Es geht um Chancen und es geht um „Housing First“. In den USA, in Wien und auch in Finnland wurde das System bereits erfolgreich praktiziert. Nun hält die Idee auch in Deutschland Einzug. Zuletzt in Berlin – nun auch in Hamburg.
Unsere Bürgerinitiative möchte einen kleinen Beitrag dazu leisten, das Prinzip „Housing First“ bekannter zu machen, denn es birgt große Chancen für die Betroffenen einen dauerhaften Ausstieg aus der Obdachlosigkeit zu finden.
Was ist Housing First?
Housing First, auch „rapid re-housing“ genannt, stammt aus den USA und beinhaltet eine völlig neue Denkweise im Umgang mit Obdachlosigkeit. Denn im Unterschied zu anderen Programmen müssen sich die Obdachlosen bei diesem Ansatz nicht durch verschiedene Ebenen der Unterbringungsformen für unabhängige und dauerhafte Wohnungen „qualifizieren“, sondern können direkt in eine „eigene“ Wohnung ziehen.
Der Ansatz basiert darauf, dass eine obdachlose Person oder Familie als erstes und wichtigstes eine stabile Unterkunft braucht und andere Angelegenheiten erst danach angegangen werden sollten.
Ersten Studien zu Folge, verringerte sich die Zahl der Menschen, die auf der Straße leben, in Gebieten mit „Housing-First“-Programmen um 30 Prozent, so dass sogar die Zahl der Notunterbringungen reduziert werden konnte.
Praxisfall „Carola“
Während die Einen das System noch erforschen, sind wir bereits mittendrin. Denn Carola – eine obdachlose Frau aus Hamburg – ist mit ihrer Lebengeschichte geradezu exemplarisch dafür, warum es Housing First überhaupt braucht.
Denn wie viele der Betroffenen hat auch sie ein Problem, das sie an die Straße bindet. Warum und wieso wird erstmal nicht hinterfragt. Die Unterbringung ist prioritär. Erst das Zimmer, dann alles Andere. Es könnte Monate dauern, Carola in das gängige Sozialsystem zu integrieren. In dieser Zeit soll sie nicht auf der Straße leben.
Von der Straße weg
Besonders Langzeitobdachlose leiden nicht selten unter multiplen Traumatas. Dinge, die sie an die Straße binden und die meist über Jahre gewachsen sind. Da braucht es vor allem ZEIT um sich erstmal therapeutischer Hilfe auch anzunähern und diese Zeit gibt ihr Niemand in Hamburg.
Kein „Frauenhaus“, kein „Fördern und Wohnen“ und auch keine sonstige städtische Einrichtung. Sie alle halten nach spätestens 14 Tagen die Hand auf – wollen Geld für das Zimmer vom Sozialamt sehen.
Doch was tun, wenn der oder die Obdachlose gar nicht im Stande ist, die Wege zum Sozialamt zu gehen? Wenn irgendein Hindernis schwerer wiegt, als die angebotene Hilfe und Begleitung zurück ins System? Dann hat die Stadt keine Lösung dafür und genau diese Lücke wollen wir schließen.
Bedingungslose Unterbringung
Unser privates Sommernotprogramm für Obdachlose sieht vor, Carola und Menschen wie Carola in eine autarke, nur aus Spenden finanzierte Unterbringung zu vermitteln.
Dies hat den Vorteil, nicht an die 14-Tage Regelung der Stadt gebunden zu sein und damit ohne städtischem Druck die Angelegenheit der Betroffenen regeln und bestehende Blockaden erst einmal aufarbeiten zu können. Im Fall von Carola kann das Monate dauern. Eine große Herausforderung wartet auf uns.
Insbesondere bei Langzeit-Obdachlosen und bei traumatisierten Menschen, ist es oft schwierig die Betroffenen für neue Wege zu „begeistern“. Da braucht es Hilfe auf vielen Ebenen und diese Hilfe wollen wir Carola anbieten.
Die Ersten machen schon mit
Eine WG aus St. Georg hatte Carola zuerst untergebracht und weitere Kapazitäten in Aussicht gestellt. Wie auch ein Seniorenstift, die mehrere Wohnungen besitzen und helfen möchten. Darüber hinaus hat ein Hausbesitzer in Scheenefeld Teilnahme signalisiert und ein Hotel mitten auf dem Kiez hilft ebenfalls zu überbrücken. Nun braucht es nur noch das Geld für die Miete, die wir als Initiative an die Vermieter dann zahlen möchten.
Miete zahlen wir
Durch die Unterstützung von Spendern können wir die Miete für Carola zahlen. So hat Sie erstmal Zeit zu sich zu finden und dann den nächsten Schritt zu tun. Ganz in Ruhe und in Begleitung. Nicht in Tagen, sondern in Wochen und Monaten.
Denn das, was Carola an die Straße bindet, ist über Jahre gewachsen und in 7 oder 14 Tagen einfach nicht zu lösen. Es wird längere Zeit brauchen, die tiefgreifenden Probleme anzupacken und diese Zeit wollen wir ihr geben. Es ist ein Geschenk an ihre Zukunft, weil wir nicht wollen, dass sie so stirbt und wir danken allen Menschen guten Herzens, die uns bei dieser Hilfe für Carola mit unterstützen.
Was braucht es?
Zwei Dinge braucht es, um ein Sommernotprogramm für Obdachlose in Hamburg zu realisieren. 1.) Leute die mitmachen, die Wohnraum und/oder eine Fläche zur Verfügung stellen, wo Menschen ohne Obdach ein vorübergehendes Zuhause finden und 2.) Geld für Miete und Begleitung. Denn mit dem Einzug in die 4 Wände ist es nicht getan.
Der oder Diejenige braucht Begleitung, Menschen, die sich darum kümmern, gemeinsam den nächsten Schritt zu tun. Wir möchten das gerne leisten und haben dies bereits mit Erfolg getan.
Beispiel „Bolle“
Letzten Mai (2018) war es uns gelungen, den Obdachlosen „Bolle“für wenig Geld in einem Zimmer an der Ostsee unterzubringen. Inzwischen ist der 65-Jährige gut versorgt, hat eine feste Wohnung und wieder eine Krankenversicherung. Danke an Alle, die das mit ermöglicht haben.
Starthilfe in ein neues Leben
Nichts desto trotz – jedes Programm ist endlich und auch wir können nicht ewig das Leben der Betroffenen nur aus Spenden finanzieren. Die Rückführung in ein autark finanziertes Leben – mit oder ohne Sozialamt – muss daher am Ende unserer Bemühungen stehen. Wir verstehen uns daher lediglich als „Starthilfe“ – als eine Art „Motor“ für mehr, mit Antrieb den Kurs auch zu halten. Dafür kämpfen wir und dafür setzen wir uns ein.
Fläche und Mittel
Wer unsere kleine Bürgerinitiative mit unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen selbst auch tätig zu werden. Sei es mit einem Angebot für eine Fläche zur Aufstellung eines Wohnmobils / einer Wohnbox oder einem Zimmer zur Überbrückung, bis eine richtige Wohnung gefunden und bezahlbar ist.
SommerNotprogramm JETZT!
Es gibt ein Winternotprogramm, es muss auch ein „Sommernotprogramm“ geben! Wir wollen Menschen wie Carola die übrigen Monate des Jahres nicht einfach so hängen lassen. Jetzt mitmachen und Obdachlose auch im Sommer unterbringen.
Obdachlosen ganzjährig helfen
Dieser Aufgabe wollen wir uns stellen. Die Schaffung eines Schutzraums für die Nacht, eine Tür, die man hinter sich zuschließen kann. Keine Angst mehr vor Übergriffen haben zu müssen, das zu aller erst – und alles Andere danach. „HOUSING FIRST“ – SOMMERNOTPROGRAMM JETZT!
Video Carola (Teil 1 und 2):
Spenden für Carola:
https://www.paypal.com/cgi-bin/webscr?cmd=_s-xclick&hosted_button_id=C69KWRT6254TS
Die Bürgerinitiative „Hilfe für Hamburger Obdachlose“ ist ein privater Zusammenschluss engagierter Bürgerinnen und Bürger zur Unterstützung von Hamburger Obdachlosen. Die seit 2016 tätige Initiative sorgt vorallem für die Unterbringung von Obdachlosen in einem aus Spenden finanzierten, ganztägigen Winternotprogramm. Gründer und Initiator des Projekts ist der ehemalige Obdachlose und heutige Blogger und Obdachlosen-Helfer Max Bryan.
Foto /Quelle: Schoolmann & Bryan, www.hamburger-obdachlose.de