Was können Arbeitgeber für die Mitarbeiter in Zeiten des Burnouts tun?

Fast die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer (44 %) fühlt sich häufig beruflich ausgebrannt. Besonders betroffen sind Frauen: 38 % leiden mehrmals pro Woche unter Stresssymptomen. Die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmt zunehmend. Ein Viertel der Arbeitnehmer gibt zu, auch nach Feierabend noch häufig E-Mails zu checken.

Anlässlich der Woche der psychischen Gesundheit (12. bis 18. Mai) fordern die Wirtschaftsexperten des Liquidation Centre Arbeitgeber zum Handeln auf und präsentieren sechs praktische Strategien zur Bewältigung von Arbeitnehmerstress und zur Schaffung eines gesünderen, hilfsbereiteren Arbeitsplatzes.

Woche der psychischen Gesundheit: Sechs von Expertentipps für ein besseres Wohlbefinden von Arbeitnehmern

Mitarbeitern mehr Autonomie bei der Arbeit geben

Mikromanagement führt zu Stress, und Vertrauen ist das Gegenmittel. Eine der effektivsten Möglichkeiten, das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu fördern, besteht darin, ihnen mehr Freiheit bei der Arbeit zu geben. Das kann flexible Arbeitszeiten, hybride Arbeitsmodelle oder die Möglichkeit für Teams bedeuten, die Tools und Prozesse selbst zu wählen, die am besten zu ihnen passen.

Schon einfache Änderungen wie die Festlegung von Kernarbeitszeiten für die Zusammenarbeit bei gleichzeitiger Flexibilität bei Beginn und Ende können einen großen Unterschied machen. Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, ihre Zeit selbstbestimmt nutzen zu können, sind sie engagierter, motivierter und deutlich besser aufgestellt, um erfolgreich zu sein.

„Tage für psychischen Gesundheit“ als Selbstverständlichkeit einführen

Genau wie wir uns bei Erkältung oder Grippe krankschreiben lassen, sollten sich Mitarbeiter frei fühlen, sich für ihr psychisches Wohlbefinden freizunehmen, ohne schlechtes Gewissen oder Sorge über Kritik. Es geht darum, eine Arbeitskultur zu schaffen, in der psychisches Wohlbefinden genauso wichtig ist wie körperliche Gesundheit.

Geben Sie Führungskräften die nötigen Werkzeuge an die Hand, um diese Praxis zu fördern, und vertrauen Sie darauf, dass Ihr Team sie verantwortungsvoll nutzt. Wenn Krankheitstage für psychische Gesundheit als wichtiger Bestandteil der Work-Life-Balance betrachtet werden, helfen sie nicht nur, Burnout vorzubeugen, sondern tragen auch zu einem produktiveren Arbeitsplatz bei.

Wissen zu Stressabbautechniken bei Mitarbeitern verbessern

Einmalige Seminare reichen nicht aus. Investieren Sie in kontinuierliche, interaktive Schulungen, die Ihren Mitarbeitern praktische Fähigkeiten wie Box-Atmung, Achtsamkeitstagebuch und progressive Muskelentspannung vermitteln. Veranstalten Sie mittags „Mental-Fitness“-Sitzungen, spannende Workshops oder Challenges wie ein 7-tägiges Dankbarkeitstagebuch.

Unternehmen, die diese in ihren Arbeitsalltag integrieren, erzielen eine höhere Akzeptanz und nachhaltigere Ergebnisse. Tipp: Ermutigen Sie Führungskräfte, sich zu beteiligen – ihr sichtbares Engagement setzt nicht nur ein positives Beispiel, sondern unterstreicht auch die Legitimität dieser Initiativen.

Völlig gestresster Mann

Produktivitätsverlust durch Stress / © pixabay.com – Geralt

Entspanntere, stressfreie Arbeitsplatzgestaltung

Ihre Bürogestaltung kann die Energie Ihres Teams positiv oder negativ beeinflussen. Grelles Licht, laute Großraumbüros und uninspirierendes Dekor können Stress erhöhen und die Konzentration beeinträchtigen. Studien zeigen, dass Pflanzen dazu beitragen können, Anspannung, Angst und Müdigkeit um 38 % zu reduzieren. Wählen Sie ein lebendiges Design, indem Sie natürliches Licht und Grün in Ihren Arbeitsbereich bringen.

Richten Sie Ruhezonen mit bequemen Sitzgelegenheiten und schalldichten Kabinen für konzentriertes Arbeiten oder mentale Erholung ein. Erwägen Sie für Remote-Mitarbeiter die Bereitstellung von Wellness-Zuschüssen für ergonomische Heimeinrichtungen oder zusätzliche Artikel wie Luftreiniger, um zu zeigen, dass Ihnen ihr Wohlbefinden am Herzen liegt.

Klare und leicht zugängliche Wege zu Unterstützung schaffen

Unterstützungssysteme funktionieren nur, wenn die Mitarbeiter wissen, dass sie vorhanden sind und sich bei der Nutzung sicher fühlen. Ob Sie ein Mitarbeiter-Unterstützungsprogramm, interne Berater für psychische Gesundheit oder Zugang zu externen Therapeuten anbieten – Sichtbarkeit ist wichtig. Diese Ressourcen müssen klar gekennzeichnet und regelmäßig hervorgehoben werden.

Lassen Sie sie nach dem Onboarding nicht in den Hintergrund verschwinden – nutzen Sie verschiedene Kanäle, um regelmäßige Erinnerungen in Ihre Unternehmenskultur zu integrieren. Teilen Sie Quicklinks in internen Newslettern, pinnen Sie Informationen in Slack-Kanälen oder fügen Sie der HR-Plattform Ihres Unternehmens einen „Hilfe“-Button hinzu.

Klare Stellenbeschreibungen, um Unklarheiten zu vermeiden

Eine häufig übersehene Stressursache ist, nicht zu wissen, was erwartet wird. Unklare Aufgabenteilung zwischen verschiedenen Stellen führen zu Unsicherheit, Zweifeln und Energieverschwendung. Arbeitgeber sollten Stellenbeschreibungen regelmäßig überprüfen, Verantwortlichkeiten an die sich entwickelnden Geschäftsanforderungen anpassen und sicherstellen, dass Mitarbeiter ihre Berichtswege und Leistungskennzahlen verstehen.

Nutzen Sie Strategien wie RACI-Diagramme (Responsible, Accountable, Consulted, Informed), um Entscheidungsrollen abzubilden, und führen Sie regelmäßige Check-ins durch, um Grauzonen zu beseitigen. Wenn Mitarbeiter wissen, wie Erfolg aussieht, fühlen sie sich sicherer und haben mehr Kontrolle.

Richard Hunt, Direktor des Liquidation Centre, kommentierte den aktuellen Stand des Burnout am Arbeitsplatz wie folgt:

Das globale Mitarbeiterengagement sank 2024 auf nur noch 21 % – eine besorgniserregende Entwicklung und erst der zweite Rückgang in über einem Jahrzehnt. Die stärksten Rückgänge verzeichneten junge Führungskräfte unter 35 Jahren und weibliche Führungskräfte – genau jene, die Teams motivieren, Leistung vorantreiben und die Kluft zwischen Führung und Mitarbeitern überbrücken.

Dieser Rückgang ist nicht nur ein Problem für Mitarbeiter, sondern ein Warnsignal für die Wirtschaft. Der Verlust an Engagement kostete die Weltwirtschaft allein im vergangenen Jahr 438 Milliarden US-Dollar an Produktivitätsverlusten. Sinkt das Engagement auf den Tiefstand der Pandemie-Ära, signalisiert dies eine tiefere Diskrepanz zwischen der Arbeitsweise der Menschen und ihren Erfolgschancen.

Schrumpfende Teams, veränderte Prioritäten und der ständige technologische Fortschritt setzen Führungskräfte an vorderster Front enorm unter Druck. Unternehmen müssen schnell handeln, um ihre Mitarbeiter wieder zu motivieren. Das beginnt mit transparenter Kommunikation, mehr Autonomie und einer echten Investition in psychisches Wohlbefinden. Engagement ist nicht nur eine Zahl – es ist ein Spiegelbild dessen, ob ein Unternehmen auf Dauer Bestand hat und auf lange Sicht floriert.“

Quelle / Fotos: liquidationcentre.co.uk / pixabay.com

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