Den Deutschen wird nachgesagt, sie wären ein klagefreudiges Volk. Und tatsächlich landen auch in Hamburg oftmals harmlose Konflikte vor Gericht. Eine Rechtsschutzversicherung hilft Bürgern dabei, ihre Rechte durchzusetzen, ohne dafür Unsummen bezahlen zu müssen
Prozesse überlasten Gerichte
Immer wieder macht die Hamburger Justiz mit langen Wartezeiten von sich reden. So musste eine alleinerziehende Frau ein halbes Jahr darauf warten, dass ihr Ex-Mann den fälligen Unterhalt zahlte – das Familiengericht war schlichtweg überlastet. Der Personalmangel an norddeutschen Gerichten ist natürlich kein Geheimnis und wird seit Jahren regelmäßig angeprangert, ohne dass sich etwas ändert.
Auch in Hamburg ziehen Jahr für Jahr viele Menschen vor Gericht, wenn sie sich in ihren Rechten beschnitten fühlen. Dies können konkrete Anlässe sein wie eine Eigenbedarfskündigung durch den Vermieter, Betrug beim Online Shopping oder eine ungerechtfertigte Abmahnung am Arbeitsplatz.
In manchen Fällen scheinen es Bürger aber auch einfach mit dem Staat aufnehmen zu wollen, so wie die 36-jährige Dame aus St. Pauli, die gegen eine Überwachung der Reeperbahn per Kamera prozessierte, weil sie sich in ihrem Recht auf informelle Selbstbestimmung eingeschränkt fühlte. Die Richter wiesen die Klage übrigens ab. Und schon bald droht eine riesige Prozesswelle aufgrund der Corona-Pandemie auf die Gerichte zuzulaufen.

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Warum eine Rechtsschutzversicherung wichtig ist
Es ist natürlich ein Kreislauf: Immer mehr Menschen schließen eine private Rechtsschutzversicherung ab, die für Anwalts- und Gerichtskosten aufkommt. Dadurch sind sie in der Lage, mit Unterstützung der Rechtsschutzversicherung, ihre Ansprüche gerichtlich gegen andere durchzusetzen. Um im Notfall gewappnet zu sein, entsteht für andere eine Notwendigkeit, ebenfalls eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen.
Tatsächlich profitieren sowohl Geschädigte als auch Schuldige vom Abschluss einer privaten Rechtsschutzversicherung, und zwar vor allem dann, wenn es nicht um Bagatellfälle wie Nachbars Kirschbaum geht, dessen Zweige über die Grundstücksgrenze ragen. Ohne entsprechende Absicherung kann es zum Beispiel teuer werden, sich gegen den Vorwurf wehren zu müssen, im Straßenverkehr aufgrund von Unachtsamkeit einen schweren Unfall verursacht zu haben. Andererseits können sich Versicherungsnehmer ohne hohe Kosten etwa gegen eine ungerechtfertigte Kündigung zur Wehr setzen oder zu ihrem Recht kommen, wenn etwa der Lebenspartner auf dem ungestreuten Weg eines Privatgrundstücks zu Schaden gekommen ist.
Je nach Tarif kostet eine Rechtsschutzversicherung etwa 20 bis 25 Euro pro Monat. Dies ist kein zu hoher Preis für das ruhige Gewissen, im Zweifelsfall anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen zu können.
Tarif nach Wünschen zusammenstellen
Die meisten Versicherer bieten außerdem die Möglichkeit, eine Versicherung individuell nach den eigenen Bedürfnissen zusammenzustellen. So lassen sich die Kosten senken. Verfügbar sind in der Regel die Bausteine Privat, Verkehr, Beruf, Wohnen und Vermieten. Als eine sinnvolle Rechtsschutzlösung für das Privatleben gilt die Kombination von Privat-, Berufs- und Verkehrsrechtsschutz, welche optional um weitere Bausteine nach Bedarf ergänzt werden kann.
Aber Vorsicht: Für den Abschluss gelten zahlreiche Regeln, darunter fast immer eine Wartezeit. Wer also bereits einen Unfall verursacht hat und sich mit Hilfe eines Anwalts gegen eine Anklage wehren will, für den kommt der Abschluss in den meisten Fällen zu spät. Er muss nun doch selbst in die Tasche greifen.
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