Anderswo werden Schwerter zu Pflugscharen, in Jersey führt man Relikte aus kriegerischen Zeiten ebenfalls einer sinnvollen Verwendung zu. Allerdings sind auf der Kanalinsel die Überbleibsel der letzten militärischen Auseinandersetzung deutlich klobiger. Vor allem taugen sie nicht zum Recycling.
Es geht um Bunker und damit um jene Hinterlassenschaften deutscher Militärs, die im Zweiten Weltkrieg Jersey zu einem Teil des „Atlantikwalls“ machten. Seinerzeit wurde entlang der schönsten Küstenabschnitte des Eilandes eine Vielzahl an Stellungen und Unterständen in Beton gossen.
Dass eine Reihe davon heute nicht nur Mahnmal, sondern auch Touristenattraktion sind, hat mit der Channel Islands Occupation Society zu tun. Die Organisation setzt sich für den Erhalt von Festungsbauten auf den Kanalinseln ein und hat dabei neben Ruinen aus längst vergangenen Jahrhunderten auch die WW2-Zeugnisse im Blick.
Manche dieser steinernen Sarkophage beleuchten als Museen ihren Anteil an der Geschichte des Dritten Reiches, andere überdecken diese Historie dank einer neuen, gewerblichen Nutzung.
Zum Beispiel beim Bunker-Yoga. Hier wird die Decke der Betonklötze zum Sportboden, auf dem man die Fitnessmatte in Richtung Meer ausrichtet und seine Übungen unter freiem Himmel absolviert. Da wird der Sonnengruß quasi zum Friedensfanal (www.bunkerjersey.com)
Jahrhunderte alte Festung wird zur Ferienwohnung
Eine ähnliche Umwidmung erfuhr auch der Archirondel Tower, der sich auf einem Felsvorsprung namens La Roche Rondel an Jerseys Ostküste befindet. Ende des 18. Jahrhunderts errichtet, sollte er die Insulaner vor französischen Übergriffen schützen. Ein vergleichbares Ziel verfolgten die deutschen Besatzer, die ihn während der Okkupation (1941 – 1945) für ihre Zwecke umbauten.
Nach umfangreichen Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten dient der Tower seit dem vergangenen Sommer nun als Ferienwohnung für bis zu vier Personen (www.jerseyheritage.org).
Jersey-Cider: Der Cousin vom Ebbelwoi
Was den Hessen der Ebbelwoi, ist den Menschen auf Jersey ihr Cider. Auch wenn sich die Grundzutat in beiden Fällen nicht unterscheidet, das jeweilige Endprodukt zeigt deutliche Unterschiede. So läuft die deutsche Variante ohne Kohlensäure ins „Gerippte“ (spezielles Schoppenglas), während Cider sprudelnd daherkommt.
Was den Alkoholgehalt angeht, da liegen Hessen und Jerseyaner gegenüber den Franzosen und deren Cidre allerdings nahe beisammen. Ihr vergorener Apfelsaft darf durchaus ein paar „Umdrehungen“ mehr haben als der fermentierte Most, der in der Grand Nation getrunken wird.
Viele kleine Bieranbieter
Gleichwohl gibt es hier wie da Kelterer, die experimentieren. Sei es hinsichtlich besonderer Apfelsorten, beim Gärungsverfahren oder mit dem Alkoholgehalt. Wie beim Bier gibt es mittlerweile auch kleinere Anbieter, die mit außergewöhnlichen Craft Ciders aufwarten können. Hierzu gehört auf Jersey u.a. auch die La Robeline Cider Company (www.larobelinecider.je) von Richard und Sarah Matlock.
Das Ehepaar versteht sich als „handwerkliche“ Apfelweinhersteller und Destillateure. Bei der Produktion wird großer Wert auf den Einsatz qualitativ hochwertiger und regionaler Produkte gelegt. Wer möchte, kann Ihnen übrigens bei der Arbeit über die Schulter schauen und anschließend bei einem Dinner die von ihnen hergestellten flüssigen Kostbarkeiten genießen.
Foto / Quelle: www.jersey.com