Gigantische Rezession droht: Umsatzeinbrüche auf breiter Front

Die Covid-19 Pandemie hält die Welt in Atem und hat nicht nur Deutschland seit März 2020 fest im Griff. Umsatzeinbrüche auf breiter Front werden fast täglich gemeldet. Exportnationen erleben ein Ausbleiben der Aufträge aus dem Ausland in nie dagewesener Höhe. Die Pandemie hat nahezu alle Branchen im Würgegriff, so auch die Intra-Logistik, die in einem erheblichen Ausmaß betroffen ist.

Der Arbeitsmarkt wird durch Millionen Menschen, die sich in Kurzarbeit (5,36 Mio. im Juni) befinden oder arbeitslos (2,955 Mio. im August = 6,4%) sind, stark beeinflusst. Die regierungsseitig beschlossenen Konjunkturproramme mit nachhaltiger Wirkung mildern die negativen Wirkungen der Rezession ab, lassen dafür den Verschuldungsgrad Deutschlands von 57% auf ca. 90% ansteigen.

Wann es weltweit wieder bergauf kann keiner sagen. Somit ist die Bühne frei für Spekulanten mit verschiedenen Theorien und Szenarien. Der Bundeswirtschaftsminister ist jedoch optimistisch; er korrigierte die Wachstumsprognose für dieses Jahr auf -5,8 Prozent (vorher -6,3%). In einem sind sich allerdings Wissenschaftler und Politiker einig, Corona ist präsent und noch lange nicht besiegt.

Einleitung

Die im 1. Quartal des Jahres 2020 ausgebrochene Coronavirus Pandemie in Deutschland erlebte ihren ersten Höhepunkt im März mit knapp 39.118 Erkrankten innerhalb von 7 Tagen. Daraufhin beschloss die Bundesregierung einen Lockdown (23.03.), der von der großen Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wurde. Die Zahl der sich täglich neuinfizierten Patienten reduzierte sich drastisch auf 2.043 Patienten binnen 7 Tagen. Dieser vorläufig geringste Wert an Neuerkrankungen wurde Mitte Juni konstatiert.

Der Ruf nach Lockerungsmaßnahmen erschallte daraufhin unüberhörbar und fand ein breites Echo in den Medien. Die Länderregierungen übernahmen die „Kontrolle“ der Pandemie und erließen Maßnahmen mit einer schrittweisen Normalisierung des täglichen Lebens. Das „Versammlungsverbot“ wurde aufgehoben und Demonstrationen, auch gegen die Corona Maßnahmen wurden erlaubt.

Das Aussetzen der Pflicht zum Anzeigen einer Insolvenz wird nicht helfen...

Das Aussetzen der Pflicht zum Anzeigen einer Insolvenz wird nicht helfen…  (c) pixabay.com

Rechtzeitig zu den Sommerferien wurden die Reisebeschränkungen weitestgehend aufgehoben. Der Tourismus ins europäische Ausland, aber besonders der innerhalb Deutschlands bekam die Lockerungen positiv zu spüren. Negativ mit der gewonnenen „Freiheit“ korrelierte die steigende Sorglosigkeit im Umgang mit der AHA-Regel.

Diesem Verhalten folgte ein starker Anstieg der Covid-19 Neuerkrankungen für Deutschland mit dem vorläufigen Höhepunkt in der 3. August-Dekade (9.254 Neuerkrankungen). Bilder feiernder Urlauber in Spanien (Mallorca) ohne Einhaltung der Sicherheitsabstände, ohne Mund- u. Nasenschutz flimmerten über die TV-Kanäle. Die Diskussionen über eine 2. Welle im Herbst kursierten in deutschen Talkshows.

Wirtschaftliche Folgen der Corona Pandemie

Die Covid-19 Pandemie erschütterte die bereits 2019 schwächelnde Weltwirtschaft schwer und löste nicht nur in Deutschland eine Rezession aus, die nach Aussagen der Wirtschaftsinstitute durch deutlich negativere BIP-Werte gekennzeichnet ist als die der Finanzkrise 2009 ff. In seiner Prognose geht das DIW Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung von einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von ca. 9% – 10% aus.

Als Hoffnungsschimmer können die jüngsten Daten zum Geschäftsklima vom Ifo-Institut interpretiert werden. Allerdings braucht es zur Überwindung der Rezession überproportionale Wachstumsraten über einen längeren Zeitraum.

Um die Covid-19 Neuerkrankungen hinsichtlich ihres Einflusses auf die Geschäftserwartung für Deutschland (März – bis August 2020) bewerten zu können, wurde überprüft, ob ein Zusammenhang zwischen beiden Größen gegeben ist. Mittels Korrelation nach Pearson wurde ein Korrelationskoeffizient von 0,844 berechnet. Der Zusammenhang zwischen den Covid-19 Neuerkrankungen und Geschäftserwartungen (März-August 2020) sind auf dem 5% Niveau (p = 0,05) signifikant.

Investitionsklima unter Corona Pandemie negativ

Welchen Einfluss die Corona Pandemie auf die Investitionspläne der Branchen in Deutschland nimmt, war Gegenstand zweier qualitativer Studien der GMP aus dem 1. Halbjahr 2020. Studie 1: „Investitionen in die Lagerlogistik – Fit für die Zukunft“ wurde Anfang Februar gestartet, also vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie bzw. des Lockdowns.

Studie 2 untersuchte den „Einsatz von Robotern in Produktion und Logistik“ und begann im Mai. In beiden Untersuchungen wurden u.a. Fragen zur Konjunktur gestellt.

Die Auswirkungen der Pandemie auf die Investitionspläne der Branchen zeigt die folgende Abbildung mit deutlich sichtbaren Unterschieden zwischen den Branchen. Die Befragten der Automobil-/Automotive-Industrie gaben an, dass Planänderungen in einem Umfang von knapp 80% für 2020 ff. vorgenommen werden.

Im Vordergrund stehen dabei zeitliche Verschiebungen der Investitionen, aber auch ein Streichen bzw. Reduzieren dieser. Anders sieht es in der Chemischen Industrie aus (inkl. Pharma, Kosmetik), denn knapp 77% der Befragten halten an ihren Investitionsplänen fest.

Die Konsequenzen der geänderten Investitionspolitik wurde in ihrer Wirkung auf die Logistikbranche untersucht. Da sich die Corona-Pandemie negativ auf die Umsatzentwicklung der Branchen und ihrer Unternehmen auswirkt, wurden die Studienteilnehmer zur kurzfristigen Umsatzentwicklung 2020 befragt.

Bereits im 1.Q. des Jahres geht das Gros der Befragten von einer Verschlechterung der Umsätze für ihre Branche und dem eigenen Unternehmen aus, was die beschriebene Rezession verdeutlicht. Als Konsequenz (s. vorstehende Abbildung) sind die Streichungen der Investitionen bzw. deren Reduzierung (13,9%) einerseits, andererseits die Verschiebungen (Mittelwert von ca. 10 Monaten) der Investitionspläne (50,9%) zu verstehen.

Den Zusammenhang zwischen Umsatzerwartung und Verschiebung der Investitionen bestätigt der Korrelationskoeffizient von + 0414. Die Signifikanz wird auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) bestätigt. Den Einfluss der Corona Pandemie auf die zeitliche Realisierung resp. Verschiebung der Investitionen illustriert der Gruppen-Split „Investitionspläne bis zum Lockdown bzw. ab dem Lockdown. Ab dem Lockdown steigt die Zahl der Unternehmen signifikant an (p = 0,028), die ihre Investitionen wegen der Covid-19 Pandemie verschieben.

Ausblick

Aus den ifo-Konjunkturumfragen (Stand Juli 2020) wurden die nachfolgend illustrierten Daten zum Thema „Normalisierung“ der Geschäftslage unter zeitlichen Aspekten herangezogen. Wie aus der vorstehend gezeigten Abbildung zu entnehmen ist, spielt der Wirtschaftszweig eine einflussnehmende Rolle. Die Teilnehmer gehen branchenübergreifend davon aus, dass sich die Geschäftslage in Deutschland in den nächsten 11 Monaten wieder normalisiert.

Allerdings basierten diesen Aussagen auf den Covid-19 Zahlen bis einschließlich Juni. Da seit Mitte Juli eine starke Zunahme der Neuerkrankungen zu beobachten ist, wird sich dies auf die zeitliche Normalisierung der Geschäftslage auswirken.

Die Politik (s. Protokoll der Telekonferenz (Bundes- u. Landesregierungen) hat am 27. August zusätzliche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beschlossen. Zur Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland haben Bund und Länder Hilfen auf den Weg gebracht, um Arbeitsplätze zu erhalten, den Fortbestand von Unternehmen zu sichern und soziale Notlagen zu vermeiden.

In seiner Pressekonferenz am 01.09. korrigierte der Wirtschaftsminister Peter Altmaier seine Konjunkturprognose für 2020 von -6,3% auf nunmehr -5,8%. Seine begründete Hoffnung stützt sich dabei auf die bisherige Wirtschaftsentwicklung in den Bereichen Dienstleistungen, Handel und Industrie.

Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob die beschlossenen Maßnahmen geeignet bzw. ausreichend sind, die Zahl der Covid-19 Neuerkrankungen zu reduzieren und die negativen Entwicklungsraten des BIP zu korrigieren.

Foto / Quelle: www.gmp-muenchen.de, GMP Gesellschaft für Marketing und Public Relations

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