Warum Wälder verheizen Hamburg nicht gut tut

Aktivisten von Robin Wood und Parents for Future haben am 1. Juli vor der Umweltbehörde Bukea in Hamburg-Wilhelmsburg mit Bannersprüchen wie „Kein Wald ins Kraftwerk!“, „Ihr verfeuert Hamburgs Klimaziele“ und „Keine Zeit für Fossile!“ für eine klimaverträgliche Wärmewende und gegen das Verfeuern von Erdgas und Holz demonstriert. Am gleichen Tag entschied der Aufsichtsrat der Hamburger Energiewerke (HEnW) über ein Konzept zum Ausstieg des Heizkraftwerks Tiefstack aus der Verfeuerung von Steinkohle.

Jens Kerstan trägt als Umweltsenator und Aufsichtsratsvorsitzender der stadteigenen HEnW Verantwortung für das Konzept. Neben klimafreundlichen Ansätzen wie die Nutzung von Abwärme und Großwärmepumpen setzt die Bukea weiterhin auf die Verbrennung von Erdgas und Holzbiomasse im Kraftwerk Tiefstack.

Dies würde die Klimakrise weiter anheizen und das Artensterben verschlimmern. Robin Wood fordert von der Umweltbehörde und dem Aufsichtsrat, das Konzept so zu verändern, dass es im Einklang mit dem Volksentscheid von 2013 und ohne das Verbrennen von fossilen Ressourcen und Holz funktioniert und umgesetzt wird. Darüber hinaus muss die Stadt die großen Energie-Einsparpotentiale konsequenter nutzen.

Wird das Konzept heute von den Hamburger Energiewerken angenommen, kann der Energieversorger mit der Einleitung der Planverfahren beginnen. Eine Beteiligung des Senats ist nicht vorgesehen. „Statt konsequent und mutig auf zukunftsfähige Lösungen zu setzen, hält Jens Kerstan weiterhin an dem Märchen von der klimafreundlichen Holz- und Gasverbrennung fest. Hier zeigt sich, dass die Steigerung der Rendite über den Aufbau eines klimafreundlichen und ökologischen und sozial gerechten Energiesystems gestellt wird.

Es wäre fatal für das Klima und die Hamburger Bevölkerung, wenn sich diese Logik durchsetzt!“  Patricia Ngati, Waldexpertin von Robin Wood. Kritiker der Holzverbrennung versuchte Jens Kerstan bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Konzepts damit zu beruhigen, dass nur Schad- und Bruchholz verfeuert werden solle, das für andere wirtschaftliche Zwecke nicht geeignet sei und sozusagen als Abfall anfällt.

Verbrannter Wald
Hamburg muss in klimaverträgliche Energien investieren / © pixabay.com – JosepMonter

Dafür sollen „hohe Nachhaltigkeitsstandards“ gelten, ein „Biomasse-Kodex“ solle aufgestellt werden. Dem widerspricht Robin Wood. Denn Holz zu verfeuern, ist generell keine Option: Es muss sehr viel Holz verbrannt werden, um sehr wenig Energie daraus zu generieren und pro Energieeinheit entstehen mindestens genauso viele Emissionen wie bei der Verbrennung von Kohle. Die Schäden für die Wäldern die Artenvielfalt, das Klima und die Gesundheit sind gleichzeitig immens.

„Auf Schad- und Bruchholz zu bauen, was momentan durch die Dürrejahre anfällt, ist keine Perspektive für ein Kraftwerk, das für Jahrzehnte geplant ist. Zumal auch dieses Holz als Habitat für die Artenvielfalt, als Nähstoff-, Feuchtigkeits,- und Schattenspender und als Schutz gegen Bodenerosion im Sinne von Klima und Arten im Wald belassen werden sollte.“ erklärt Robin Wood Waldreferentin Jana Ballenthien.

Ist Erdgas auch nicht viel besser?

Auch die Verbrennung von Erdgas ist, entgegen den Behauptungen der Bukea, nicht klimafreundlich. Erdgas ist ein fossiler Energieträger, bei dessen Verbrennung CO2 entsteht. Zudem entweichen beim Abbau, Transport und Lagerung von Erdgas erhebliche Mengen des Treibhausgases Methan. Dies ist in den ersten zwanzig Jahren 87 Mal klimaschädlicher als CO2. Darüber hinaus verfestigen neue Gaskraftwerke die Importabhängigkeit und neokoloniale Kontinuität der deutschen Energieversorgung.

„Wer weiterhin auf Erdgas setzt, nimmt sehenden Auges in Kauf, dass Hamburgs Energieversorgung die Umwelt und Gesundheit von Menschen in den Abbauregionen gefährdet und wir weiterhin von Kriegstreibern und Diktatoren abhängig bleiben“ so Ronja Heise, Energiereferentin von Robin Wood.

Robin Wood kritisiert zudem, dass die Umsetzung der klimafreundlichen Lösungen noch nicht absehbar ist, da zentrale Fragen bislang ungeklärt sind. Für die Wärmepumpen sind Flächen notwendig, die noch nicht zur Verfügung stehen. Auch die Genehmigungsverfahren brauchen Zeit und es scheint noch keinen klaren Zeitplan zu geben.

Robin Wood befürchtet, dass mehr Gas oder Holz verfeuert werden könnten, wenn sich der Bau der Wärmepumpen verzögert oder nur eine der beiden gebaut wird. Zumal auch die entsprechende Umrüstung des Kraftwerks hohe Investitionen verursacht, die sich für die HEnW rentieren sollen. Die Stadt Hamburg muss jetzt in klimaverträgliche erneuerbare Energien und Energiesparen investieren. Nur so kann sie ein zukunftsfähiges Wärmekonzept aufbauen.

Quelle / Fotos: robinwood.de / © pixabay.com

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