Rund 20.000 Radurlauber erleben jedes Jahr den internationalen Fernradweg Berlin-Kopenhagen. Seit diesem Jahr wird eine maritime Alternative geboten. In zehn Tagen geht es von Hamburg aus in die dänische Hauptstadt.
Immer leiser wird die Kulisse. Weite Wiesen, ein schmaler Kanallauf und grasende Kühe prägen die alte Marschlandschaft, die sich gleich an das trubelige Großstadtleben anschließt. Schön waren die Tage zwischen Besuchen im duftenden Gewürzmuseum und entspannten Schlendereien durch Hamburgs historische Speicherstadt. Doch schön ist es auch, wieder auf dem Sattel zu sein. Ein wenig spannend sogar.
Seit dem Jahr 2019 lockt die Mecklenburger Radtour zu Reisen zwischen Hamburg und Kopenhagen. Auf 400 Kilometern verbindet die neu erarbeitete Route die beiden Metropolen. „Wir suchten nach einer Alternative zum beliebten Fernradweg Berlin-Kopenhagen, die neben dem gleichen grenzüberschreitendem Raderlebnis neue Eindrücke verspricht“, sagt Thomas Eberl, der Geschäftsführer des Radreisespezialisten.
Thomas Eberl, dessen Frau Beate vor mehr als 20 Jahren maßgebliche Ideengeberin für den Radweg zwischen den Hauptstädten war, liegt viel an der Vernetzung des deutschen und dänischen Radwegenetzes: „Damals wollten wir den radtouristischen Horizont der neuen Bundesländer erweitern, Brücken bauen und innovative Urlaubserlebnisse auf zwei Rädern ermöglichen. Nicht weniger treibt uns heute an. Dazu kommt, dass das Nachbarland Dänemark nicht nur einen tollen landschaftlichen Kontrast bildet, sondern auch überaus radfreundlich ist.“
Auf beschaulichen Wegen durch das malerische Hügelland Schleswig-Holsteins, vorbei an der Trave-Stadt Bad Oldesloe, erreichen wir am Ende des ersten richtigen Reisetages einen vorläufigen Höhepunkt. Bereits von Weitem ist die pittoreske Altstadtsilhouette der Unesco-Welterbestadt Lübeck zu erkennen, eingerahmt von ihren sieben backsteinernen Türmen.
Die dichte Ansiedlung der teilweise fast tausend Jahre alten Heiligtümer zeugt von dem großen Reichtum der Stadt – vernehmen wir am späten Abend den Worten des Nachtwächters, der uns durch die geheimnisvolle Hansestadt am Tor zur Ostsee führt.
Die Ostsee. Mal raue Meeresmacht, mal traumhaft schönes Pendant zum weißen Sandstrand. Für Thomas Eberl von der Mecklenburger Radtour ist sie das Radreiserevier schlechthin: „Nicht nur unsere Gäste lieben Reisen entlang der deutschen oder skandinavischen Ostseeküste, auch mich persönlich faszinieren die vielen malerischen Radwege zwischen altem Hansetum, unberührter Natur und jeder Menge maritimem Erleben.“
Genau diesen Facettenreichtum sollen wir kennenlernen. Nach einem kurzen Fährhopser über Lübecks Ostseestrom radeln wir zum Ostseebad Boltenhagen. Das gute Wetter lockt hunderte Strandgänger an die Wasserlinie und in die kleinen Boutiquen entlang der Flaniermeile oberhalb des sandigen Ruhepols.
Natürlich auch uns. Die rund 50 Kilometer langen Tagesetappen lassen genügend Spielraum für individuelle Entdeckungen links und rechts des Weges. Ob für Shopping-Trips in urigen Städtchen, Ruhepausen in bizarren Küstenwäldern oder Schiffsrundfahrten rund um das Warnemünder Leuchtfeuer.
Oder für den Besuch der vielen Kunsthandwerker und Hinterhofgalerien, die den Weg ins dänische Nykøbing säumen. Die Reiseunterlagen, welche jeder Radurlauber vor Abfahrt erhält, haben bereits neugierig gemacht. Auf alte Glasbläsereien, in denen bei über tausend Grad mundgeblasene Weingläser oder Kerzenständer entstehen, auf Ateliers von international bekannten Künstlern wie Paul Poclage oder auf alte Scheunen, in denen Keramik und Mitbringsel aus Holz gefertigt und verkauft werden.
Nur noch 120 Kilometer sind es bis zum Tivoli, dem Wahrzeichen der dänischen Metropole. Mittelalterliche Städte wie Næstved und Märchenschlösser wie jenes auf dem Eiland Gavnø, dessen Schlosspark mit seiner floralen Pracht Blumenzüchter aus ganz Europa anlockt, legen bereits den roten Teppich aus.
Immer häufiger führt der Weg durch kleine Siedlungen und Vorstädtchen, immer geschäftiger wird das Treiben, immer lauter die Kulisse. Kurze Zeit später passieren wir die Grenze zur quirligen Dänenmetropole. Wir parken unsere Räder nahe des bekannten Hafens Nyhavn, inmitten hunderter Drahtesel – und genießen den Trubel.
Die zehntägige Radreise „Hamburg-Kopenhagen“ (DAN 09) ist ab 1.058 Euro pro Person bei der Mecklenburger Radtour buchbar. Enthalten sind neun Übernachtungen inklusive Frühstück, ein Leihrad, Gepäcktransporte, Fährüberfahrten, ein deutschsprachiger Gästebetreuer in Dänemark sowie umfangreiches Karten- und Routenmaterial. Weitere Informationen und Buchung unter www.mecklenburger-radtour.de
Foto /Quelle: (c) Bild: Østdansk Turisme / Mecklenburger Radtour GmbH