Kein Check-In gen Warschau

Ach, so eine Reise ins sommerliche Warschau ist schon etwas Besonderes. Vor allem, wenn man vor Ort eingeladen ist, sich eine Wodka-Fabrik samt Herstellung und Tasting des flüssigen Wässerchens anzuschauen. Doch leider wurde aus dem Trip nichts.

Flug LO400: Die Embraer 170 von LOT Polish Airlines hebt ohne mich ab...
Flug LO400: Die Embraer 170 von LOT Polish Airlines hebt ohne mich ab…

Denn ich hatte die Rechnung ohne die Schaltermitarbeiter von LOT Polish Airlines aufgemacht. Abflug heute ab Hamburg: 08:35 Uhr, Flugnummer LO400. 40 Minuten vorher trudle ich am Check-in-Schalter ein. In Hamburg sind die Wege kurz, man kann nach dem Check-in und der Kontrolle mit diesem Zeitvorlauf immer entspannt zum Gate schlendern.

Doch die Überraschung ist groß und spontane Hektik breitet sich aus; denn am Schalter von LOT sitzt kein Mensch. Wie geht das denn? Mit zwei weiteren, langsam sehr nervös werdenden Passagieren organisiere ich eine Flughafen-Mitarbeiterin, die tatsächlich jemanden von LOT ans Telefon bekommt. Über zehn Minuten dauert das Ganze.

Hamburg Airport, Terminal 2, Abflugebene: In Reihe 10 ist LOT.
Hamburg Airport, Terminal 2, Abflugebene: In Reihe 10 ist LOT.

Einige Minuten später trabt in aller Seelenruhe der LOT-Schalterexperte an – die personifizierte Service-Wüste, ein stoischer Anti-Charme-Fels, an dem sämtliche norddeutsche Beharrlichkeit von vier Personen abprallt. Es sei nicht mehr möglich, für den Flug LO400 einzuchecken. Egal ob mit oder ohne Gepäck.

Den Ausführungen der Flughafen-Mitarbeiterin, dass man in Hamburg bei jedem innereuropäischen Flug 30 Minuten vorher einchecken könne und genügend Zeit hätte, das Gate samt Flugzeug zu erreichen, weicht der Egal-Mann lustlos aus. Seine beste Eigenschaft: Er ist extrem stressresistent.

Das Gepäck und ich bleiben in Hamburg.
Das Gepäck und ich bleiben in Hamburg.

Bisher habe ich Check-in-Schalter immer als eine Art persönlichen Empfang einer Airline gesehen. Dank LOT und des witzigen Kerlchens der Star Alliance hat sich das heute geändert. Ich bin nur der Passagier und muss überpünktlich und dankbar sein, wenn ich alle Voraussetzungen zur Beförderung erfülle.

Ein alternativer Flug, selbst mit Zwischenstopp, war heute übrigens nicht mehr möglich. Nur schade um die 535,- Euro für Hin- und Rückflug. Die Moral von der Geschicht: In Zukunft bin ich auch in Hamburg mindestens 60 Minuten vor dem Abflug da.

LOT sollte dringend die Check-in-Schalter checken und dafür sorgen, dass die Mitarbeiter dort auf ihren verdammten Hosenböden sitzen, bis die Vögel in der Luft sind. Mit Leuten, die auch lächeln können und freundlicher als Chipverkäufer beim Autoscooter sind. Und guten Wodka kann man ja eh überall probieren.

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte ich eigentlich herzhaft darüber lachen…

Fotos:  hamburg040.com (1), Adrian Pingstone (1), Own work (1)

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