Sozial-ökologische Verkehrswende gefordert: Pflanzenöl ist ein Nahrungsmittel – kein Kraftstoff!

Zum Start des Kongresses “Kraftstoffe der Zukunft“ fordert Robin Wood ein schnelles Aus für Sprit aus Pflanzenölen sowie eine konsequent sozial-ökologische Verkehrswende. Industrieverbände veranstalten – unter der Schirmherrschaft von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer – diesen Kongress, um Absatzmärkte für Agrokraftstoffe zu sichern und auszubauen.

Zum 30. Juni 2021 muss die Bundesregierung die europäische Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) in deutsches Recht umsetzen. Ein vom Bundesumweltministerium im Herbst 2020 vorgelegter Gesetzesentwurf sieht im Verkehrssektor eine Minderungsquote von 22 Prozent für Treibhausgase bis zum Jahr 2030 vor. Die Agrokraftstoff-Industrie behauptet, dass Kraftstoffe aus Pflanzenölen einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung dieses Ziels leisten könnten.

„Die Hersteller von sogenannten Biokraftstoffen spielen ein falsches Spiel. Diesel aus Pflanzenöl emittiert im Durchschnitt 80 Prozent mehr Treibhausgase als Diesel aus Mineralöl“, sagt Robin Wood-Tropenwaldreferentin Fenna Otten.

Agrokraftstoffe haben keine Zukunft
Agrokraftstoffe haben keine Zukunft: Für Agrotreibstoffe werden in den Tropen einzigartige Wälder zerstört und Monokulturen aus Palmöl angelegt (Foto: Robin Wood / F. Otten)

Besonders kritisch steht es um Diesel aus Palm- und Sojaöl. Beide Öle haben eine extrem schlechte Klimabilanz. Die Emissionswerte sind zwei bis drei Mal höher als die von fossilem Diesel. Denn für die Anlage neuer Soja- und Ölpalm-Plantagen werden großflächig Tropenwälder gerodet und riesige Mengen Kohlenstoff freigesetzt.

Anstelle der einzigartigen, artenreichen Wälder entsteht eine „grüne Wüste“ aus Monokulturen. Die Konzessionen sind oft mehrere 10.000 Hektar groß! Dies führt zusätzlich zu den Klimaschäden zu einem dramatischen Artensterben sowie dem Verlust von Biodiversität.

„Solange Palm- und Sojaöl dem Diesel beigemischt werden dürfen, führt jede Tankfüllung hierzulande dazu, dass auf der anderen Seite der Erdkugel unwiederbringlich Wald zerstört wird. Agrokraftstoffe sind daher Teil des Problems und nicht Teil der Lösung im Kampf gegen Klimakrise und Artenschwund!“, sagt Otten.

Aus Sicht von Robin Wood muss die Mobilitätswende grundlegend anders angegangen werden. „Ein veraltetes Verkehrssystem, das auf Verbrennungsmotoren basiert, darf nicht mit Scheinlösungen wie Agrokraftstoffen künstlich am Leben gehalten werden“, fordert Dominique Just, Robin Wood-Mobilitätsreferentin.

Anstatt gemeinsame Sache mit der Kraftstoff-Lobby zu machen, muss Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer klare gesetzliche Regelungen auf den Weg bringen, die tatsächlich den Ausstoß von Treibhausgasen im Verkehr senken. Dazu zählen insbesondere ein Tempolimit auf Autobahnen und eine Absage an den Neubau von Autobahnen sowie die verstärkte Förderung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs.

Link: Der Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“ läuft vom 18.-22. Januar 2021 digital und schließt allein schon wegen einer Teilnahmegebühr von 750 Euro viele von der Debatte aus. https://www.kraftstoffe-der-zukunft.com

Foto / Quelle: www.robinwood.de

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