Praktisches, Kurioses, Neues: Internationale Spezialradmesse

Vom faltbaren E-Bike über die dreirädrige Familien-Rikscha bis hin zum Velomobil mit Solarantrieb: Die Fahrradwelt bietet weit mehr, als die meisten Menschen ahnen. Was all die vielfältigen Modelle eint: Sie sind alltagstaugliche und nachhaltige Mobilitätslösungen nicht nur für die Stadt, sondern auch für ländliche Regionen – als Vorreiter der Verkehrswende.

Vom 29. bis 30. April 2023 findet im baden-württembergischen Lauchringen die Internationale Spezialradmesse Spezi statt. Sie zeigt die ganze Bandbreite von Fahrradkonzepten, die weit über das Gewohnte hinausgehen. Und die Besucher können die außergewöhnlichen Fahrräder und E-Bikes selbst ausprobieren: auf zwei Teststrecken mit bis zu 1,5 Kilometern Länge.

Welches Spezialrad entspricht Ihren Bedürfnissen am besten? Als Inspiration für eine Testfahrt stellen wir hier stellvertretend für den Erfindungsgeist einer ganzen Branche zehn besondere Räder vor, die 2023 auf der Spezi vertreten sind.

Vello Bike+ – das faltbare E-Bike

In der Natur von Falträdern liegt es, dass sie wenig wiegen, damit man sie leicht tragen oder im Zug verstauen kann. Auch deshalb sind Falträder mit Elektroantrieb auf dem Markt noch Ausnahmen. Das Zusatzgewicht von Motor und Akku steht dem Ziel des geringen Gewichts entgegen … eigentlich. Denn der Wiener Faltradspezialist Vello löst diesen Widerspruch mit Leichtigkeit auf.

Der technische Clou: Im Gegensatz zu den meisten anderen E-Bikes können E-Vellos beim Bremsen Energie zurückgewinnen. So kommen die selbstladenden Elektro-Falter mit einem kleineren und entsprechend leichteren Akku aus. Unterm Strich steht ein tragbares Gesamtgewicht ab ca. 13 Kilogramm – nur etwa drei Kilogramm mehr als bei den motorlosen Pendants.

Pedilio – der Autoersatz

Die meisten täglichen Autofahrten sind Kurzstrecken mit nur einer Person an Bord. Muss man dafür ein tonnenschweres Fahrzeug in Bewegung setzen und entsprechend viel Treibstoff verbrauchen?

Das Solar-Velomobil Pedilio bewegt sich zwischen E-Bike und Auto. Der 250-Watt-Motor unterstützt die Tretkraft wie bei einem Pedelec. Die Reichweite von bis zu 100 Kilometern pro Akku-Ladung wird durch das Solarmodul um etwa 30 Kilometer pro Tag erweitert. Außerdem schützt das Dach vor Fahrtwind und Regen – ein Grund mehr, das Auto stehen zu lassen.

GoLo – das Schwertransporter-Bike

Ob bei Familien oder im Gewerbe: Lastenräder haben sich in den Städten längst etabliert. Schließlich lassen sich Kinder oder Kisten kaum praktischer, umweltfreundlicher und kostengünstiger transportieren als mit einem Lastesel auf zwei oder drei Rädern. Das vierrädrige Cargobike GoLo legt noch eine Schippe drauf.

Mit einer maximalen Zuladung von 200 Kilogramm bietet es sich auch für Speditionen oder Betriebe als ideales Transportmittel für die letzte Meile an. Auch hier entsteht der Vortrieb aus Tretkraft plus Motorunterstützung. Verschiedene Aufbaumöglichkeiten machen das GoLo wahlweise zum Tieflader, überdachten Transporter oder Kastenwagen mit Regalen.

GinkGo – das Leichttransporter-Bike

Dass Cargobikes keine Brummis mit Pedalen sein müssen, beweist dieses Leichtlastenrad aus Schweden. Mit einem Eigengewicht von 15 Kilogramm bezeichnet es der Hersteller als das leichteste Fahrrad seiner Art. Dennoch ist es stabil genug, um ein Gesamtgewicht (Fahrrad + Fahrer + Zuladung) von 180 Kilogramm zu tragen.

Außerdem hat das GinkGo den Beweis angetreten, dass Lastenradfahren Spaß macht. So erinnert die Ausstattungsliste eher an ein Urban- oder Gravelbike. Für die Ladefläche gibt es optional einen einfachen oder doppelten Kindersitz. Den Kids wird die flotte Fahrt durch die Stadt oder die Natur eine Menge Freude bereiten.

Frau probt Liegebike im Laden
Ausprobieren, kennenlernen, testfahren / © Internationale Spezialradmesse / Fotograf: Gaspard Weissheimer

Hase Bikes Pino – das Universal-Tandem

Was kommt dabei heraus, wenn man ein Tandem mit einem Cargobike kreuzt? Die deutsche Spezialradschmiede Hase Bikes hat es gemacht – und mit dem Pino ein vielseitig nutzbares Fahrradkonzept entwickelt, das bereits viele Jahre kontinuierlicher Evolution erlebt hat. Je nach Zubehör und Konfiguration lässt sich das Pino als Getränkekisten schluckendes E-Lastenrad nutzen, als Reisetandem mit viel Platz für Gepäck oder als Alltags-Tandem, und zwar wahlweise mit oder ohne Pedelec-Antrieb.

Dabei bietet das Pino auf dem Frontsitz die wohl amüsanteste Mitfahrgelegenheit der Fahrradwelt. Dank der erhöhten Sitzposition sieht der Hintermann oder die Hinterfrau im Gegensatz zu klassischen Tandems mehr von der Welt als nur einen entzückenden Rücken. Und durch entsprechendes Zubehör wie Gurte und Spezialpedale kommen auch Menschen mit Handicap in diesen Genuss.

HP Velotechnik Scorpion fs 26 – die Fahrspaßmaschine

Sportlicher Antrieb, niedriger Schwerpunkt, ausgefeiltes Fahrwerk – was nach den Spezifikationen eines Sportwagens klingt, sind die Eigenschaften dieses Trikes, wie dreirädrige Fahrräder auch genannt werden. Der deutsche Hersteller HP Velotechnik hat sich auf Trikes und Liegefahrräder spezialisiert. Im Modell Scorpion fs 26 bündeln die Hessen so ziemlich alles, was Tempo und Fahrspaß verspricht.

Dazu gehören laufruhige 26-Zoll-Räder, ein vollgefedertes Fahrwerk und ein elektrischer Antrieb, der die Tretkraft bis zu einer Geschwindigkeit von 45 Stundenkilometern unterstützt. Der schnelle Scorpion gehört also zu den zulassungspflichtigen S-Pedelecs; es gibt jedoch auch Pedelec-Versionen bis 25 km/h Unterstützung. In den Genuss des sportlichen Fahrgefühls kommen Alltagsflitzer ebenso wie Tourenradler. Und so gehören Flieh- und G-Kräfte nun auch zum Vokabular der Fahrradwelt.

Mäx & Mäleon Passenger – die rollende Sänfte

Kinder, einsteigen! Nein, nicht ins Auto, sondern in das hübsche Personenlastrad von Mäx & Mäleon. Zwei Passagiere finden auf dem Rikscha-ähnlichen E-Bike Platz. Das dreirädrige Fahrwerk mit luftgefederter Neigetechnik sorgt für Sicherheit und einen sänftengleichen Komfort. Damit sich auch der Mensch auf dem Bock nicht allzu sehr plagen muss, schaltet sich ein 250-Watt-Motor helfend dazu.

Die Reichweite pro Akku-Ladung liegt bei 50 bis 100 Kilometern. Was den Abschied vom Auto zusätzlich erleichtert: ein Handschuhfach, ein 65 Liter fassender abschließbarer Kofferraum – und durch das Umklappen der Sitzbank wird aus dem Personen- ein reines Lastenrad mit Platz für große Gegenstände. Das Mäx & Mäleon lädt und lädt und lädt … bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 250 Kilogramm.

Tretzeug Manul 4×4 – das Handquad

Etwa ein Prozent der Bevölkerung kann aufgrund von Einschränkungen, wie etwa einer Lähmung, nicht auf gewöhnlichen Fahrrädern fahren. Wie kommen diese Menschen dennoch zu aktivem Naturgenuss? Wie können sie Landschaften für sich erschließen, in denen andere Menschen wandern oder mit dem Mountainbike fahren? Eine Antwort darauf liefert das geländegängige Handquad Manul 4×4 des bayerischen Herstellers Tretzeug.

Wie bei einem Handbike kommt der Vortrieb primär aus der Armkraft. Ein Unterstützungsmotor hilft dabei, auch steile Anstiege oder holprige Wege zu erklimmen. Dank des Vierrad-Antriebs, des niedrigen Schwerpunkts und einer 24-Gang-Schaltung fährt das Handquad sicher und flott, wo mancher Mountainbiker bereits absteigt und schiebt. Am Heck lässt sich ein Rollstuhl befestigen. So erfahren viele Menschen mit diesem Offroad-Gefährt ein großes Stück Freiheit.

Velomobile World Bülk MK 1 – der Kabinenflitzer

Wer das zügige Dahinfliegen liebt und neugierige Blicke nicht scheut, ist mit den Modellen der Firma Velomobile World gut unterwegs. Die Carbon-Kabine des Bülk MK1, eine Weiterentwicklung des legendären Milan, schützt nicht nur vor schlechtem Wetter, sie sorgt auch für eine herausragende Aerodynamik und nimmt damit dem Fahrtwind als natürlichem Feind der Radfahrer den Schrecken.

Auch durchschnittlich sportliche Menschen erreichen mit so einem Kabinenflitzer ohne allzu große Anstrengung Geschwindigkeiten von mehr als 40 Stundenkilometern. Sehr sportliche Menschen freuen sich über ein absolut Wettkampf- und Rekordfahrt-geeignetes Velomobil. Das Bülk ist individuell konfigurierbar, hoch modular aufgebaut und für seine Gattung vergleichsweise kompakt. Dem Transport im Pkw steht nichts entgegen. Auch nicht das Gewicht, das bei schlanken 22 Kilogramm beginnt.

Chike – der Alltagsheld

„Lastenräder sind doch nur etwas für …“ Wer so denkt, hat sich vermutlich noch nie näher mit den Cargobikes der Kölner Firma Chike befasst. Denn die Chikes haben das Zeug zum Volks-E-Lastenrad – dank der hohen Alltagstauglichkeit, der Variabilität und eines sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnisses.

Im Prinzip gibt es das von einem Shimano-Motor angetriebene Chike in zwei Versionen: als Kindertransporter („E-Kids“) mit bis zu zwei Sitzplätzen in der wetterfesten Kabine und als Warentransporter („E-Cargo“) mit Ladefläche. Wenn die Kinder selbst mobil werden, hilft die Umbaumöglichkeit zwischen den beiden Systemen. In zahlreichen Tests haben die Chikes Bestnoten abgeräumt. Letzte Zweifler können sich auf der Spezialradmesse Spezi bei einer Testfahrt selbst überzeugen.

Über die Spezi

Die renommierte Spezialradmesse Spezi ist die weltweit führende Leitmesse rund um Fahrräder jenseits der „Diamant-Rahmen-Norm“: Ob Liegerad, Cargobike, Tandem, Faltrad oder Reha-Vehikel, die Aussteller der Spezi machen Menschen mobil. Nach einer pandemiebedingten Unterbrechung startet die Spezi 2023 unter neuer Leitung (des Liegeradherstellers Wolf & Wolf GmbH) und an neuem Standort in Lauchringen (Baden-Württemberg, Landkreis Waldshut).

Zur zweitägigen Messe (29. + 30. April 2023) gehören neben den Angeboten von Fahrrad- und Zubehörherstellern ein umfangreiches Samstagabendprogramm direkt auf dem Gelände, zahlreiche Vorträge sowie das beliebte „Erfinderlabor“, wo sich Hobby-Ingenieure mit Profis treffen.

Quelle / Fotos: spezialradmesse.de

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