Video: Wie war der Alltag in der Nachkriegszeit auf den Dörfern?

In die Vergangenheit reisen von 1804 bis 1969, können Besucher des Freilichtmuseums am Kiekeberg besonders gut, wenn die Darstellungsgruppe „Gelebte Geschichte“ das Gelände bewohnt. Ab März stellen sie an vielen Terminen in rekonstruierter Kleidung in den historischen Häusern verschiedene Zeitschnitte dar: 1804 – Leben im Heidehof, 1904 – Alltag in der Marsch, 1945 – Überleben in der Nachkriegszeit.

Neu hinzu kommt ab Juni die Gruppe „1949-1969 – Dorfleben in der jungen Bundesrepublik“, wenn auch die „Königsberger Straße“ am Kiekeberg fertiggestellt wird. Hierfür sucht das Museum noch Darsteller, zum Beispiel für einen Tankwart oder einen Postboten. Interessierte, die das Landleben der 1950er und 1960er Jahren darstellen möchten, wenden sich an gelebtegeschichte@kiekeberg-museum.de. Die nächste Gelegenheit, die „Gelebte Geschichte“ zu sehen, ist am Wochenende vom 11. und 12. März, jeweils von 10 bis 18 Uhr.

Der Museumseintritt kostet 11 Euro, für Personen unter 18 Jahren und Mitglieder des Fördervereins des Museums ist er immer frei. Am Märzwochenende zeigen rund 20 Darsteller Frühjahrstätigkeiten aus den Jahren 1804, 1904 und 1945. Die Besucher schauen etwa der Bäuerin zu, wie sie über dem offenen Feuer eine Mahlzeit zubereitet. Ein Knecht schnitzt Messer und Löffel, während die Großmutter am Spinnrad Wolle spinnt.

Überlebenskampf hautnah erleben

Im Fischerhaus sehen Zeitreisende, wie eine Familie in der Elbmarsch 100 Jahre später lebte: Die Fischerfrau kocht auf dem Sparherd, macht Frühjahrsputz und baut mit ihrer Familie im Garten Gemüse für den Marktverkauf in Hamburg an. An der Notunterkunft „Nissenhütte“ erleben Interessierte, wie Flüchtlinge und Vertriebene nur 40 Jahre danach ums Überleben kämpften: Die Darsteller sammeln Bruchholz, bauen einen Behelfsherd und kochen auf der „Kochhexe“.

Eine Besonderheit der Darstellungen am Wochenende vom 15. und 16. April ist der Aufbau der sogenannten „Ley-Bude“ über zwei Tage. 20 Quadratmeter Wohnfläche für eine Familie – es handelt sich um ein Behelfsheim, wie es von 1944 bis 1945 für Evakuierte aus Städten gebaut wurde, später kamen häufig auch Flüchtlinge und Vertriebene darin unter.

Darstellerin beim Abwasch im Fischerhaus
Gelebte Geschichte 1904 Darstellerin beim Abwasch im Fischerhaus / © kiekeberg-museum.de

Vor den Augen der Besucher und unter Anleitung von Museumszimmermann Volker Lorenzen fügen die ehrenamtlichen Darsteller des Zeitschnitts „1945 – Überleben in der Nachkriegszeit“ die zumeist überwiegend originalen Holzfertigteile wieder zusammen. Beim Aufbau der „Ley-Bude“ erkennen Interessierte die sparsame Konstruktion der serienmäßig hergestellten Elemente – das Behelfsheim sollte von Laien mit wenigen Mitteln schnell errichtet werden können.

Zofia Durda, Projektleiterin der „Königsberger Straße“, erklärt am Sonnabend um 15 Uhr und am Sonntag um 13 und 15 Uhr Besuchern die Hintergründe zu Behelfsheimen des Deutschen Wohnungshilfswerks und zu anderen Notunterkünften, wie der Nissenhütte im Museum. Den abschätzigen Namen erhielten die Behelfsheime nach Robert Ley, der als Reichswohnungskommissar und NS-Funktionär unter anderem für die Wohnraumbewirtschaftung im Krieg zuständig war.

Das Freilichtmuseum hatte die „Ley-Bude“ im Jahr 2021 aus dem Wald in der Lindhorster Heide (Gemeinde Seevetal, Landkreis Harburg) abgebaut, eingelagert und restauriert. Dies wurde gefördert von der Hamburger Sparkasse aus dem Lotteriesparen. Besucher können sie im Museum zunächst von außen erkunden – nach dem Aufbau wird das Behelfsheim weiter erforscht und 2024 mit einer Ausstellung eröffnet.

Die Umsetzung des Projekts wurde durch eine private Spendeninitiative von Cord Rather im Angedenken des Todes seiner Frau Dr. Kirsten Dorotheé Rather-Pinquet unterstützt. Die „Ley-Bude“ befasst sich als Teil der „Königsberger Straße“ unter anderem mit der ostpreußischen Nachkriegsgeschichte, die auch zur Familiengeschichte seiner Frau gehört.

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Gelebte Geschichte 1904 – Waschen

Am Kiekeberg kommen die geschichtlich versierten Darsteller mit Besuchern ins Gespräch und beantworten ihre Fragen. Die Idee der so genannten „Living History“ stammt aus den angelsächsischen Ländern, Skandinavien und den Niederlanden. Seit 2004 ist das Projekt „Gelebte Geschichte“ ein fester Bestandteil des Programms im Freilichtmuseum.

Zeitschnitte „Gelebte Geschichte“

  • 1804 – Leben im Heidedorf
  • 1904 – Alltag in der Marsch
  • 1945 – Überleben in der Nachkriegszeit
  • 1949-1969 – Dorfleben in der jungen Bundesrepublik (neu ab Juni)

Quelle / Fotos: kiekeberg-museum.de

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