Was man mit natürlicher Lebensmittelfarbe alles machen kann

Lebensmittelfarben gehören seit Jahrhunderten zu unserem Alltag. Der Hintergrund für die Verwendung von Lebensmittelfarben ist vorrangig solzialpsycholgischer Natur. Es geht hierbei in erster Linie um die Ästhetik der zu verzehrenden Produkte und um eine Kongruenz der Farbe mit dem Geschmackserlebnis. Das wird heutzutage besonders in der verarbeitenden Nahrungsmittelindustrie deutlich. Ein gelbes Gummibärchen, das nach Himbeeren schmeckt, ist verwirrend und nicht stimmig.

Gerade auch prozessierte Lebensmittel sind in der Regel in ihrem fertigen Zustand unansehnlich. Nun lässt sich Hässlichkeit allerdings nicht verkaufen. Also kamen kluge Köpfe schon vor langer Zeit auf die Idee, der „Frische“ des Produkts optisch ein wenig nachzuhelfen. Wurde im Altertum Lebensmittelfarbe natürlich, hauptsächlich aus pflanzlichen Stoffen, wie z.B Safran und Extrakten aus verschiedenen Wurzeln gewonnen, kamen mit der Entwicklung der chemischen Industrie Ende des 19. Jahrhunderts die verschiedensten chemischen Farbstoffe auf den Markt.

Das eröffnete Fabrikanten und Händlern völlig neue Möglichkeiten, Nahrungsmittel hochwertiger wirken zu lassen. Beispielsweise wurde Quecksilbersulfid benutzt, um Käse schön zu färben. Gammelfleisch konnte mit ein wenig Chemie und Farbe wieder „frisch“ und appetitlich gezaubert werden. Auch Backwaren sahen mit etwas mehr Gelb besser und teurer aus, nämlich als wären mehr Eier bei der Herstellung verwendet worden. Dem Rotwein wurde mit dem eigentlich für Leder und Wolle gedachten Fuchsin ein wenig nachgeholfen.

Naschwaren hatten einen teils sehr bedenklichen Bleigehalt durch die verwendeten Farbstoffe, usw. Da die unkontrollierte Verwendung dieser größtenteils gesundheitsschädlichen Substanzen nicht so weitergehen konnte, erließen erste Regierungen bereits wenige Jahre später Regelungen, um den Einsatz zu begrenzen und bestimmte Stoffe, wie Schwermetall gänzlich für Nahrungsmittel zu verbieten.

Gefärbte Tomaten
Das Auge isst mit und der Ästhetik helfen Farben / © pixabay.com – Foto-Os

Spät begann der koordinierte Verbraucherschutz

Aber erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts begann man in Europa, Lebensmittelfarbstoffe zu klassifizieren und einheitliche Gebrauchsbestimmungen fest zu setzen. Entstanden sind die heute auf den Verpackungen zu findenden E-Nummern. Da mit zunehmendem Gesundheitsbewusstsein den Verbrauchern die ganze Chemie nicht mehr geheuer war und das Vertrauen in die Nahrungsmittelindustrie nach einer anfänglichen Euphorie wieder nachließ, erlebt der Trend der Nahrungsmittelfarben momentan eine Umkehr.

Selbstverständlich wird immer noch gefärbt und das wird es auch sicher auf ewig. Doch obwohl die heute verwendeten chemischen Farbstoffe für Lebensmittel als sicher gelten, geht die Tendenz eindeutig verstärkt wieder zu natürlichen Farbstoffen. Grundsätzlich unterscheidet man bei natürlichen Farbstoffen zwischen selektiv extrahierten Farbstoffen, die aus einer natürlichen Quelle, teils unter Einsatz von Chemikalien herausgelöst und umgewandelt werden.

Andererseits sind da die sogenannten färbenden Lebensmittel, die an sich so reich an Pigmenten sind, dass sie keiner chemischen Extraktion bedürfen. Es versteht sich von selbst, dass die Gewinnung von Farbstoffen aus natürlichen Quellen auf physikalische Weise das schonendste und gesündeste Verfahren ist. Eine Frucht oder eine Wurzel auszupressen und den Farbsaft zu gewinnen, ist nun einmal wesentlich naturnäher, als das Auflösen in verschiedenen Chemikalien.

Die kostengünstigsten Lebensmittelfarbstoffe, sind die rein synthetisch hergestellten. Obwohl auf physikalische Weise gewonnene Lebensmittelfarben deutlich teurer sind als chemisch hergestellte, steigt die Nachfrage durch das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit und gesunde Lebensweise kontinuierlich an.

An und für sich ist gegen das Färben von Lebensmitteln nichts einzuwenden, solange keine gesundheitsgefährdenden Stoffe verwendet werden und durch das Färben keine Qualitätsverbesserung vorgetäuscht wird. Bei innerhalb der EU hergestellten und gehandelten Nahrungsmitteln können Verbraucher relativ sicher sein, dass beide Kriterien erfüllt sind. Also: Keine Angst vor der Farbe!

Quelle / Fotos: Redaktion / © pixabay.com

hamburg040.com

Hamburg-Magazin und mehr... Bloggt zu den regionalen Themen Shopping, Genuss, Menschen, Business, Motor und Events.