Kürzlich veröffentlichte das Statistische Bundesamt (Destatis) seine Auswertung zur Frauenquote im Jahr 2017. Demnach stagniert die Anzahl führender Frauen, in einigen Bereichen sinkt sie sogar. Inwieweit lässt sich diese pauschale Aussage auf einzelne Branchen herunterbrechen? Bedeutet der attestierte Rückgang den Verlust von Frauendominanz selbst in dafür typischen Branchen?
Der Wirtschaftsinformationsexperte databyte beschäftigt sich in seiner aktuellen Erhebung mit Zahlen zu spezifischen Geschäftszweigen und den Top Ten, in denen Frauen das Sagen haben. Alle weiblichen Geschäftsführer, geschäftsführende Gesellschafter und Inhaber eingetragener deutscher Unternehmen des Handelsregisters im September 2018 fließen in die Auswertung ein.
Die Ergebnisse bestätigen zu großen Teilen die landläufige Meinung zu klassischen Frauendomänen, bringen aber auch Überraschungen zutage. So besetzen Praxen von psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten den zweiten Platz im Ranking. Üblicherweise geht dieser Bereich im beruflichen Sammelbegriff „Gesundheitswesen“ unter. Um ihn genauer zu beleuchten, setzt sich ein Teil dieses Textes mit dieser Branche genauer auseinander.
Feminine Fertigkeiten weiterhin hoch im Kurs
Haare, Beautyprodukte und Schreibarbeit – all diese stereotypen Arbeiten für Frauen halten sich weiterhin an der Spitze des Berufs-Rankings. So liegt die Führung von Friseur- und Kosmetiksalons mit 69,5 Prozent zumeist in weiblichen Händen. Hier stieg die Frauenquote im Vergleich zu 2014 sogar noch um zwei Prozentpunkte.
In Büros für Sekretariats- und Schreibdienste hingegen haben weibliche Chefs Boden verloren: Schwangen 2014 noch bei 65,5 Prozent der Unternehmen Frauen das Zepter, agieren im September dieses Jahres zehn Prozent weniger Frauen als Führungsperson. Auch ambulante soziale Dienste lagen 2014 noch zu mehr als der Hälfte in Frauenregentschaft.
Dieses Terrain ist auf 46,1 Prozent geschrumpft. Grundsätzlich zeigen sich also die von der Destatis ausgewerteten Abwärtstrends auch in den derzeitigen Top Ten. Nur drei Bereiche trumpfen mit gestiegenen Prozentsätzen auf: Frisör- und Kosmetiksalons, der Einzelhandel mit Bekleidung und die Praxen von psychologischen Psychotherapeutinnen- und therapeuten.
Weibliches Verständnis als Karrierekick
Praxen von psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten weisen im September 2018 insgesamt 66,8 Prozent weibliche Führungskräfte vor. 1.399 männliche Leader stehen 2.811 Frauen in Top-Positionen gegenüber und die Anzahl der Psychotherapeutinnen nimmt kontinuierlich zu. Eine Erklärung zu dieser erstaunlichen Mehrheit liefert Petra Jagow, Vorstand der Landesgruppe NRW im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) und selbständiger Coach.
„Psychologie ist das beliebteste Studienfach hierzulande, der NC liegt um die 1,0. Da Mädchen zumeist wesentlich bessere Abiturnoten als Jungen aufweisen, werden sie häufiger zugelassen.“ Des Weiteren benötigt es nach dem langen Studium noch eine fünfjährige Ausbildung und den Erwerb einer gesetzlichen Anerkennung. Und selbst dann liegt die eigene Praxis noch in weiter Ferne, denn alle Psychologinnen und Psychologen müssen warten, bis sie eine Krankenkassenzulassung erhalten.
Eine schnelle Karriere mit zügig hohem Verdienst lässt sich durch eine eigene Praxis also nicht erwarten. Nach Einschätzung von Petra Jagow steht dies aber bei der Berufswahl im Fokus vieler Männer, da sie gern in wirtschaftlich orientierten Bereichen arbeiten – hier sind sie auch am häufigsten vertreten.
Auch im Bereich Psychologie trifft das zu, denn die meisten Männer in Führungspositionen dieser Branche arbeiten in stationären Einrichtungen oder gründen eigene Unternehmen im Bereich Wirtschaftspsychologie. So umgehen sie zusätzlich lange Wartezeiten bis zur eigenen Praxis und können sich auf Gründung und Leitung fokussieren statt auf Patientenbehandlung.
Klischeehaftes Kapital
Im Finanz- und Bankwesen bilden weibliche Führungskräfte weiterhin die Ausnahme. Gerade mal 545 Frauen zählt die gesamte Führungsriege der Banken, das bedeutet 8,8 Prozent Frauenquote. Im restlichen Finanzsektor arbeiten zwar über 10 Prozent in den Führungsrängen, allerdings kommt kein Bereich auf nur ein Viertel Frauenanteil.
Versicherungen beispielsweise verbuchen 13,5 Prozent weibliches Führungspersonal. Das Finanzwesen kann insgesamt gerade mal 14,2 Prozent, das bedeutet 19.610 Frauen, nachweisen. Personalvermittler und Consulting-Unternehmen beschäftigen mit um die 23 Prozent die meisten weiblichen Leader.
Kein Platz für Frauen in der IT?
Noch geringer fällt die Frauendominanz in der Chefetage der IT-Unternehmen aus. Nur 9,8 Prozent Frauen beanspruchen einen Top-Platz in Programmierung, Entwicklung, Datenverarbeitung, Hosting und sonstigen Dienstleistungen der Informationstechnologie.
Fazit
Die ausgewerteten Zahlen von databyte zum aktuellen Stand der Frauenquote zeigen, dass die Ganzjahresstudie der destatis 2018 wohl keine Überraschungen bereithalten wird. Die üblichen Frauenbranchen bleiben unter weiblicher Führung, einige Bereiche büßen ein paar Prozentpunkte ein, dafür fügen andere Geschäftszweige einige Punkte hinzu. Einen Wechsel in der Führungsebene einer Männerdomäne ist laut Studie nicht zu erwarten.
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