Galerie Jens Goethel zeigt Werke von Corinne von Lebusa, Laura Eckert und Carina Linge

In der Ausstellungsreihe Loft V zeigt die Galerie Goethel Werke von Corinne von Lebusa, Laura Eckert und Carina Linge. Unter dem Motto „Vielleicht auch nur ein Nachhall dessen, was war, ist oder sein wird“ gibt es viele Werke aus den Bereichen der Kunst wie Zeichnungen, Skulpturen und Fotografien zu bestaunen.

WO: Die Ausstellung ist zu besuchen in der Hegestrasse 11 b, Hinterhof, 3 St. in Hamburg

WANN: Zeitraum: vom 23.04. –  28.05.2016 nur nach Vereinbarung

Carina Linge (*1976 in Cuxhaven, lebt in Leipzig) bezieht sich in ihren Fotografien auf die Motive der europäischen Kunstgeschichte bis hin zum 19. Jahrhundert. Auf den ersten Blick meinen wir ihre Bilder bereits zu kennen: Sie erinnern uns an Gemälde der italienischen Renaissance oder an niederländische Stillleben des 17. Jahrhunderts. Doch da ist immer etwas, das uns in die Gegenwart zurückholt.

Die Künstlerin nutzt unser Wissen über Allegorien und Symbolik als probates Mittel, um Tiefergehendes über porträtierte Personen zu erzählen. Ihre Arbeiten sind geprägt von Erinnerungen, Projektionen, Beziehungen und Gefühlen, die dem Dargestellten anhaften. Carina Linge bezieht sich auf die Vergangenheit, auf Dinge, die nie da gewesen sind, vermisst oder gar begehrt werden.

Scheinbare Leerstände werden vom Betrachter mit persönlichen Assoziationen, Erfahrungen und Sehnsüchten gefüllt. Denn es ist die eigene Imagination, die Begehren provoziert. Durch die Präsentation in Form von Tableaus, werden ihre Arbeiten zudem in ein Bezugssystem gesetzt, das im Zusammenspiel der verschiedenen Motive und Symbole weitere Assoziationen evoziert.

Die nächtliche - zu sehen in der Ausstellung der Galerie Goethel
„Die Nächtliche“ von Corinne von Lebusa – zu sehen in der Ausstellung in der Hegestrasse

Auch Corinne von Lebusa (*1978 in Herzberg, lebt in Leipzig), thematisiert Sehnsüchte, Ängste, Projektionen. Sie arbeitet mit Zeichenstiften, Aquarell- und Ölfarben und schafft meist kleinformatige, surreale Collagen und Zeichnungen, in denen sie das Beziehungsgeflecht der Geschlechter reflektiert.

Mit ihrer subjektiven Mystik erschafft sie uns die wunderbare Welt eines privaten Kosmos. Die Leichtigkeit und Flüchtigkeit scheinbar banaler Gedanken verbergen geschickt die Brüche im Ensemble. Die Bilder der Künstlerin weisen uns die Rolle eines Voyeurs zu, so als schauen wir uns Unerlaubtes an.

Die Antwort ergibt sich aus der heiteren Unschuld, welche die Bilder ausstrahlen. Und doch bleibt das Auge im behaglichen Gleiten über die Bildoberfläche hängen, im Augenwinkel erhebt sich ein kleiner Grad, der schmerzt. Eine fehlende Nase, rote Tränen, ein Gesicht bestehend nur aus Augen, schwarze Haut, eine perfekte Brust, halb übertüncht.

Helligkeit, Leuchtkraft und Lebendigkeit werden konterkariert von Dunkelheiten, formalen Irritationen und vermögen den Arbeiten von Corinne von Lebusa eine überraschende Tiefgründigkeit zu verleihen. Abgeschnittene Gliedmaßen, merkwürdige Unfälle bremsen uns, lassen in uns nach einer Resonanz auf eine Botschaft forschen.

Skulptur von Laura Eckert
Skulptur von Laura Eckert

Ganz gleich ob in stolzer Haltung ausformuliert oder fragmentarisch noch im Entstehen oder schon in Auflösung begriffen, die meist überlebensgroßen Skulpturen aus Holz und Stein von Laura Eckert (*1983 in Trier, lebt in Leipzig) zeigen ein Arsenal von Gestalten, welche das Ideal der Ganzheit obsolet werden lassen.

Die wuchtigen Ganzkörper, die Torsi, Köpfe, Büsten – teils klassisch erhaben auf Sockeln präsentiert, teils wie zur Obduktion auf Paletten oder Seziertischen abgelegt –wirken empfindlich, schutzlos, zerrissen. Die Köpfe ihrer Serie „N.N.“ mit den fein ausformulierten Gesichtszügen mögen an Porträtbüsten der Renaissance erinnern, doch hinter der schönen Oberfläche arbeitet etwas.

Davon zeugen Risse und Wucherungen, derbe Schnitte und Schürfungen, Abbrüche und grobe Ergänzungen des Holzes. Diese Brüche lassen die gefühlte Distanz zum Ideal, die unerfüllte Gegenwart, schmerzlich spürbar werden. Ihre Werke sind konzentriert und vertiefend auf ihr metaphorisches Vermögen ausgerichtet und damit herausfordernde Reflexionen der condition humaine.

Betrachtet man die Arbeiten der drei Künstlerinnen, spürt ihnen nach, so wird eines ganz deutlich: sie zeichnen ein sensibles Abbild unserer Generation, die sich zwar grenzenlos bewegen und bilden kann, deren Irritationen, Ängste und unerfüllte Sehnsüchte zugleich die Kehrseite jener Freiheit spiegeln, welche die Moderne dem Individuum eröffnet.

Doch anders als mögliche soziologische Deutungen des Themas berühren die Arbeiten stark emotional und treffen den Betrachter auch dort, wo die Ratio nur noch wenig Regulationskraft besitzt: in den existentiellen Ahnungen des Zusammenhanges von Verletzlichkeit und Kälte, Sinnlichkeit und Tod.

Der Brief von Carina Linge
„Der Brief“ von Carina Linge

Vita – Carina Linge
Von 1997 bis 2000 studierte Carina Linge an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald Kunst und Germanistik (Lehramt). 2000 – 2006 folgte das Studium „Freie Kunst“ an der Bauhaus-Universität Weimar bei Prof. Elfi Fröhlich und Prof. Norbert W. Hinterberger. Nach ihrem Diplom im Jahr 2006 erhielt sie jeweils im WS 2007 und im SS 2014 einen Lehrauftrag an der Bauhaus-Universität Weimar.

Die Arbeiten von Carina Linge befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, wie u.a. in der Sammlung Deutscher Bundestag, dem Angermuseum Erfurt, den Kunstsammlungen Jena, Fundación Banco Sabadell und in der Sammlung SØR Rusche und wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. Institutionelle Einzelausstellungen waren u.a. in der Kunsthalle Harry Graf Kessler in Weimar, in der Kunsthalle Erfurt und im Kunsthaus Erfurt zu sehen.

Im Rahmen von institutionellen Gruppenausstellungen in Japan, USA, Südkorea, Weißrussland, Georgien, Niederlande, Schweiz, Spanien und Österreich wurden ihre Arbeiten auch einem internationalem Publikum vorgestellt.
2008 erhielt sie ein Arbeitsstipendium für zeitgenössische Kunst des Freistaates Thüringen und 2009 ein Arbeitsstipendium von der Kulturstiftung Thüringen.

2010 wurde sie zudem von der Stiftung Kunstfonds gefördert und für das Artist-in-Residence Programm „Pilotenkueche“ in der Baumwollspinnerei in Leipzig ausgewählt. 2014 erhielt sie ein Arbeitsstipendium von der Kunststiftung Sachsen-Anhalt.

Vita – Corinne von Lebusa
1998 begann Corinne von Lebusa ein Studium in der Fachrichtung Mode- und Graphikdesign an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und setzte es 2001 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in der Fachklasse Malerei bei Arno Rink fort. 2005 bis 2008 war sie Meisterschülerin von Neo Rauch, von dem sie ihr Diplom der Malerei erhielt.

2010 erkannte ihr die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen ein Arbeitsstipendium zu. 2012 erhielt sie ein Arbeitsstipendium der Kunstresidenz Bad Gastein. Ihre Arbeiten befinden sich zahlreichen Sammlungen, wie u.a. in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Olbricht Collection und in der Sammlung SØR Rusche.

Institutionelle Einzelausstellungen waren u.a. in der Stadtgalerie Schwaz und im Museum Haus Konstruktiv in Zürich zu sehen. Durch zahlreiche Gruppenausstellungen in New York, Houston, aber auch in Budapest, Wien und Zürich erhielten Lebusas Arbeiten auch international eine hohe Aufmerksamkeit. Lebusa gilt als eine Repräsentantin der zweiten Generation der „Neuen Leipziger Schule“.

Vita – Laura Eckert
Laura Eckert studierte 2003 – 2005 Ethnologie, Soziologie, Politik und Kunstgeschichte an der Universität in Leipzig und Halle. 2005 begann sie das Studium der Kunstpädagogik an der Burg Giebichenstein in Halle. 2006 wechselte sie in den Fachbereich Bildhauerei bei Professor Göbel und ab 2008 bei Professor Raetsch.

Ihr Diplom erhielt sie 2011. 2012 folgte der Umzug nach Leipzig durch ein Atelier- und Ausstellungstipendium des „a room that“ der Contas KG auf der alten Baumwollspinnerei (2012-2014). 2012 erhielt sie ein Arbeitsstipendium des Landesverwaltungsamtes Sachsen Anhalt.

2014 wurde ihr der Rambouxpreis der Stadt Trier verliehen. 2015 folgte die erste große institutionelle Einzelausstellung im Drents Museum, Assen in Holland. Zur Ausstellung erschien ein umfassender Katalog. Ihre Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland, Österreich, Holland und Belgien.

Foto / Quelle: Galerie Goethel

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