Finkenwerder: Zentrum für angewandte Luftfahrtforschung

Seitdem in Hamburg, Berlin und Stuttgart Großbaustellen durch fehlerhafte Planung Millionen von Euros verschlingen, stehen Projekte dieser Art unter besonderer Beobachtung. Die Elbphilharmonie, der BER-Flughafen und Stuttgart 21 sind geradezu Paradebeispiele für eine schlechte Organisation. 2014 stand auch das geplante Zentrum für angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) im Fokus der Öffentlichkeit.

Nach diversen Differenzen mit dem privaten Investor übernahm schließlich die Stadt Hamburg die Kosten für den Bau des Forschungszentrums. Dabei fühlten sich Viele an das Sorgenkind Elbphilharmonie erinnert und befürchteten eine ähnliche Entwicklung. Nun ist jedoch klar: Der Bau wird keine zusätzlichen Kosten verursachen und wie geplant zum Jahreswechsel 2015/2016 in Betrieb genommen werden.

Was kann das neue TechCenter?

Die Eröffnung des ZAL am Hein-Saß-Weg auf Finkenwerder wird von dessen Hauptmieter Airbus sehnsüchtig erwartet. Der in einer U-Form angelegte Bau wird auf insgesamt 26.000 Quadratmetern Büros, Forschungslabore und –hallen bereitstellen. In den Räumlichkeiten will Airbus vor allem ein neues Nietverfahren mit Robotern entwickeln und testen. Damit sollen künftig 50 statt 42 Maschinen vom Typ A320 im Monat produziert werden können. In den beiden größten Hallen des Gebäudes werden sowohl eine komplette Flugzeugrumpfattrappe als auch ein riesiges Akustik-Testlabor zu finden sein.

Luftfahrt in Hamburg
Luftfahrt in Hamburg

In Letzterem sollen Lautsprecher einen Schalldruck von 140 Dezibel erzeugen, was Forschungen möglich macht, die bisher nur im Flug simuliert werden konnten. 500 Quadratmeter des ZAL sollen der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, der Technische Universität Hamburg-Harburg, der Helmut-Schmidt-Universität und der Universität Hamburg für zehn Jahre kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Dabei soll vor allem das Zusammenwirken der Luftfahrt, des Schiffbaus und der Windkraftbranche im Mittelpunkt der Forschung stehen. Insgesamt kostet der „TechCenter“ 82,4 Millionen Euro.

Stabile Konjunktur trotz sinkender Investitionen

Die Übernahme der Kosten des Großprojektes auf Finkenwerder durch das Land zeigt, was auch eine aktuelle Konjunkturumfrage bestätigt: Privatinvestoren gehen immer weniger Risiko ein. 29 Prozent der norddeutschen Unternehmer planen für das Jahr 2016 mit Einschränkungen in den Investitionen. Gerade das Personalmanagement wird davon betroffen sein, denn die Ausgaben in diesem Bereich werden von vielen Unternehmen vernachlässigt.

Dabei zeigen Erfahrungen von Betrieben, wie beispielsweise Reachlocal, dass sich Investitionen in Mitarbeiter positiv auf deren Moral und damit nachhaltig auf den Unternehmenserfolg auswirken. Uli Wachholtz, Präsident der norddeutschen Unternehmerverbände, spricht von einer stabilen Lage des Arbeitsmarktes. Gerade in Hamburg sei die Konjunktur gut in Fahrt gekommen. Doch Wachholtz mahnt auch zur Vorsicht. In Zeiten von EU-Finanzkrisen und Konflikten in der Ukraine ist die unfreundliche Mittelstandspolitik der Regierung kein positives Signal, wie auch anhand der sinkenden Investitionen sichtbar wird.

Foto: Media Lotse

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