In unzähligen Medienberichten über Burnout spekulieren Experten über die persönlichen wie gesellschaftlichen Ursachen des Phänomens, nur selten wird darüber berichtet, wie es für die Betroffenen danach weiter geht. Um diese Lücke zu schließen, findet unter dem Motto „Burnout – Der Weg zurück ins Leben“ ab März 2014 einmal pro Quartal in München eine neue Veranstaltungsreihe statt.
Im Rahmen von regelmäßigen Podiumsgesprächen führt die Initiatorin der Veranstaltung, Gesundheitsexpertin Christina Bolte, durch ein persönliches Interview mit einem Betroffenen durch das Thema. Nach einer kurzen Einleitung zum Thema kommt jeweils ein Gast zu Wort.
Die betroffene Person berichtet von ihrem Burnout, der Integration und Umsetzung ihrer Erfahrungen und auch von ihrem neuen Leben „danach“. Durch deren persönliche Lebensgeschichte werden nicht nur die verschiedenen Auslöser für einen Burnout deutlich, sondern auch, dass nicht nur stressgeplagte Manager unter den Betroffenen sind.
Beim ersten Interview-Abend wird es um das Thema Selbständigkeit gehen – und um die Herausforderung, berufliche und private Anforderungen in Einklang zu bringen. Bei den weiteren Veranstaltungen kommen aber neben Burnout Betroffenen auch deren Angehörige sowie Fachleute aus angrenzenden Themenbereichen zu Wort.
„Für viele Betroffene ist eine „Diagnose“ wie Burnout nicht nur ein Stigma sondern scheint zunächst auch das Ende ihres (Arbeits-)Lebens zu sein. Tatsächlich aber lernen viele Burnout-Betroffene im Rahmen von dessen erfolgreicher Bewältigung, ihre Segel neu zu setzen und können so einen neuen Lebenskurs einschlagen.“, weiß die Expertin Bolte.
Andere Menschen, die befürchten betroffen zu sein, sollen durch die Veranstaltung ermutigt werden, sich ihrer Situation zu stellen, um so den bisher eingeschlagenen Lebenskurs zu überprüfen. Im Anschluss an das Gespräch ist Gelegenheit, um eventuell noch offene Fragen zu klären.
Bolte selbst hatte während ihrer langjährigen Tätigkeit im Controlling in der Industrie 2007 auch erlebt, was passiert, wenn man zu lange die eigenen Grenzen nicht beachtet. Krankheitssymptome wie Schlafstörungen, ein auffälliges Krebsvorsorge-Ergebnis und häufige Tränenausbrüche brachten sie damals dazu, sich in Therapie zu begeben.
Ihre eigenen Erfahrungen hat sie mittlerweile in ihrem Buch „Burnout – Vom Jakobsweg zurück ins Leben“ verarbeitet, das kürzlich erschienen ist. Für sich selbst hat sie daraus die Konsequenzen gezogen und beruflich komplett umgesattelt: Als Heilpraktikerin ist sie nun seit mehreren Jahren in der Behandlung und Prävention von Burnout tätig und leitet das Burnout-Helpcenter in München, das ein regionaler Standort des bundesweiten Netzwerkes der Burnout-Lotsen ist.
„Sich einzugestehen, dass man erschöpft ist, dass man auch und gerade durch hohes Engagement ,ausbrennt‘, darf kein Tabu-Thema mehr sein. Uns ist dabei vor allem wichtig, den Betroffenen schnelle Hilfe vor Ort anzubieten, ohne lange Wartezeiten.“
Das Netzwerk der Burnout-Lotsen bietet deshalb nachhaltige und ganzheitliche Unterstützungsangebote. Betroffene oder auch deren Angehörige erfahren, an welchen Warnsignalen sie erkennen, wenn man ausbrennt, aber vor allem auch, wie sie aus dieser verhängnisvolle Spirale gemeinsam ausbrechen.
Daneben werden am Burnout-Helpcenter Unternehmen auditiert und deren Mitarbeiter im Rah-men von Vorträgen geschult. Auch werden dort Burnout-Sensoren ausgebildet, die als Experten für Prävention und Wiedereingliederung von Betroffenen in Betrieben zuständig sind. Sie nehmen in Unternehmen, Kommunen oder anderen Organisationen die Rolle eines „Ersthelfers“ wahr und stehen in ständigem Kontakt mit Burnout-Lotsen und Burnout-Helpcentern. Somit kann durch frühzeitiges Eingreifen das Auftreten von Burnout verhindert werden.
Foto / Quelle: Christina Bolte, Brennpunkt Burnout