Selbstständige bedroht, doch ohne Kleinunternehmen kein Aufschwung

Im Oktober hat sich das Geschäftsklima unter Selbstständigen weiter verschlechtert und liegt mit minus 22 Punkten auf dem drittschlechtesten, jemals gemessenen Wert. Der Hauptgrund dafür ist die aktuelle Geschäftslage, die sie mit minus 14,1 Punkten nochmals deutlich schlechter bewerteten als im Vormonat (minus 11,2 Punkte).

Die wirtschaftliche Lage der Selbstständigen ist im Oktober gegenläufig zur Gesamtwirtschaft, denn „die Gesamtwirtschaft konnte den Sinkflug vorerst stoppen”, sagt Katrin Demmelhuber vom ifo Institut. Dort verbesserte sich das Geschäftsklima erstmals wieder nach vier Rückgängen in Folge. Die größte Herausforderung für Selbstständige bleibt der Auftragsmangel, der im vierten Quartal erneut zugenommen hat.

Knapp die Hälfte der Selbstständigen gibt an, unter Auftragsmangel zu leiden (48,5 Prozent). In Folge fühlt sich mittlerweile fast jeder fünfte Selbstständige in seiner Existenz bedroht. Und das bei einer ohnehin historisch niedrigen Zahl an Selbstständigen und wenigen Neugründungen. Die Zahl der Selbstständigen nimmt laut statistischem Bundesamt seit 12 Jahren stetig ab.

Appell an die neue Bundesregierung: Unternehmergeist anfachen

In der vermutlich größten Krise der Selbstständigen, der Coronakrise, ging die Anzahl der Selbstständigen um knapp 11 Prozent zurück zwischen 2019 und 2020. Matthias Henze, CEO von Jimdo mahnt „Das gleiche droht jetzt wieder.” Doch genau das Gegenteil bräuchten wir: „Unternehmergeist ist die Quelle wirtschaftlicher Stärke.“

Geschäftsklima schlecht Existenzangst hoch
Geschäftsklima schlecht, Existenzangst hoch / © jimdo.com

„Was wir jetzt brauchen, ist eine Regierung, die diesen Unternehmergeist anfacht und den Selbstständigen den Rücken stärkt.” Denn, so Henze, “Unternehmertum beginnt im Kleinen: Selbstständige treiben Innovationen voran, diversifizieren die Wirtschaft und sorgen für mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt. Nicht umsonst werden sie als Rückgrat der Wirtschaft bezeichnet”.

Es geht um knapp 90 Prozent aller deutschen Unternehmen

Andreas Lutz, Vorstand des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD), unterstreicht den enormen Anteil der Selbstständigen an der deutschen Wirtschaft: „89 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind Selbstständige mit weniger als zehn Mitarbeitern.“

„Sich selbst mitgezählt, beschäftigen sie rund 8 Millionen Erwerbstätige – zehnmal mehr als die allgegenwärtige Automobilindustrie! Der Wahlkampf um eine bessere Wirtschaftspolitik darf sich jetzt nicht nur um die Industrie und große Unternehmen drehen, sondern muss auch Lösungen für die große Zahl der Selbstständigen bieten.” (Quelle: Mikrozensus und KMU Data Hub)

*Der Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex für Selbstständige befragt monatlich 1.650 Solo-Selbstständige (ohne Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen) sowie Kleinstunternehmen (mit bis zu 9 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen)

Quelle / Fotos: jimdo.com

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