Die Geschichte einer kontroversen Heilpflanze

Man kennt sie unter vielen Namen, die womöglich kontroverseste Heilpflanze der menschlichen Geschichte: Cannabis.

Cannabis, Hanf, Gras, Teufelstee – im Laufe der letzten paar tausend Jahre haben sich die Angehörigen der Cannabis Familie viele Namen und Spitznamen zukommen lassen. Nachdem die Pflanze für ein ganzes Jahrhundert in weiten Teilen der Welt verboten worden war, wird sie jetzt für Wellness Produkte und Medizin wieder entdeckt.

Allerdings hat es die Forschung ermöglicht, dass der psychoaktive Bestandteil THC von dem medizinisch wertvollen CBD getrennt wird. Dadurch können Produkte wie CBD Öl, CBD Kapseln oder CBD Creme auf dem kommerziellen Markt ihren Status als Heilpflanze unter Beweise stellen. Dabei ist zu beachten, dass Cannabis schon tausende Jahre vor der christlichen Zeitrechnung zu einem festen Bestandteil des Alltags der Menschen geworden ist.

Die ersten Beweise bezüglich Cannabis Gebrauch reichen auf ca. 4000 v.Chr. zurück. Bei diesen Beweisen handelt es sich um archäologische Funde, die den kultivierten Anbau von Cannabis dokumentieren. Dieser fand in China statt und wurde über die Jahrhunderte hinweg gepflegt. Es wird vermutet, dass der erste Gebrauch von Cannabis als Medizin um  2700 v.Chr geschah.

Diese Vermutung basiert auf oralen Übertragungen, die im ältesten pharmazeutischen Nachschlagewerk der Geschichte festgehalten worden sind. Unter anderem wurden Rheumabeschwerden, Malaria und Verstopfung mit der Heilpflanze behandelt. Auch wenn die Ursprünge von Cannabis in China liegen, hat es dort nie den gleichen Stellenwert erhalten, wie in Indien.

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Medizinischer Hanf bringt vielfältigen Nutzen / (c) benjamin-brunner-MNmAgbJlndg-unsplash (002)

In Indien war Cannabis ein fester Bestandteil des Alltags, nicht nur als Medizin, sondern auch als Freizeitdroge. Der Gebrauch als Freizeitdroge war allerdings eng verbunden mit religiösen Verfahren, da Cannabis als eine der fünf heiligen Pflanzen im Atharva Verda festgehalten wurde. Dort wird die Pflanze als Quelle der Glückseligkeit, Freude und Freiheit beschrieben, wodurch es sich hoher Beliebtheit in religiösen Ritualen erfreute.

Insbesondere der Aspekt der Freiheit schien wichtig für den religiösen Gebrauch, da die psychoaktive Wirkung der Cannabis Pflanze wie eine Freiheit vom Körper verstanden wurde, eine Erweiterung der Sinne, um den Göttern näher zu kommen. Doch auch in Indien wurde Cannabis primär für seine medizinischen Vorteile gebraucht. Ob zur Behandlung von Schmerzen, als Antibiotika, gegen Epilepsie oder um den Appetit anzuregen, Cannabis war ein Allheilmittel.

Vor Einbruch der christlichen Zeitrechnung hatte sich Cannabis in weiten Teilen der Welt verteilt, der afrikanische Kontinent und Eurasien hatten sich die Vielfältigkeit der Pflanze zu nutzen gemacht. Auch wenn die Pflanze lange Zeit primär als Heilpflanze verstanden wurde, hatten die Menschen erkannt, dass man die Pflanze selber auch für die Produktion von Seilen, Kleidung und sogar Papier verwenden konnte. Somit kann man Cannabis als den “Allrounder” der vor-christlichen Zeit Zeit verstehen.

Wie ist es also dazu gekommen, dass aus einer vielseitigen und beliebten Pflanze eine tabuisierte Droge geworden ist?

Wenngleich die Geschichte der Cannabis Pflanze bis hierhin sehr positiv zu sein scheint, gab es immer wieder Versuche die Pflanze und ihre Anhänger zu unterdrücken. Das erste Cannabis Verbot der dokumentierten Geschichte sprach Soudun Sheikouni, der Emir von Joneima, in Arabien, im Jahr 1379 aus. Das Problem war, dass der Gebrauch von Cannabis die Menschen entspannte und sie sich dadurch von der Arbeit abbringen ließen, oder zumindest befürchteten dies die Herrscher.

Dazu kam, dass eine Splittergruppe des Islam, Sufi Muslime, Cannabis als Verbindung zu Allah verstanden und die Pflanze, zusammen mit Kaffee, für ihre Rituale nutzten. In der freidenkerischen Einstellung der Sufis sah die Regierung eine potentielle Gefahr für eine Revolution, insbesondere, da Sufis vor allem aus Menschen der Arbeiterklasse bestanden. Cannabis wurde gleichermaßen wie Kaffee von islamischen Regierungen verboten und die Anhänger beider Pflanzen wurden gefoltert und getötet.

Auch im Christentum sah Papst Innocenz VIII im Jahr 1484 eine Gefahr in der Heilpflanze. Zum einen wurde Cannabis mit Paganismus und somit mit Hexerei assoziiert. Zum anderen sah der Papst die Gefahr darin, dass sich die Menschen eher dem weltlichen Vergnügen und Heilpflanzen anvertrauen würden, anstatt auf seinen Gott und die Kirche zu vertrauen. Daraufhin wurde Cannabis von der Kirche als unheiliges Sakrament der Satanisten erklärt.

Trotz der Verteufelung durch die Kirche blieb Cannabis ein konstanter Bestandteil der Welt. Mit den ersten Kolonien kam Hanf auch nach Südamerika. Es wird vermutet, dass die Pflanze zu allererst im 16. Jahrhundert in Brasilien gelandet ist, zusammen mit afrikanischen Sklaven, insbesondere jene, die aus Angola entführt worden waren. Im Laufe der Jahre hat Cannabis auch hier viele Namen erhalten, wie etwa maconha.

Kolonialherrscher sahen in Cannabis sowohl einen wertvollen Rohstoff, der einfach und nahezu überall anzubauen war, allerdings auch, wie schon Papst Innocenz und Soudun Sheikouni, eine große Gefahr für Widerstand. Obwohl die Pflanze viele positive Eigenschaften mit sich bringt, hatte sie sich nie oder nur selten in den oberen Schichten der Gesellschaft durchsetzen können.

In der Arbeiterklasse und den unteren Schichten hatte sich Cannabis allerdings sowohl als Heilpflanze, als auch Freizeitdroge durchgesetzt. Die entspannende Wirkung brachte die Menschen zusammen und durch die psychoaktiven Effekte, die als Erweiterung des Geistes wahrgenommen wurden, wurden Ideen ausgetauscht. Ein eigenständig denkendes Volk ist immer eine Gefahr für jene in Machtposition, weshalb es immer wieder Versuche gab Cannabis Konsum entweder zu regulieren, oder ganz zu verbieten.

Ein sehr zwiegespaltenes Verhältnis zu Cannabis hatte vor allem Großbritannien. Während das Königreich Indien besetzte, wo Cannabis in den Jahrtausenden ein fester Bestandteil des Lebens geworden war, versuchten sie von der Nutzung der Pflanze zu profitieren, indem Steuern auf Anbau und Konsum erlegt wurden. Allerdings war dies schwierig durchzusetzen, da Cannabis heimisch in Indien ist und wild wächst. Gleichzeitig werden in den Städten von Großbritannien Hanf Tinkturen entwickelt und als effektive Medizin verkauft. Soziale Forschung der Briten spricht sich immer wieder gegen ein Verbot aus, welches dann auch erst eintritt, nachdem die USA ihr Verbot einführten.

Die USA haben ein komplexes Verhältnis zu Cannabis. Die Pflanze wurde durch britische Kolonialherren angebaut und vor allem für Kleidung, Seile und Papier genutzt. Die berühmte Unabhängigkeitserklärung der USA ist sogar auf Hanfpapier geschrieben. Obwohl Cannabis 1870 in den USA als Medizin eingetragen wird, dauerte es keine 40 Jahre bis die ersten Staaten anfingen Cannabis zu verbieten. Bis Ende der 1930er Jahre war Cannabis in den gesamten USA illegalisiert und die Welt folgte.

Aufgrund des Cannabis Verbots sahen sowohl Pharmaindustrie als auch andere Opportunisten eine Chance reich zu werden. Obwohl bis heute nicht sicher steht, inwieweit die bestehende Pharmaindustrie in der Verteufelung von Cannabis mitwirkte. Es gibt mehrere Beweise, dass Pharmazeutische Firmen die Regierung der USA in ihrer Entscheidung für ein Cannabisverbot beeinflusst haben soll, da die Pflanze für zu viele Probleme eine Lösung bat und es schwer war daraus Profit zu generieren.

Durch die verbesserten Forschungsmittel Ende des 20. Jahrhunderts gelang es Wissenschaftlern die Wirkung von Cannabis und dessen Bestandteile zu entschlüsseln. Dabei wurde festgestellt, dass die Hauptakteure der Pflanze chemische Verbindungen sind, die Cannabinoide getauft worden sind. Später wurde dann das Endocannabinoide System im menschlichen Körper entdeckt und erste Entschlüsselung Versuche begannen.

Aufgrund dieser Forschung war es möglich zu Beginn des 21. Jahrhunderts Cannabis, und insbesondere CBD, wieder in der Medizin einzusetzen. Dadurch, dass das psychoaktive Phytocannabinoide THC aus Cannabis Produkten entfernt werden konnte, wurde es schließlich auch zugänglich für die breite Bevölkerung. CBD Tropfen sind bis heute eine der beliebtesten Formen des CBD Konsums. Diese aktuellen Entwicklungen, zusammen mit der aktiven Erforschung der Pflanze und des Endocannabinoiden Systems, ermöglichen es, dass Cannabis wieder zu seinem Status als vielfältige Heilpflanze zurückkehren kann.

Foto / Quelle: benjamin-brunner-MNmAgbJlndg-unsplash (002)

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