Deutsche Unternehmen planen, in Zukunft mehr Geld im Ausland und weniger in Deutschland zu investieren. Das zeigen die Ergebnisse des CFO Survey von Deloitte. Während aktuell noch eine deutliche Mehrheit der Befragten (82%) ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland sieht, gilt das in fünf Jahren nur noch für 63 Prozent.
An der Umfrage haben zwischen dem 12. September und dem 2. Oktober 185 Finanzvorstände deutscher Großunternehmen teilgenommen. Von der Neuausrichtung der Investitionen profitieren vor allem Europa (exkl. Deutschland) und Nordamerika, aber auch Indien und Südostasien. China verliert hingegen als Investitionsziel an Relevanz (- 4 Prozentpunkte auf 9%).
Vor allem das verarbeitende Gewerbe und exportorientierte Unternehmen blicken ins Ausland. Fast drei Viertel der Befragten aus den Kernindustrien Automobil, Chemie und Maschinenbau (74%) bewerten Deutschland aktuell noch als ein wesentliches Investitionsziel. Mit Blick auf die nächsten fünf Jahre sehen das nur noch 54 Prozent so. In Bezug auf China als Investitionsschwerpunkt sinkt der Wert von 20 auf 8 Prozent. Nordamerika legt zugleich um 13 Prozent zu (auf 33%).
„Die wirtschaftliche Stagnation in Deutschland, fehlende Nachfrage und hohe Kosten führen dazu, dass die Unternehmen mehr im Ausland investieren“, sagt Dr. Alexander Börsch, Chefökonom und Leiter Research bei Deloitte. „Dass dies vor allem in den deutschen Kernindustrien passiert, ist beunruhigend. Damit Deutschland im Standortwettbewerb bestehen kann, muss der politische Fokus auf bessere Rahmenbedingungen für Investitionen und auf die Erhöhung der Produktivität gelegt werden.“
Besserer Marktzugang und eine kostengünstigere Produktion ziehen Unternehmen ins Ausland
Insgesamt 40 Prozent der CFOs erhoffen sich durch höhere Auslandsinvestitionen einen besseren Zugang zu internationalen Absatzmärkten. Kosteneinsparungen bei der Produktion sind für mehr als ein Drittel der Befragten (34%) ein wichtiger Investitionsgrund, in der Automobilindustrie gilt das sogar für mehr als die Hälfte (54%).
Ein besserer Zugang zu Rohstoffen und Energie ist zwar für die Planungen von über einem Viertel der Survey-Teilnehmenden (27%) aus dem Maschinenbau relevant, spielt im Branchenüberblick jedoch eine eher untergeordnete Rolle (7%). Fast ein Drittel der CFOs aus der Dienstleistungsbranche (31%) investiert im Ausland, um strategische Partnerschaften aufzubauen. Großunternehmen verfolgen zudem branchenübergreifend das Ziel, Risiken zu diversifizieren (38%) – eine Reaktion auf das neue geopolitische Umfeld für Unternehmen.
Regulierung und Handelsbarrieren sind die größten Investitionsrisiken
Als größte Hindernisse für internationale Investitionen bewerten 41 Prozent der CFOs regulatorische und Compliance-Risiken, dicht gefolgt von Handelsbarrieren (37%). Letztere spielen insbesondere für das exportorientierte verarbeitende Gewerbe (46%) eine wichtige Rolle. 42 Prozent der Befragten aus Großunternehmen sehen zudem ein hohes Risiko in einer möglichen politisch motivierten Benachteiligung gegenüber lokalen Unternehmen.
Was soll in Deutschland bleiben?
„In ihrer Rolle als Hüter der Vermögenswerte müssen die CFOs die mit Auslandsinvestitionen verbundenen Gefahren gegen die Potenziale abwägen“, sagt Rolf Epstein, Partner und Leiter des CFO Program von Deloitte. „Dabei kommt es darauf an, eine Balance zwischen globalen Wachstumschancen und der Absicherung von zentralen Unternehmensfunktionen zu finden.“ 51 Prozent der befragten Finanzvorstände möchten Forschung und Entwicklungen, 62 Prozent IT und Cloud Services in Deutschland angesiedelt lassen.
Besonders CFOs in der Dienstleistung (67%), allen voran in Banken und Versicherungen (81%), wollen aus Datenschutzgründen IT-Investitionen eher regional tätigen. Dahingegen würden branchenübergreifend 39 Prozent der Teilnehmenden Produktionserweiterungen im Ausland ansiedeln. Vor allem Finanzvorstände aus dem verarbeitenden Gewerbe (58%) zeigen sich dafür offen. Weitere Ergebnisse der Studie finden Sie hier: ots.de/e9Qb0i
Quelle / Fotos: deloitte.com