Eine Legasthenie stellt betroffene Kinder und Jugendliche vor viele Herausforderungen. Das, was anderen Kindern scheinbar im Schlaf gelingt – Lesen und Schreiben zu lernen – will ihnen einfach nicht gelingen. Das Selbstvertrauen leidet und viele Eltern machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder. Laut Statistik sind ca. 2 – 4 % aller Kinder von einer Legasthenie betroffen. Sie zeigt sich in der Schwierigkeit, Buchstaben zu erkennen, die passenden Laute zuzuordnen, den Inhalt des Gelesenen zu verstehen und dem Vertauschen oder Weglassen von Buchstaben.
Bereits in der Vorschulzeit gibt es Anzeichen, die auf eine Legasthenie deuten könnten wie z. B. keine Lust zu Basteln, Ungeschicklichkeit im Malen und Basteln, Sprachstörungen (undeutlich, mangelhaft), Gleichgewichtsprobleme, motorische Auffälligkeiten, Konzentrationsschwäche, scheinbar nicht zuhören können, unterscheiden von Formen und Symbolen fällt schwer.
Die Ursachen einer Legasthenie liegen in einer veränderten Wahrnehmung, häufig im visuellen und auditiven Bereich. Buchstaben können nicht korrekt erkannt werden, Reihenfolgen können nicht abgespeichert werden, Laute können nicht den Buchstaben zugeordnet werden und wichtiges nicht von unwichtigem herausgefiltert und getrennt werden.
Viele Kinder bekommen ein Schreibtraining und/oder Lesetraining, mit dem durch zusätzliches Üben, die Defizite beseitigt werden sollen. Ein zusätzliches Schreibtraining, ohne zusätzliches Training der defizitären Wahrnehmungen, hat jedoch kaum Erfolg, da die Ursachen der Legasthenie an sich nicht behoben werden. Darüber hinaus ist wohl ebenfalls die Genetik Mitschuld an einer Legasthenie.
Die Folgen einer nicht „behandelten“ Legasthenie sind vielfältig und gravierend. Hierzu zählen Schulversagen, Schul – und Lernverweigerung, mangelndes Selbstvertrauen, Aggressionen, Depressionen und weitere psychische Auffälligkeiten. Die Kinder und Jugendlichen möchten mit den anderen Kindern mithalten, können es aber nicht. Sie finden einfach keine Möglichkeit, auf ihr Wissen und ihren IQ im Bereich der Schrift zuzugreifen.
Im Legasthenietraining ist es wichtig, ein eventuell bereits mangelhaftes Selbstvertrauen aufzubauen. Die Kinder, Jugendlichen und auch Erwachsene müssen lernen, dass sie an ihren „Mißerfolgen“ keine Schuld tragen, sondern dass sie im Moment einfach nicht anders können. Darüber hinaus ist es wichtig, die Wahrnehmungen zu trainieren und auszubauen, eine Ursachenbekämpfung. Als dritter Teil des Legasthenietrainings wird dann an den jeweiligen Schwierigkeiten mit Buchstaben, Worten, Sätzen, Lesen gearbeitet, welches mit allen Sinnen passieren sollte. Den Kindern sollte ermöglicht werden, die Welt der Buchstaben mit allen Sinnen zu erfahren und es sollte ihr eigener Lerntyp ermittelt werden.
Um ein optimales Legasthenietraining individuell planen zu können, ist eine ausführliche Förderdiagnostik unverzichtbar, in der auch ein Augenmerk auf eventuelle persistierende frühkindliche Reflexe gelegt werden sollte. Seit langem ist belegt, dass im Fall von AD(H)S, Autismus,, Legasthenie & Co. frühkindliche Reflexe, bzw. nicht optimal ausgereifte „reife“ Reflexe mitverantwortlich sind für die typischen Verhaltensweisen.
Frühkindliche Reflexe ermöglichen dem Baby nach der Geburt die Anpassung an die „neue Welt“, schulen die Motorik und die Sinneswahrnehmungen. Diese Reflexe müssen zu einer bestimmten Zeit vorhanden sein, in einer bestimmten Bewegungsfolge ausgelöst werden und zu einer bestimmten Zeit integriert, bzw gegen „reife“ Reflexe ersetzt sein. Ist dies nicht der Fall können diese „persistierenden frühkindlichen Reflexe“ zu Lernschwierigkeiten aller Art wie Legasthenie und Dyskalkulie, wie auch AD(H)S und Autismus führen, da sie die optimale Entwicklung des Gehirns und der Wahrnehmungen behindern.
Foto / Quelle: ADHS Akademie, Corinna Wietelmann