Wenn man sich heute genüsslich im weichen Strandsand räkelt und leicht bekleidet oder im Adamskostüm die Sonne genießt, dann ist es schwer vorstellbar, dass vor noch gar nicht allzu langer Zeit die Sitten und Gebräuche des Badens gänzlich anders waren. Ostseeappartements Rügen hat in seinem Urlaubsblog die durchaus interessante Entwicklung der Badekultur auf Deutschlands größter Insel beleuchtet.
So sollen sich nach Johann Friedrich Zöllner schon um 1750 „des Bades wegen“ einzelne Gäste „zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit“ in Sagard auf der Halbinsel Jasmund aufgehalten haben. Dort gab es eine eisenhaltige Mineralquelle. Der Blogartikel berichtet über den Aufstieg und Niedergang der Sagarder „Brunnen-, Bade- und Vergnügungsanstalt“ und wendet sich dann dem zweiten Inselbad zu.
Putbus mit seinem Ortsteil Lauterbach. Doberan und Heiligendamm sollten wohl zunächst Vorbild sein. Doch mit dem 1818 fertiggestellten Badehaus Goor, dem Theater, der Orangerie, dem Kursaal, Gästehäusern, großzügig angelegten Alleen, dem Wildgehege und vielen seltenen Gehölzen im Schlosspark übertraf Putbus bald die um wenige Jahrzehnte älteren mecklenburgischen Bäder.
Standesgemäß und dem Geist der Zeit entsprechend, gab es im fürstlichen Badehaus Goor Badewannen aus edlem Carrara-Marmor, aber es zeichnete sich bereits der Trend hin zum Baden in der freien Natur ab. Im „Reisegesellschafter durch Rügen“ von 1823 ist zu lesen:
„Wer sich des kalten Seebades bedienen will, es aber nicht liebt, sich im Freien zu entkleiden, benutzt einen der Badekarren. Auf einer kleinen Treppe steigt der Entkleidete ins Bad – und auch die züchtigste der Frauen darf sich nicht scheuen, eines solchen Badekarrens sich beim Baden zu bedienen, denn ausser, dass solcher an den Seiten bekleidet ist…, ist auch dafür gesorgt, dass durch einen seewärts niederzulassenden Vorhang die Badende sich dem Blicke jedes Lauschenden gänzlich entziehen kann.“
Wenn sich während der ersten Jahre des Badebetriebes wie in Sagard auch in Putbus drei- bis vierhundert Bade- und Kurgäste eingestellt hatten, so verringerte sich die Besucherzahl schon nach 1850. Das Wasser bei Putbus war eben doch nicht die offene See, weswegen sich die fürstliche Familie zum Bau der Kleinbahnstrecke nach Binz und später weiter bis nach Göhren entschloss, damit die Gäste bequem an die herrlichen Strände der Ostküste reisen konnten.
Kurzweilig und an manchen Stellen auch ein wenig kurios ist, was der Leser anschließend über das strikt nach Geschlechtern getrennte Baden, die historischen Bademoden und die Entwicklungsgeschichte des Strandkorbs erfährt. Weiterführende Links und Buchtipps machen den Artikel zu einer interessanten Lektüre für alle Rügenfreunde.
Foto / Quelle: www.oar1.de, Ostseeappartements Rügen Vermarktungs-GmbH & Co. KG