Hamburger Containerschiff „King Justus“: Anleger verlieren viel Geld

Der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) hat die NordLB gemahnt, bei Schiffsfinanzierungen auch für eine ordnungsgemäße spätere Verschrottung der Schiffe zu sorgen. Bei Abschluss solcher Verträge müsse die Landesbank von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt „die Frage stellen, wie das Schiff am Ende seiner Lebensdauer abgewrackt wird“, sagte Wenzel im Radioprogramm NDR Info. Er erwarte, dass die NordLB dafür künftig Verantwortung übernehme.

Nach Recherchen von NDR Info und des ARD-Hörfunkstudios Neu Delhi hat die Landesbank 2012 zwei ältere Schiffe finanziert, die beide im vergangenen Jahr mithilfe von Zwischenhändlern aus der Europäischen Union nach Indien gebracht und dort unter fragwürdigen Umwelt- und Sicherheitsbedingungen verschrottet wurden. Auf einem der Schiffe, die zuvor einer Hamburger Fondsgesellschaft gehörten, starb ein Arbeiter bei einer Gasexplosion.

Schiffsbeteiligungen haben keinen guten Ruf
Schiffsbeteiligungen haben keinen guten Ruf

Die NordLB wollte den konkreten Fall auf Nachfrage nicht kommentieren. Ein Sprecher betonte jedoch, dass „Fragen der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit“ für die NordLB „von hoher Bedeutung“ seien. „Bei der Frage, wo und wie Schiffe, nachdem sie außer Betrieb genommen worden sind, verschrottet werden“, habe die Bank dem Sprecher zufolge keine Einflussmöglichkeit mehr, „da sich diese Fragen erst lange nach Beendigung der Finanzierung stellen.“

Ein Experte für Schiffsrecycling sagte jedoch, die Einflussmöglichkeiten bestünden in der zukünftigen Vertragsgestaltung. Wenn ein Eigner „das ganz klar formuliert und auch einen gewissen Kontrollmechanismus mit einbaut, dann kann er sehr wohl bestimmen, wo das Schiff hingeht und wie es recycelt wird“, so Henning Gramann von der Lüneburger Firma Green Ship Recycling Services.

Nach Angaben der Brüsseler Nichtregierungsorganisation Shipbreaking Platform wurden 2014 von 47 ausgemusterten Schiffen deutscher Reeder 32 in Indien verschrottet. Die dortigen Arbeitsbedingungen und der Umgang mit Schadstoffen werden seit langem von Umweltschützern kritisiert.

Der Verband Deutscher Reeder drängt auf die Umsetzung eines internationalen Abkommens, das das Verschrotten von Schiffen neu regelt. Die Großreederei Hapag-Lloyd hatte als erstes deutsches Unternehmen im vergangenen Jahr erklärt, dass sie Schiffe künftig nur noch auf Werften verschrotten lassen will, die klar definierte Umweltstandards einhalten.

Foto / Quelle: Norddeutscher Rundfunk

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