Derzeit sinken die Inflationsraten im Euroraum zwar, aber viele Sparer und Anleger sind weiterhin auf der Suche nach guten Möglichkeiten, ihr Geldvermögen vor der Entwertung zu schützen. Das europäische Statistikamt Eurostat schätzt, dass die Inflationsrate im Juni auf 5,5 Prozent gefallen ist, allerdings steigt die sogenannte Kerninflation im Vergleich zum Vormonat um 0,1 auf 5,4 Prozent. Dies sowie weiter steigende Lebensmittelpreise und zahlreiche erwartete Zweitrundeneffekte deuten darauf hin, dass die relativ hohen Inflationsraten auch in diesem Jahr bestehen bleiben.
Die Geldentwertung, wie die Inflation auch genannt wird, treibt Menschen an, ihr Vermögen umzustrukturieren. Raus aus dem Geld und hinein in Sachwerte oder Wertpapiere, lautet einer der einfachsten Ratschläge für Sparer, um sich vor dem Abschmelzen ihres Vermögens zu schützen. Präziser und richtiger wäre jedoch die Formulierung ‘raus aus der belasteten Währung’, denn nicht alle Währungen sind gleichermaßen von der Inflation betroffen. Neben den klassischen Anlagetipps wie Aktien, Fonds und Rohstoffen sollten Sparer ebenfalls prüfen, ob sie einen Teil ihres Vermögens lieber in einer sicheren und krisenfesten Währung halten möchten.
Investition in Fremdwährungen
Es ist eine Binsenweisheit, dass das Geldvermögen besonders hart durch die Inflation getroffen wird. Aber nicht alle Währungen sind derzeit von Entwertung bedroht und es kann sich durchaus lohnen, einen Teil des Geldvermögens in verschiedenen sicheren und stabilen Währungen zu halten. So sind die Staaten des Euros derzeit beispielsweise stärker von der Inflation betroffen als beispielsweise die USA. Dort wurden die Leitzinsen früher und deutlicher angehoben als in der Eurozone, was im laufenden Jahr zu einem deutlichen Rückgang bei den Inflationsraten führte.
Allerdings sind die USA einer der am stärksten verschuldeten Staaten überhaupt und ihre Hegemonie auf dem Weltmarkt gerät derzeit von verschiedenen Seiten unter Druck. Clevere Anleger, konnten auf dem Höhepunkt der deutschen Inflation im Oktober letzten Jahres einen US-Dollar für nur 0,97 Euro erwerben und könnten sie derzeit für etwa 1,09 Euro zurücktauschen. Durch ein einfaches Währungsgeschäft konnte man also nicht nur das Geld vor der Inflation schützen, sondern sogar inflationsbereinigt eine Rendite erwirtschaften.
Experten halten den Dollar jedoch mittlerweile nicht mehr für uneingeschränkt empfehlenswert, wenn es um die Stabilität der Wechselkurse geht, da die amerikanische Wirtschaft sich derzeit transformiert und Staat sowie auch die Gesellschaft hoch verschuldet sind. Sie verweisen daher auf andere Währungen, die zumindest in der aktuellen Krise eine bessere Lösung darstellen können. Darunter finden sich auch vergleichsweise exotische Währungen wie der Singapur- oder der Hongkong-Dollar sowie die vom norwegischen Ölexport gestützte Krone – hier sichere Währungen finden.
Investition in Aktien und Fonds
Investitionen auf dem Finanzmarkt können einen guten Inflationsschutz bieten, da die Umsätze der Unternehmen oft proportional zur Geldentwertung steigen und sie daher auch bei hoher Inflation vergleichbare Renditen erwirtschaften. Anleger werden an den Unternehmensgewinnen über die Dividende beteiligt und können zusätzlich auf Kursgewinne der Aktien, ETFs oder Investmentfonds hoffen. Inflationsraten von etwa 10 Prozent sind zwar auch mit Investments nicht leicht auszugleichen, aber erfolgreiche Aktien bieten durchaus diese Möglichkeit.
So konnten Anleger beispielsweise allein durch Kursgewinne beim ETF MSCI Europe 16,83 Prozent Rendite seit Juli 2022 erwirtschaften. Die Dividendenanteile erhöhen die Rendite entweder noch weiter oder werden direkt reinvestiert. Bei der Entscheidung für Aktien eines bestimmten Unternehmens oder für einen bestimmten Fonds sollte die Dividende als zweites Standbein der Rendite nicht außer Acht gelassen werden. So wird für das Jahr 2023 für besonders dividendenstarke Aktien im Dax (beispielsweise BASF, VW und Mercedes) allein eine Dividendenrendite von 7 Prozent und mehr erwartet.
Investition in Sachwerte
Unter einer Investition in Sachwerte versteht man vor allem den Kauf von Immobilien und Rohstoffen. Mit Immobilien lassen sich beispielsweise Mieteinnahmen generieren, die an die Inflationsraten angepasst werden können und die Bausubstanz beziehungsweise der Gebrauchswert der Immobilien bleibt ebenfalls unbeschadet von der Geldentwertung.
Allerdings scheint hier der Moment für den Einstieg derzeit nicht günstig, da es sich um einen Markt handelt, der in den letzten Jahren stark boomte. Entsprechend hoch stiegen und steigen die Preise für Bauland, Bestandsimmobilien, Rohstoffe und Arbeitsstunden. In näherer Zukunft erwarten Experten hier wieder sinkende Preise, sodass der Markt durchaus wieder attraktiv werden kann.
Der Kauf von Rohstoffen und insbesondere von Edelmetallen wie Gold und Silber gilt bereits seit langem als Möglichkeit, das eigene Sparvermögen vor der Inflation zu schützen. Viele Rohstoffe weisen eine sehr stabile Wertentwicklung auf und eignen sich deshalb gut, um die Verluste durch die Geldentwertung zu vermeiden.
Allerdings sind die Rohstoffpreise, wie beispielsweise beim Gold, häufig volatiler als es ihr Ruf verspricht. So konnten Anleger, die zum Höhepunkt der deutschen Inflation eine Unze Gold für etwa 1650 Euro erworben haben und heute (Anfang Juli 2023) verkaufen würden, etwa 5,7 Prozent Rendite einfahren. Im Frühjahr 2023 wurden allerdings bereits Preise von ca. 1850 Euro aufgerufen, sodass ‘späte’ Anleger hier einen etwa gleich großen Verlust hinzunehmen hätten.
Laien haben es deshalb unter Umständen schwer, den richtigen Zeitpunkt und die richtige Form der Geldanlage zu identifizieren und sollten sich daher bei wichtigen Entscheidungen zunächst von Experten beraten lassen. Man sollte außerdem stets beachten, dass sich Gewinn- und Verlustchancen bei der Geldanlage oftmals decken (hohe Gewinne beinhalten meist auch die Gefahr hoher Verluste) und man neben dem investierten Geld auch noch den Lebensunterhalt inklusive unerwarteter Kosten mit liquiden Mitteln zu bestreiten hat. Man sollte daher eine gewisse Reserve in der Landeswährung behalten und das investierte Geld zwecks Risikominimierung auf verschiedene Werte streuen.
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