Lockdown in Hamburg: Wie geht es den Selbständigen in HH-Winterhude?

Einige Wochen sind seit dem Lockdown vergangen. Wie gehen Selbstständige und Unternehmen in Hamburg Winterhude mit dieser Situation um? Gut gelaunt hebt der Inhaber von „Mehndi Restaurant & Bar“ Vishal Niehra den Telefonhörer ab. Obwohl aktuell zwei seiner drei Restaurants vorübergehend geschlossen sind, versucht er, nicht aufzugeben: Sein Restaurant im Stadtteil Winterhude ist geöffnet, ein Lieferservice existiert. Dennoch bleiben die Kunden aus.

„Bei uns ist es richtig schlimm. Am Tag mache ich nur 30 Euro Umsatz“, erzählt er. Zwar habe er die Corona-Soforthilfe bekommen, das Kurzarbeitergeld hat er trotz mehrfachen Nachfragens noch nicht erhalten. Aktuell ist unklar, ob es für seine Restaurants noch eine Zukunft gibt.

Ganz in der Nähe, ebenfalls auf dem Mexikoring, klagt auch der Photograph René Lüdke über weniger Aufträge: Gruppenshootings sind aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht möglich, Einzelshootings kann er aber durchführen. Auch die Corona-Soforthilfe für Solo-Selbständige von Bund und Land hat er zeitnah erhalten. Dies scheint jedoch nicht immer problemlos zu funktionieren.

Der Gitarrist und Musiklehrer Herr Straske, der nur einige Häuser weiter entfernt unterrichtet, wartet noch auf die beantragte Soforthilfe für Solo-Selbständige vom Land Hamburg in Höhe von 2500 Euro. Den Förderbetrag vom Bund musste er nicht beantragen.

So ergeht es immer mehr Unternehmern und Solo-Selbstäbigen in Hamburg
So ergeht es immer mehr Unternehmern und Solo-Selbstäbigen in Hamburg  (c) pixabay

Bis August fallen alle seine Konzerte aus „aber man macht das ja nicht nur, um Geld zu verdienen, es steckt eine Berufung dahinter“, meint er. Die Umstellung auf Online-Unterricht über Zoom während des Lockdowns verursachte viel zusätzliche Arbeit, ermöglichte ihm aber, den Unterricht fortzusetzen. Bei vielen Schülern bemerkt er sogar erhebliche Verbesserungen durch den Einsatz von Videos. Der zeitliche Aufwand ist auf Dauer jedoch nicht vertretbar, weshalb er mittlerweile auch wieder Präsenzunterricht anbietet.

Auch der Verein für berufliche Weiterbildung e.V. verwendet teilweise Zoom zum Unterrichten. Doch gerade ältere Teilnehmer sind mit dem Online-Unterricht überfordert. Der Geschäftsführer des Vereins für berufliche Weiterbildung, Ludolf Schnittger, kann sich aber vorstellen, auch nach der Krise zwischen zehn und zwanzig Onlinekursen anzubieten. Finanziell sieht es trotz Kurzarbeitergeld und Soforthilfe nicht gerade rosig aus.

„Wir sind am Kämpfen, haben aber noch nicht aufgegeben“, erklärt er. Ähnlich sieht das auch der Geschäftsführer des Renncenters Hamburg, Michael Franz. Die Soforthilfe von Bund und Land hat er bekommen, sie reicht aber kaum aus, um seine laufenden Kosten für die Miete seiner Räumlichkeiten zu bezahlen. Da er bis August keine Veranstaltungen durchführen darf, verzeichnet auch er erhebliche finanzielle Einbußen.

Das bisher erstellte Bild wirkt ernüchternd. Doch gibt es auch Branchen, die nicht betroffen sind? Wie geht es beispielsweise Unternehmen, die Immobilien vermieten? Die Vermietungsgesellschaften Core Property Management P/S und die Grundstücks- und Wohnungsgesellschaft „Fides“ mbH, die beide Immobilien in Winterhude vermieten, verweigern hierzu eine Stellungnahme.

Möglicherweise haben auch sie weniger Gewinne in den letzten Wochen erzielt. Vermutlich stehen die meisten Vermietungsgesellschaften im Gegensatz zu kleinen Unternehmen und Solo-Selbständige aber nicht finanziell mit dem Rücken an der Wand.

Vor allem die Solo-Selbständigen wirkten der Krise in den vergangenen Wochen mit viel zusätzlichem Arbeitsaufwand und Kreativität entgegen und nahmen die finanzielle Unterstützung vom Staat in Anspruch. Auch das Kurzarbeitergeld beantragten viele Unternehmen. Dennoch bleibt vielen Selbstständigen mittlerweile nur noch die Hoffnung, dass bald wieder ein Arbeiten wie vor der Corona-Krise möglich ist.

Foto / Quelle: HHer Mittelstandsvereinigung Nord, Daniela Gille

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