Nackte Frauenkörper sind in der Kunst allgegenwärtig. In den meisten Fällen haben Männer sie in Szene gesetzt und zu Kunstobjekten gemacht. Und umgekehrt?
Wenige Künstlerinnen wagen sich an den nackten Mann. In der aktuellen art-Ausgabe aus Hamburg beschäftigt sich Barbara Hein mit der Frage, warum es so wenig Männerakte aus Frauenhand gibt.
„Wir sind seit Jahrhunderten dazu konditioniert, den Frauenakt mit Lust und Sex zu assoziieren und den klassischen Männerakt, nicht den schwulen, mit Ratio und Idealität,“ erklärt Sabine Fellner, eine der Kuratorinnen von „Der nackte Mann“ in Linz.
Ursprünglich waren Männerakte die Norm, das beweist jede Antikensammlung. Doch mit der allmählichen Entmystifizierung und Entblößung der Frau ging die Verhüllung des Mannes einher. Je mehr Nacktheit mit Verletzlichkeit gleichgesetzt wurde, desto systematischer verschwand der Männerakt aus der Kunst.
Heute haben sich Künstlerinnen längst etabliert. Aber die Frauen glotzen nicht einfach zurück. Der weibliche Zugang zum männlichen Körper ist ein anderer – es ist kein erotischer. Künstlerinnen interessieren sich für den Menschen: das Individuum, seine Rollenzwänge im Hier und Jetzt.
Nacktheit ist nie das eigentliche Thema, sondern immer nur ein Mittel, um eine komplexere Aussage zu treffen. Der vollständige Text „Glotz nicht so!“ ist in der November-Ausgabe von art zu finden, die zum Preis von 9,- Euro im Handel erhältlich ist.
Das aktuelle Heft widmet sich ausschließlich Künstlerinnen. art ist Europas größtes Kunstmagazin und Marktführer im Segment der Kunstzeitschriften.
Quelle / Web: art-magazin.de
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