Wie sinnvoll sind Inlandsflüge?

„Individuell betrachtet, gibt es keine andere menschliche Aktivität, die in so einer kurzen Zeit so viele Emissionen verursacht wie die Luftfahrt, weil sie so energieintensiv ist“, sagt Stefan Gössling, Professor an den Universitäten Lund und Linné und Mitherausgeber des Buchs „Climate Change and Aviation: Issues Challenges and Solutions“.

Weltweit haben nur 5-10 % der Bevölkerung jemals einen Fuß in ein Flugzeug gesetzt, die Luftfahrt ist aber verantwortlich für mindestens 2 % der CO₂ Emissionen, neue Studien gehen davon aus, dass der Gesamtbeitrag zum Klimawandel eher bei 5 % liegt. Ein nur kleiner Teil der Erdbevölkerung ist durch den Luftverkehr schon für einen großen Anteil am Klimawandel verantwortlich.

Aber nicht nur der Treibstoff und die damit anfallenden CO₂ Emissionen sind ein großes Thema, der Fluglärm selbst ist nach Statistiken für 20 % der Menschen ein wichtiges Thema. Fluglärm macht auf Dauer krank und beeinträchtigt den Schlaf massiv, Menschen leiden häufiger an Depressionen, Herzinfarkten und Herzschwäche.

Besonders die Kurzstrecken und binnenländischen Ultrakurzstrecken stehen dabei massiv in der Kritik. Dabei werben Fluggesellschaften mit einem hippen Lifestyle, bei dem man alle paar Wochen eine andere Stadt mit dem Flugzeug besucht und das für nur wenig Geld.

Erreicht wird dies primär mit massiven Subventionen. Beispielsweise wird der Treibstoff Kerosin nicht besteuert und internationale Flüge sind von der Mehrwertsteuer befreit. Allein durch die fehlende Treibstoffsteuer sparen Fluggesellschaften jedes Jahr fast 10 Milliarden Euro. Dazu kommen noch Finanzhilfen und Subventionen von kleinen regionalen Flughäfen, die ohne diese Hilfen gar nicht erst überleben könnten.

Klingt schhnell, ist es aber nicht immer
Klingt schnell, ist es aber nicht immer

Inlandsflüge

Das die kurzen Flugstrecken ein No-Go für den Klimaschutz darstellt ist auch in der Politik angekommen. So fordert die Partei „Die Grünen“ schon länger ein Verbot von Inlandsflügen und genau dies hat Frankreich im Frühjahr 2021 getan. Dort wurden nun bestimmte Inlandsflüge verboten und es wird vermehrt auf Zuglinien gesetzt, beispielsweise dann, wenn eine Strecke mit dem Zug in unter zwei Stunden und dreißig Minuten zurückgelegt werden kann.

Gerade Inlandsflüge sind unglaublich ineffizient und leicht durch Zugfahrten zu ersetzen und profitieren besonders durch den subventionierten Treibstoff. Eine aktuelle Studie von Statista zeigt, dass ca. 58 % der Befragten bereit sind auf Inlandsflüge zu verzichten und 21 % gaben an dies bereit zu tun. Die Bereitschaft ist also in der Bevölkerung da und auch die Politik zeigt ein Interesse daran.

Der Zug als Alternative zum Inlandsflug

Eine der am häufigsten genutzten Inlandsflügen in Deutschland ist die Verbindung von Frankfurt am Main nach Hamburg. Fluggesellschaften werben mit günstigen Preisen und schnellem Transport. Dabei wird aber meist die Zeit im Flugzeug eingerechnet und viele andere Faktoren außen vor gelassen.

Nehmen wir an ich möchte heute diese Reise antreten, dann muss ich zuerst von Frankfurt am Main Hauptbahnhof zum Flughafen reisen, dieser liegt außerhalb und ich fahre ca. 15 Minuten aus dem Zentrum, egal ob mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto. Fluggesellschaften geben an mindestens eine Stunde vor Abflug vor Ort zu sein, mit Gepäck sollte man lieber mehr Zeit einplanen. Lande ich dann in Hamburg, muss ich evtl. auf mein Gepäck warten und mich dann langsam aus dem Flughafen begeben und noch 25 Minuten mit der S-Bahn in die Stadt fahren.

Aus der reinen Flugzeit von einer Stunde und zehn Minuten wird also schnell eine Reise von ca. drei Stunden.  Der ICE fährt die Strecke von Frankfurt am Main Hauptbahnhof nach Hamburg Hauptbahnhof in drei Stunden und dreißig Minuten. Allerdings kann ich diese Zeit entspannt auf meinem Platz sitzen und laufe bzw. fahre nicht von Station zu Station und habe auch keinen aufwendigen Sicherheitscheck vor mir.

Preislich liegen die Reisen dann auch ohne Gepäck auf einem unterschiedlichen Niveau, die Deutsche Bahn gibt Preise ab 27,90 € an und Flüge gehen bei 148 € los. Möchte ich Gepäck mitnehmen, steigen diese Preise deutlich an. Bei flexibler Buchung kann ich bei beiden Transportmöglichkeiten deutlich sparen, genauso können beide Preise bei unflexiblen Gegebenheiten und der Flug mit Gepäck deutlich steigen.

Fazit

Kurzstreckenflüge sind laut Greenpeace etwa zwölfmal so klimaschädlich wie vergleichbare Bahnfahrten. Die günstigen Preise sind nur mit Hilfe von massiven Subventionen möglich und werden in Zukunft abgebaut werden müssen, um unsere Klimaziele noch erreichen zu können.

Bei genauer Betrachtung sieht man auch, dass der größte Vorteil, nämlich die Zeit beim Fliegen ein gar nicht so großer Faktor ist und mit dem Ausbau von Bahnstrecken, effizienter Fahrplantaktung und neuen Zügen wird dieser Faktor immer kleiner werden. Mit dem Zug kann ich günstiger und meist entspannter von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof fahren, ohne vorher zum Flughafen, der meist weit außerhalb der Stadt liegt zu reisen und ohne mir Gedanken um das Gepäck machen zu müssen.

Foto / Quelle: Redaktion

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