Nach Rostock zur Hansesail und die „Eye of the Wind“ sehen

Im Jahr 1976 trat ein Segelschiff seine „zweite Jungfernfahrt“ an, das heute längst als Legende unter den letzten noch erhaltenen Windjammern gilt: Die Eye of the Wind erhielt vor 40 Jahren ihren heutigen Namen, ein unverwechselbares Aussehen und eine neue Bestimmung. Im Juli und August macht das seetüchtige Schmuckstück mit den markanten rotbraunen Segeln die Leinen in der Hansestadt Rostock fest – so wie vor genau 100 Jahren.

Zeitreise – vom Rostocker Frachtsegler zum Hollywood-Star
Die maritime Vergangenheit der seetüchtigen Brigg beginnt bereits im Jahr 1911. Auf der Lühring Werft in Brake an der Unterweser gebaut, wird das Schiff zunächst auf den Namen Friedrich getauft und im Hamburger Schifffahrtsregister eingetragen.

Vor genau 100 Jahren geht das Schiff an einen Rostocker Reeder, der es für den Handel auf der Ostsee einsetzt. Von 1916 bis 1924 bleibt Rostock Heimathafen und Umschlagplatz, bis die Folgen der Wirtschaftskrise in der Weimarer Republik einen Weiterverkauf nach Schweden notwendig machen.

Nach mehreren Eignerwechseln und Namensänderungen, einer Strandung und einem Brand im Maschinenraum scheint das Ende im Jahr 1970 unausweichlich. Stattdessen beginnen englische Segelschiffs-Enthusiasten damit, den Rumpf komplett neu aufzuriggen.

Tommy Lee Jones und Jeff Bridges als Kapitäne
1976 ist der Zweimaster unter seinem neuen Namen Eye of the Wind dann bereit, großen Abenteuern auf See entgegen zu fahren. Einer Umrundung des Globus folgt die Expeditionsreise „Operation Drake“ unter der Schirmherrschaft Seiner Königlichen Hoheit Prince Charles, der das Schiff persönlich einige Meilen lang auf die See hinaus steuert.

Die majestätische Erscheinung des Großseglers erregt in der Filmbranche Aufmerksamkeit, und so trotzt die Eye of the Wind auch vor der Kamera wilden Stürmen, strandet, brennt aus und sinkt.

Namhafte Hollywood-Stars wie Brooke Shields und die beiden Oscar®-Preisträger Tommy Lee Jones und Jeff Bridges nehmen auf dem Schiff das Steuerrad in die Hand. Im Film „White Squall – Reißende Strömung“ und in anderen Abenteuerstreifen dient die segelnde Hollywood-Diva als Handlungsschauplatz und Filmkulisse.

Eye of the Wind
Die Brigg „Eye of the Wind“ hat Hollywood-Erfahrung

Von Rostock nach Rotterdam und über alle Meere
Rund um die diesjährige Hanse Sail wird die Eye of the Wind rund einen Monat lang in ihrem ehemaligen Heimathafen Rostock bleiben. Neben Ostsee-Törns und Tagesfahrten steht auch ein planmäßiger Werft-Aufenthalt bei einem renommierten Schiffbaubetrieb an der Warnow auf dem Programm.

Frisch restauriert fährt die „segelnde alte Lady“ dann als gern gesehener Stammgast und als ältestes rahgetakeltes* Fahrzeug unter den mehr als 150 Teilnehmerschiffen zur Hanse Sail.

Interessierte See- und Seh-Leute haben die Möglichkeit, den Großsegler im Rostocker Stadthafen am Liegeplatz 81 in seinen vollen Dimensionen aus der Nähe anzusehen, von der Stammbesatzung Fragen beantworten zu lassen und natürlich die begehrten Bordstempel zu sammeln.

Als ziviles Segelschulschiff zertifiziert, werden mit der Eye of the Wind heute Segeltörns für Urlaubsgäste durchgeführt. Interessierte Mitsegler sind an Bord jederzeit willkommen – seglerische Vorkenntnisse sind nicht notwendig, die aktive Teilnahme am Bordbetrieb erfolgt stets auf freiwilliger Basis.

Um insbesondere Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Zugang zum „Sailtraining“ und zur traditionellen Seemannschaft zu erleichtern, können Törn-Teilnehmer/innen im Alter von 16 bis 25 Jahren bei ausgewählten Reisen als „Segel-Trainees“ mitfahren.

Den Abschluss der Segel-Saison 2016 bilden ein Schottland-Törn durch den Kaledonischen Kanal, das sagenumwobene Loch Ness und zu den Inneren Hebriden sowie Besuche in Dublin und Rotterdam, bevor das Schiff mit seiner Besatzung und mitsegelnden Gästen auf den Kanarischen Inseln überwintert.

*Rahen = Querhölzer an den Masten

Steckbrief Eye of the Wind
•    Schiffstyp: Brigg
•    Baujahr 1911
•    Länge 40,23 m, Breite 7,01 m
•    2 Masten; 750 m2 Segelfläche
•    6 komfortable Kabinen für 12 Gäste
•    Modernste Sicherheitsstandards
•    Salon mit Bordbibliothek, Decksalon, Sonnendeck
•    Funk (weltweit), Satellitentelefon, Fax, Internet

Foto / Quelle: H.-P. Bleck, Forum train & sail GmbH, eyeofthewind.net

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