Nach Brexit: Deutsche Unternehmen rechnen mit sinkenden Exporten

Die deutsche Wirtschaft spürt bereits die ersten Effekte des britischen Austritts aus der Europäischen Union. So korrigierte der Spitzenverband DIHK – der Deutsche Industrie- und Handelskammertag – seine Prognosen für die Jahre 2016 und 2017.

Während vor Wochen noch von einem Zuwachs der Exporte die Rede war, geht man nun von einem Rückgang aus. Wie es um die Aktien und Indizes steht, wie man an der Börse reagieren soll und wie die Prognosen aussehen – Infos dazu findet man auch auf der Homepage der IG.

Merkel glaubt, dass es zu keinen spürbaren Auswirkungen kommen wird
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag sprach vor wenigen Wochen noch von einem Exportplus. Die Prognosen lagen bei einem Zuwachs von 5 Prozent. Nun erwartet der DIHK einen Rückgang von 1 Prozent im Jahr 2016 und 5 Prozent im Jahr 2017.

Eric Schweitzer, Verbandspräsident des DIHK, ist sicher: „Der Brexit wird der deutschen Wirtschaft Schaden zufügen“. Die DIHK-Zahlen konterkarieren aber die Aussagen Angela Merkels. Die Bundeskanzlerin ist überzeugt, dass der Austritt Großbritanniens keine grundlegenden Nachteile für die Wirtschaft bringen wird. „Bis jetzt halten sich die Untersicherheiten in Grenzen“, so Merkel.

Die Blitzumfrage des DIHK
Inwiefern der Austritt Großbritannien Deutschland trifft, kann anhand einer Blitzumfrage des DIHK gesehen werden. 5600 Firmen wurden befragt; viele der befragten Unternehmen waren der Meinung, dass bei den britischen Töchterunternehmen Personal eingespart werden müsse. Auch Investitionen werden in naher Zukunft gekürzt. Die Analyse des DIHK ist zudem die erste Firmenumfrage, seit sich die Briten für den Brexit entschieden haben.

Praktisch alle auf dem falschen Fuß erwischt
Praktisch alle auf dem falschen Fuß erwischt

Wann erholt sich die britische Währung?
Großbritannien zählt zu den wichtigsten Partnern Deutschlands. Neben den USA und Frankreich rangieren die Briten auf dem dritten Platz. Im Jahr 2015 lieferten die deutschen Unternehmen Güter und Waren im Wert von rund 90 Milliarden Euro auf die Insel. Betrachtet man die Zahlen des Imports, liegt Großbritannien in den Top 10 der größten Nationen.

Zahlen, die sich jedoch schnell ändern können. „Es wird definitiv weniger Exporte geben. Die Investitionen sowie Beschäftigungspläne werden wohl zurückgefahren. Viele Menschen fürchten Handelshemmnisse“, so Schweitzer. Grund der Prognosrevision war die kräftige Abwertung des Pfunds, der britischen Währung.

Der europäische Binnenmarkt ist auf dem Prüfstand
Betrachtet man die Lage aus Sicht der deutschen Wirtschaft, ist es nun von Bedeutung, die Verhandlungen, die über das Ende der Mitgliedschaft geführt werden, im Gleichgewicht verbleiben, so dass weitere Handelsbeziehungen nicht in Gefahr geraten. Das Ziel muss sein, einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt aufrecht zu erhalten. „Rosinenpickerei“, so Schweitzer“, „darf es definitiv nicht geben. Die Briten müssen jetzt Kompromisse eingehen“.

Die Umfrage im Detail
51 Prozent der befragten Unternehmer sind sicher, dass es längerfristige Einbußen im Bereich des Exports geben wird. 27 Prozent rechnen mit einer länger als zwei Jahre andauernden Phase; es sind vor allem die rechtlichen sowie politischen Unsicherheiten, die dazu führen, dass die deutschen Unternehmer kritisch sind. Wenn weder die Politiker, noch die Experten wissen, wie es weitergeht, bleiben die Unternehmer kritisch.

Fakt ist, dass die heimischen Unternehmer jedoch ihre Investitionen zurückfahren werden. Es sollen weniger Mitarbeiter in den britischen Töchterunternehmen arbeiten. Mehr als ein Drittel aller befragten Unternehmen, die über ein Tochterunternehmen, eine Filiale oder eine Zweigstelle in Großbritannien haben oder planen, werden die Investitionen senken. 26 Prozent sind überzeugt, Personal abbauen zu müssen.

Britische Unternehmer möchten höhere Investitionen tätigen
Aus Sicht der britischen Konzerne sieht die Sache anders aus. Ein Fünftel möchte in deutsche Unternehmen investierten; rund ein Fünftel will mehr Personal in den deutschen Zweigstellen bzw.

Tochterfirmen einstellen. Der DIHK kann bislang auch nur Vermutungen anstellen, wie sich die Lage entwickeln wird. Bislang kann niemand zu 100 Prozent sagen, welche Auswirkungen der Brexit tatsächlich haben wird. Fakt ist: Die deutsche Wirtschaft wird den Austritt definitiv spüren.

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