Sommergetränk 2018: Vino in allen Variationen

Kann man eine erfolgreiche Weinkollektion buchstabieren? Man kann. Charakter, Oben dabei, Langlebig, Lecker, Elegant, Geschmeidig, Individuell, Umwerfend, Markant. Heraus kommt Collegium, eine Kooperative auf den Fluren von Stuttgart, die ihre Herkunft noch durch den Zusatz Wirtemberg deutlich macht.

Seit einigen Jahren ist dieser Betrieb, in dem etliche „Kollegen“ in den Reben und im Keller ein harmonierendes Team bilden, in Sachen Qualität sehr gut unterwegs. Dabei kommt auch eine gewisse Experimentierfreude nicht zu kurz, bei der indes Flops ausbleiben. Schließlich verstehen die Macher im Collegium Wirtemberg ihr Handwerk. Auch die Mitglieder, die im Weinberg agieren, wissen, dass die sorgfältige Pflege der Rebstöcke und Ertragsdisziplin bis zur Schmerzgrenze notwendig sind, um bestes Traubenmaterial zu bekommen.

Finden kann man Collegium-Weine in vielen guten Restaurants und bei Fachhändlern, die von Martin Kurrle, dem Motor der 150-Hektar-Kooperative, oft persönlich betreut werden. Aber 50 Prozent der Weine werden an Privatkunden verkauft. Und vieles läuft in diesem Zusammenhang über die zahlreichen Veranstaltungen in der Uhlbacher Kelter oder am Rotenberg.

Themen sind hier zum Beispiel in nächster Zeit „Wissenswertes zum richtigen Glas“, „Weinsommelier trifft Brotsommelier“, „Bestmarken/Rekorde der Weinwelt“ und „Internationale Weine auf heimischem Boden“. Unter dem Stichwort „Kulturmonat“ stehen außerdem Kunst, Unterhaltung und Genuss inklusive Kabarett und Interviews auf dem Programm.

Zwei Profis unter sich - Geschäftsführer, Martin Kurrle und Kellermeister, Thomas Eckard
Zwei Profis unter sich – Geschäftsführer, Martin Kurrle und Kellermeister, Thomas Eckard

Betreut werden diese Events von der ehemaligen Württemberger Weinkönigin (2011/12) Petra Hammer, die in Sichtweite vom Rotenberger Keller aufgewachsen ist und internationale Weinwirtschaft studierte. Die Fachfrau, die sich vom Berufsstress mit Yoga entspannt, schätzt besonders die Sortenvielfalt des Betriebes. „Sollte man unbedingt auskosten“, empfiehlt sie.

Ein guter Rat. Sich mit den Weinen des Collegium auf breiter Front einzulassen, ist Schritt für Schritt ein Genussweg. Verantwortlich dafür sind neben den im Weinberg tüchtigen 210 Mitgliedern vor allem zwei Männer. Da ist einmal der schon genannte Chef des Hauses, Martin Kurrle, geboren im missratenen Weinjahr 1965 (das jedoch für ihn kein böses Omen ist).

Er ist gebürtiger Uhlbacher, studierte Weinbau auf der Uni in Geisenheim, übernahm ab 1993 die Leitung der Rotenberger Genossenschaft und blieb auch nach 2007 am Ruder, als es zur Fusion mit den Uhlbachern kam (davon gleich mehr). Er ist gern etwas sportlich unterwegs (Mountainbike), was wichtig im Zusammenhang mit seiner zweiten Vorliebe ist: die Kulinarik; sie soll sich nicht zu sehr auf der Waage bemerkbar machen.

Seine Lieblinge sind der Top-Riesling des Hauses und die Burgunderfamilie in Weiß und Rot. Ihm zur Seite steht im Keller Thomas Eckard, wie Kurrle ein 1965er ohne bleibende Schäden. Der Önologe (Hobbys: Klettern und Wandern) mag besonders den Lemberger („kann für mich auch im internationalen Vergleich bestehen“).

Das Weinangebot der Kooperative ist breit gefächert, mit einer schon achtbaren preiswerten Basis, in der auch der Trollinger gut zur Geltung kommt. Höher hinaus will man denn mit der Linie „Edition Wirtemberg“ mit einer Reihe von Rebsortenweinen. Im Keller praktiziert Eckard bei Weiß schonende Mostvorklärung, gekühlte Gärführung und Lagerung auf der Feinhefe.

Bei Rot ist die klassische Maischegärung Standard, ebenso der biologische Säureabbau und bei den Top-Qualitäten die Reifung in Barriques. Letztere bezeichnet man im Haus als „Kult“. Der Begriff steht für Sorten wie Chardonnay, Riesling, Sauvignon Blanc, Merlot, Spätburgunder, Lemberger und Syrah sowie eine rote Cuvée.

Die Rotweine haben schon mehrfach beim Deutschen Rotweinpreis des Magazins VINUM sehr gut abgeschnitten, zuletzt der Syrah 2015 im vergangenen Jahr mit dem zweiten Platz in der Kategorie der Internationalen Sorten. Und dann gibt es noch aus sehr guten Jahrgängen „Sahnehäubchen“, nämlich die Kategorie Grande Réserve“ (aktuell Chardonnay, rote Cuvée), von Eckard gekonnt vinifiziert in kleinen Eichenfässern. Zum weinigen Rahmenprogramm gehören außerdem noch einige edelsüße Weine und Sekt.

Ein Blick zurück sei noch gestattet. Vor einem Dutzend Jahren bot sich für die Rotenberger Genossenschaft die Chance, in nur zwei Kilometer Entfernung einen riesigen Keller zu übernehmen, in dem vorher die Württembergische Weingärtner-Zentralkellerei Weine eingelagert hatte. So ganz allein wollte man das Projekt nicht stemmen.

Aber man pflegte einen guten Kontakt zu den Kollegen in Uhlbach und wusste, dass dort das gleiche Problem wie auf dem Rotenberg bestand: Platzmangel. In etlichen Gesprächen wurde ein tragfähiges Konzept für eine schließlich vor elf Jahren vollzogene Fusion gefunden. Der eigentlich naheliegende Name Winzergenossenschaft Rotenberg & Uhlbach fand nur noch im „Untertitel“ Verwendung. In einer entscheidenden Nachtsitzung wurde Collegium Wirtemberg fixiert.

Der bekannte Vers von Friedrich Schiller („Ein Wirtemberger ohne Wein, kann der ein Wirtemberger sein?“) mag dabei eine Rolle gespielt haben. „Collegium“ wurde gewählt, weil hier Kollegen, die mit viel Leidenschaft das Beste wollen, unter sich waren und sind. Begleitet wurde diese Entscheidung von Stuttgarter Bier, weil der geschäftsführende Vorstand Kurrle von keinem der beiden Betriebe Wein aufbieten wollte und sich deshalb für ein neutrales Getränk entschied.

Der Stellenwert, den Collegium Wirtemberg heute erreicht hat, wurde bei einer Feier zum Zehnjährigen in 2007 deutlich. Sogar Justizminister Guido Wolf gab sich die Ehre, hielt eine launige Festansprache und gestand, dass es ihn stets glücklich macht, wenn er auf einer Weinkarte Collegium-Gewächse entdeckt. „Ihr seid als größter Weinbaubetrieb der Landeshauptstadt ein Maßstab für Qualität“, lobte der Minister.

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