Stück weit nach unten drücken, dennoch wären diese weit höher als noch zuvor. Nichtsdestotrotz spricht einiges dafür, Arzneimittel in Zukunft vermehrt in Europa zu produzieren.

Generell sollte Europa in der Gesundheitsbranche unabhängiger werden und die Fertigung von Masken in Turin und Kampanien ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Fakt ist, dass Lieferengpässe bei Medikamenten zu einem großen Problem werden könnten. Vor allem dann, wenn es sich beispielsweise um Antibiotika handelt, für die kein alternatives Arzneimittel zur Verfügung steht.

Foto / Quelle: Redaktion

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