Was machen zwei Auto-Entwickler, wenn sie an die Küste ziehen? Logisch, Wasser-Taxis bauen. Stefanie und Lars Holger Engelhard wollen an der Schlei in Schleswig-Holstein nicht weniger als die Schifffahrt revolutionieren.
Die beiden gebürtigen Bayern entwickeln autonom fahrende und umweltfreundliche Schiffe. Sie verfügen über einen elektrischen Antrieb mit Brennstoffzelle und grünem Wasserstoff. Dadurch sind sie vollständig emissionsfrei – für die Luft (Kohlendioxid oder Stickstoff), für das Wasser (Schmierstoffe oder Diesel) und hinsichtlich Lärmbelastungen.
Jetzt wird der erste Prototyp auf Kiel gelegt. Dazu hat das Start-up eine ehemalige Schnapsfabrik zur Werft umgebaut. Zunächst entstehen dort zwölf Meter kleine „Schleiboote“ – umweltfreundliche Elektro-Fähren für ein Dutzend Passagiere sowie Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen, denn die Boote sind dank Rampe barrierefrei. Ab Frühjahr 2022 sollen sie auf dem Wasserweg die Stadt Schleswig mit dem UNESCO Welterbe Haithabu, einem Wikinger Museum, verbinden.
Die Katamarane sind digital vernetzt. Im zweiten Schritt werden sie autonom zwischen den Anlegern pendeln und „on demand“ verfügbar sein. „Unser Ziel ist es, dass sich Fahrgäste per App ihr Wasser-Taxi ordern können, so wie es heute bei Fahrdienstanbietern auf der Straße möglich ist“, sagt Lars Holger Engelhard (37).
Unleash Future Boats heißt das Start-up des Ehepaars. Das Ziel: Sie wollen maritime Mobilität on demand, elektrisch und autonom fahrend anbieten. Gemeinsam mit einem Dutzend Schiffbauingenieuren, Spezialisten für Künstliche Intelligenz (KI) und Finanzprofis arbeiten sie daran, den Verkehrsweg Wasser nachhaltig zu verändern.
Die „Schleiboote“ sind dabei nur der erste Sprung ins kalte Wasser. Zukünftig sollen sich auch Binnenschiffe mit dem innovativen Wasserstoff-Antrieb nachrüsten lassen. „Über den Schadstoffausstoß von Autos wird viel geredet,“ sagt Stefanie Engelhard (36). „Dass aber die Schifffahrt für zwei Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, wird nach wie vor übersehen. Maritime Transporte setzen pro Jahr eine Milliarde Tonnen CO2 frei, Dieselreste und Schmierstoffe verschmutzen die Meere, und konventionelle Boote sind zudem sehr laut.“
Das Konzept von Unleash Future Boats findet Lösungen für viele aktuelle Herausforderungen in der Mobilität. Neben der wachsenden Umweltbelastung durch konventionelle Antriebe kämpft die Binnenschifffahrt auch mit Niedrigwasserständen in vielen Gewässern, ebenfalls durch den Klimawandel hervorgerufen. Die Kleinfähren sind niedrigwassertauglich.
Die bestehenden Bootsmodelle sind bezüglich ihrer Größe skalierbar, könnten deshalb auch in Städten mit vielen Wasserwegen für den Transport von Personen und Gütern genutzt werden. „Unsere Schleiboote sind ein attraktives Konzept für Städte, die den innerstädtischen Verkehr nachhaltiger gestalten möchten“, erklärt Lars Engelhard. „Wir haben bereits mehrere Anfragen von verschiedenen Regionen und Metropolen im In- und Ausland.“
Stefanie und Lars Holger Engelhard waren viele Jahre in der Automobil-Entwicklung tätig. Die dort gewonnenen Erkenntnisse wollen sie jetzt aufs Wasser bringen. „Wir planen den Technologietransfer von automobiler zu maritimer Mobilität“, sagt das Ehepaar.
Zusammen mit dem renommierten Fraunhofer-Institut hat das Start-up erste Sensoren entwickelt, die für autonomes Fahren auf dem Wasser notwendig sind. „Diese unterscheiden sich von denen in der Automobilindustrie, da Schiffe ständig Wankbewegungen durch Welle und Wind ausgesetzt sind“, sagt Stefanie Engelhard.
Lars Holger Engelhard hat einen Master in Business Administration und hält zwölf internationale Patente. Er ist Co-Founder eines internationalen Think Tank von Hoch- und Höchstbegabten und ist selbst höchstbegabt. Im VW-Konzern war er verantwortlich für die Online-Konnektivität von Millionen Autos. Stefanie Engelhard ist Diplom-Ingenieurin und hat bei Audi die Entwicklung des autonomen vernetzten Fahrens vorangetrieben.
Ihre Idee ist bereits jetzt von der UN als Nachhaltigkeits-Projekt anerkannt. Ebenso unterstützen Politik und Wirtschaft das Start-up. Auch der Duisburger Hafen, der größte Binnenhafen Europas, interessiert sich für das Projekt und hat es in sein Accelerator-Programm startport aufgenommen.
„Die Idee der ‚Schleiboote‘ bietet viel Potenzial, für den öffentlichen Personennahverkehr, touristische Fahrten, für Haus- oder Fischerboote sowie für den Güterverkehr zu Wasser“, sagt Erfinder Lars Holger Engelhard. An einem Patent arbeitet er übrigens noch: Dem Kapitäns-Patent.
Foto / Quelle: Unleash Futures Boats, www.unleash-future-boats.com